Freitag, 9. Februar 2018

Eaglemoss Nr.77: Romulanisches Shuttle

 

Einleitung

Es ist das Jahr 2374. Im Alpha-Quadranten wütet der Dominion-Krieg. Die Sternenflotte konnte zwar Deep Space Nine zurückerobern und den Vormarsch des Dominions stoppen, aber an den Fronten steigen die Verluste der Föderation und es zeigt sich kein Ende in diesem Konflikt.
Als das Dominion auch noch den Planeten Betazed, eine Kernwelt der Föderation, erobert, sieht Captain Sisko nur einen einzigen Ausweg: Die Föderation braucht einen neuen Verbündeten, koste es was es wolle. Das romulanische Sternenimperium hatte noch vor Kriegsbeginn einen Nichtangriffspakt mit dem Dominion abgeschlossen, aber diese Großmacht währe ideal um das Dominion endlich in die Zange zu nehmen. Sisko ist nun von der Idee besessen die Romulaner in den Krieg zu ziehen, wobei er buchstäblich einen Pakt mit jenem Teufel eingeht, der auf den Namen Garak hört.
Der ehemalige cardassianische Spion entwickelt den Plan eine holograpische Aufzeichnung zu fälschen, in der das Dominion plant, die Romulaner anzugreifen. Dafür engagieren Sisko und Garak den Fälscher Grathon Tolar, der eine ziemlich überzeugende Aufzeichnung programmiert. Jetzt fehlt nur noch ein hochrangiger romulanischer Delegierter, dem sie die Fälschung vorführen können.
Dafür lädt Sisko den hochrangigen Senator Vreenak zu einem geheimen Treffen auf DS9 ein.
Der Senator reist mit einem romulanischen Shuttle, das getarnt im Hangar der Station landet. Man zeigt im die gefälschte Aufzeichnung, die sich aber einer Untersuchung nicht standhält. Wütend reist der Senator ab, mit dem Versprechen diesen Täuschungsversuch öffentlich zu machen. 
Dann zwei Tage später die schockierende Nachricht, das Shuttle des Senators fiel einem Bombenattentat zum Opfer, das anscheinend vom Dominion begangen wurde. In den Wrackteilen fanden die Romulaner die Fälschung, halten sie aber für echt, da man annimmt, das sie lediglich bei der Explosion beschädigt wurde. In der Folge erklären die Romulaner dem Dominon den Krieg und die erhoffte Wende in diesem Kampf tritt endlich ein.
Doch der Anschlag wurde von Garak verursacht, der auch Tolar tötete um alle Verbindungen zu der Affäre zu beseitigen.

Das Shuttle im Hangar von DS9. (Bild: Memory Alpha)
Die Episode "In fahlem Mondlicht" zählt mit zu den besten Star Trek-Episoden, die je gedreht wurden. In dieser gerät Benjamin Sisko in ein moralisches Dilemma. Er muss lügen, betrügen intrigieren und am Ende lastet die buchstäbliche Mittäterschaft des Mordes an Vreenak und Tolar auf dem Gewissen des Sternenflottenoffiziers und es stellt sich die Frage, ob es das Richtige war all dies zu tun nur um den Krieg zu gewinnen. Sisko selbst sagt sich das ein schlechtes Gewissen nur ein geringer Preis für die Rettung des Alpha-Quadranten sei und er damit leben kann.
Als Zuschauer hat man am Ende der Episode Zweifel daran ob der Captain dies wirklich kann und man muss sich zwangsläufig die Frage stellen, ob man selber so handeln könnte.
Denn jeder Mensch hat in seinem Leben Dinge oder Entscheidungen getan, die meist schlimme Folgen nach sich gezogen haben. Vieles davon lässt einen im Leben nicht mehr los und die Erinnerung verfolgt einen dann Tag für Tag. Alles was bleibt, ist sich diese Erinnerungen immer wieder vorzuhalten und daraus zu lernen, um bei zukünftigen, ähnlichen Situationen dann das (vermeintlich) Richtige zu tun.


Das Gewissen treibt im fahlem Mondlicht. (Bild: Memory Alpha)

Das Modell

Das Modell des romulanischen Shuttles ist auch eine erstmalige Umsetzung von Eaglemoss und dies ist denen auch noch äußerst gut gelungen. Das Modell läßt sich gut mit seinem äquivalent des Sternenflotten-Runabouts aus Ausgabe 32 vergleichen. Das Shuttle ist in etwa gleich groß und dazu noch äußerst detailliert. Alle Positionslichter sind vorhanden; die beiden Einstiegsluken, das Cockpitfenster und auch die Oberflächenstruktur wurden insfesamt sehr fein wiedergegeben. Auch die Wahl der Grundfarbe kann sich sehen lassen, denn dieser Grün-Metalic Ton ist richtig gut gelungen. Richtig schön finde ich das romulanische Hoheitsabzeichen, das bei der kleinen Größe sogar zweifarbig aufgedruckt wurde. Ebenfalls auf der Oberseite wurde auch die Schiffsbezeichnung mit romulanischen Buchstaben bedacht, die man auch auf den Warpgondeln erkennen kann. Die Gondeln erhielten natürlich auch Klarteile. Niedlich ist auch der "Papageienschwanz" des Schiffes, der ein Hinweis auf den Designer des Shuttles ist.
Obwohl man das Modell als richtig schön bezeichnen kann, so gibt es doch ein, zwei klitzekleine Kritikpunkte. Die Klarteile an den Gondeln des romulanischen Antriebs sind doch immer Grün. Warum die bei dem Modell in Blau umgesetzt wurde ist daher ein wenig unverständlich. Auch wenn alle Positionslampen vorhanden sind, hätten diese ruhig in den entsprechenden Farben versehen werden können.

Das Cockpit und die Backbord-Einstiegsluke.
Richtig schön finde ich das Hoheitsabzeichen...

...und die romulanische Beschriftung auf der Oberseite.

Blau statt grün. Ein kleiner Fehler hat sich bei den Klarteilen eingeschlichen.

Auf der Unterseite erkennt man sogar die Luke für die vordere Landestütze.

Die Halterung

Die Halterung wird über die Gondelpylone geschoben und bietet keinen Grund zur Kritik.

Begleitheft

Richtig gut fand ich den Artikel über die Enstehung des Shuttles. Obwohl die sechste Staffel von "Star Trek - Deep Space Nine" schon im Zeitalter der computeranimierten Studiomodelle produziert wurde, wollte der Effekt-Supervisor Gary Hutzel die Szene, in der das Shuttle auf DS9 landet, noch mit konventionellen Modellen drehen, da ihm das besser gefiel. Der Designer Doug Drexler zeichnete das Konzept des romulanischen Shuttles, wobei er sich von seinem Papagei inspirieren ließ, was man unschwer am Heck seines Entwurfs erkennen kann.
Die letzten Seiten befassen sich mit einem Bericht über den Schauspieler Andrew Robinson, der Elim Garak spielte. 

Doug Drexler mit seinem Papagei.

Spezifikationen

 

Daten zum Modell

 

L x B: ca. 120 mm x 75 mm
Höhe mit Stand: ca 70 mm
Material: Kunststoff und Metall
Hersteller: Eaglemoss Collections 2017


Bewertung und Fazit

Das Modell des romulanischen Shuttles ist eine kleine Augenweide, mit nur ganz kleinen Kritikpunkten.



Mittwoch, 7. Februar 2018

Turons Senf zur vierzehnten Folge Discovery




Spoilerwarnung.

Diese Rezension enthält massive Spoiler auf die vierzehnte Discovery-Folge "Flucht nach vorn" und sollte nur dann gelesen werden, wenn man diese und die vorangegangen Episoden bereits gesehen hat.


I. Einleitung.
Dieses Mal will ich es ganz bewusst aus der Rezension ausklammern:
Die Serie Discovery ist das Produkt einer sorgfältigen Arbeit.
Auch dieses Mal gibt es außergewöhnliche Ansichten, beeindruckende Szenenbilder und einen fesselnden Soundtrack. Es ist eben State-of-the-Arts, was da präsentiert wird, wobei nur selten traditionelle Stilmittel bemüht werden, die vor J.J. Abrams Star Trek ausgemacht haben.
Dahingehend betritt Discovery definitiv Neuland und hebt sich von seinen Geschwistern deutlich ab. Sie markiert einen spürbaren Neuanfang, den sie optisch, erzählerisch und auch inhaltlich vertritt.


II. Story.
Zurück im Heimatuniversum werden Captain Saru und seine tollkühne Crew mit den Auswirkungen des Krieges gegen die Klingonen konfrontiert, als Admiral Katrina Cornwell die Discovery übernimmt. Stück für Stück wird allen Beteiligten klar, dass ein Sieg gegen die Klingonen nur dann möglich ist, wenn man das Kampfgeschehen von der Erde zurück zur Heimatwelt der Kriegerkultur bringt.
Schlüssel zum Erfolg ist ein Plan, den Michael Burnham nach einem Gespräch mit der Imperatorin des Spiegeluniversums ausheckt. Doch ihr Plan hat einige Schwachstellen. Zum einen müssen die Admirale der Sternenflotte davon überzeugt werden und zum anderen benötigt die Discovery zur Ausführungen dringend neue Pilzsporen, um den Myzel-Antrieb nutzen zu können. Und als wäre das noch nicht genug, verfolgt auch die Imperatorin mit diesem Plan ganz eigene Ambitionen…


III. Lobenswerte Aspekte.

Charaktermomente.
Auch wenn man vieles an Discovery bemängeln kann, kommt man nicht umhin seine Darsteller zu loben.
In dieser Folge hat sich in meinen Augen insbesondere der Brite James Frain als Sarek hervorgetan – mal ganz abgesehen davon, ob sein Auftauchen ausgerechnet als Handlanger der später so sehr von ihm verachteten Sternenflotte jetzt unbedingt notwendig war.
Aber Frains Darstellung ist über jeden Zweifel an ihrer Sinnhaftigkeit erhaben, denn der Schauspieler kleidet seine mit einem dunklen und tiefsinnigen Humor ausgestattete Figur gleichermaßen mit einem stoischen Ernst, als auch einem unsichtbaren Lächeln im Gesicht. Hinzu kommt in dieser Episode ein wahrlich düsterer Anstrich, als Sarek beginnt, Fragen mit Gegenfragen auszuweichen, seine Ziehtochter in puncto Mittelwahl zu hintergehen und Opfer einer vermeintlichen Logik zu werden, die zwar nicht unvulkanisch, aber dafür extrem unmoralisch ausfallen dürfte. Es mutet beinahe ein wenig danach an, als würde er in die Fußstapfen Lorcas treten oder sich zumindest von einer ähnlich drastisch argumentierenden Person blenden lassen.
Das perfekte Gegenstück zu diesem Charakter bildet Sylvia Tilly.
Mal ganz ehrlich: Tilly ist nicht perfekt. Weder ist sie so gertenschlank wie Hollywood es vorgibt, noch ist ihr Charakter ein Muster menschlichen Edelmutes. Stattdessen sabbert sie im Schlaf, redet eindeutig zu viel und bedient sich einer wenig feinen Ausdrucksweise.
Und dennoch kommt immer wieder ihr die Aufgabe zu, den  Zuschauer an das Beste im Menschen zu erinnern. Mit ihrem naiven Optimismus oder ihrer optimistischen Naivität bildet sie einen Anker aus Anstand und Moral für Burnham, Stamets und eigentlich jeden, der die Serie sieht.
Der große Verdienst Paul Stamets' in dieser Folge war es hingegen, wieder so etwas wie ein Stück Forschergeist in die Serie gebracht zu haben, nachdem der allgemeine Fokus viel zu lange nur auf Krieg, Mord und Totschlag gelegen hat. Seine Szenen zur Genesis-artigen Pilzneuzüchtung fühlten sich wie eine Oase in einer lebensfeindlichen Sandwüste an, die weit mehr Anklänge an den ursprünglichen Star-Trek-Gedanken boten als der Großteil der restlichen Einstellungen.


Und auch wenn der Kelpianer Saru sich kommandotechnisch wieder zurücknehmen musste, blieb auch er jemand, der mittlerweile in das Amt eines Captains hineingewachsen ist und sowohl die taktischen, moralischen und zwischenmenschlichen Fähigkeiten zeigt, die für den Platz auf der Mitte der Brücke notwendig sind. Wenn ich allerdings seine Gefahrenganglien in Erscheinung treten sehe, frage ich mich von jetzt an stets, wie sie wohl schmecken würden…
Ash Tylers Auftritte waren von Licht und Schatten begleitet. Strahlen konnte er vor allem, wenn ihm eine der edelsten menschlichen Emotionen zuteilwurde: Vergebung.
Einige der großartigsten Szenen der gesamten Folgen, nämlich seine Begegnung mit Stamets und jene mit seinen Crew-Kameraden in der Messe zeigten deutlich die Nuancen, die dieser Begriff bietet.
Doch auch die mit Abstand fürchterlichste Szene der Folge geht auf sein Konto. Seine Begegnung und Aussprache mit Burnham hatte so schmerzhaft fremdschämenswerte Seifenopernzüge, dass man sich selbst als Zuschauer lieber ins luftleere Vakuum des Alls als in diesen Raum gewünscht hatte. Manchmal kam außerdem der Gedanke auf, dass Shazad Latif nur wegen seiner erstaunlichen Fähigkeiten zum Dackelblick mit dieser Rolle betraut wurde. So blieb sein Auftritt zwischen Genie und Wahnsinn und hinterließ trotz einiger Hochmomente am Ende einen sehr faden Beigeschmack.


Und damit will ich noch nicht einmal sagen, dass ich Burnhams Motivation, Tyler aus dem Wege zu gehen, nicht nachvollziehen kann. Ihr vermeintlicher Abschied von Tyler verwischt aber jegliche Spur verständlicher Motivation, um irgendwo zwischen Rosamunde Pilcher und Roland Kaiser Schiffbruch zu erleiden.
Geärgert hat mich zudem, dass sie sich schon wieder als Spielball fremder Interessen einspannen lässt, vor allem, weil sie schon wieder nicht in der Lage ist, ihre persönlichen Gefühle unter Kontrolle zu halten. Es ist ein wenig so, als wäre sie gerade mit dem Kopf gegen die Wand gelaufen nur um aufzustehen und das gleiche noch einmal zu tun.
Widersprechen muss ich bei aller Kritik an ihrer Figurenmotiviation allerdings, wenn mal wieder Reue als vermeintliches Übel ins Feld geführt wird. So kurz vor Ende wage ich an dieser Stelle einmal die Prognose, dass genau dieser Aspekt ihrer Menschlichkeit nicht nur zu ihrer großen Stärke werden wird, sondern am Ende (also in der nächsten Episode) wohl den Tag retten dürfte.
Ihr Spiegeluniversums-Entführungsopfer Philippa Georgiou hatte ungleich weniger Raum und verwandelte sich von einem vergleichsweise vielschichtigen Charakter in der letzten Folge zurück in den typischen Spiegeluniversumsbewohner, um – kaum verschleiert – die Position Lorcas an Bord der Discovery neu zu besetzen.


Ein Totalausfall in meinen Augen bildete aber erst Admiral Katrina Cornwell. In einem Anflug wirren Wahns schießt sie auf wehrlose Glückskekse, verliert mitten in einer Gefahrensituation die Kontrolle über sich sowie das ihr anvertraute Schiff und lässt immer wieder wehrkraftzersetzende Äußerungen fallen.
Am Ende fragt man sich, ob sie es in irgendeiner Form besser als jener Lorca macht, dem sie ähnliche Verhaltensweisen vorgehalten hatte. Zudem ist nicht unbedingt klar, warum ausgerechnet sie derlei Reaktionen zeigt, da sie vertrauter mit dem aktuellen Krieg ist als jeder andere an Bord, dem man entsprechende Reaktionen vielleicht noch nachgesehen hätte.
Für die übrigen Schauspieler wie L'Rell oder Doktor Pollard gab es nur wenig Platz zu Entfaltung. Immerhin kann man die vermehrte Zeit, die die Kamera Nebenrollen wie Detmer, Airiam oder Bryce gönnte, als positives Zeichen für die kommende zweite Staffel deuten.


Der Krieg als Metapher.
Noch in der letzten Woche habe ich an dieser Stelle kritisiert, dass es Discovery nicht vermochte, tagesaktuelle Geschehnisse in adäquater Science-Fiction-Manier auf den Bildschirm zu transportieren. Diesen Vorwurf muss ich nunmehr zurücknehmen, denn den Drehbuchautoren ist eine glänzende Metapher auf asymmetrische Kriegsführung gelungen, ohne mit der Moralkeule wild um sich zu schlagen.
Sarek formulierte es wiefolgt:

"Durch die Abwesenheit eines Anführers haben die klingonischen Häuser sich wieder entzweit. Zu Beginn des Krieges haben wir gegen einen Feind gekämpft; jetzt bekämpfen wir vierundzwanzig. Sie liegen untereinander im Streit infolge ihrer unbeherrschten und kampflustigen Natur, aber trotz allem verbindet sie ein gemeinsames Ziel: Sie wetteifern um die Vorherrschaft indem jedes Haus versucht, die meisten Föderationsziele zu zerstören. Wir sind Kanonenfutter in ihrer feudalen Auseinandersetzung. Unsere Toten sind ihre Beute."

Dieses Dilemma zwingt uns eine spannende Frage auf:
Was macht eine Gesellschaft, die zwar bereit ist, im Angriffsfall militärisch zu antworten, aber einer Kriegsform gegenübersteht, gegen die sie kaum etwas auszurichten vermag?
Die gleiche Hilflosigkeit, mit der westliche Demokratien dem islamistischen Terror begegnen, zeigt sich hier an der Föderation. Der Gegner verhält sich traditionellen Vorstellungen der Taktik gegenüber unlogisch, stellt nicht einmal Forderungen und am Ende droht er einer utopischen, toleranten und fortschrittlichen Zivilisation den Garaus zu machen. Das ist deutlich subtiler als die Xindi-Sonde, die ausgerechnet die USA angreift, auch wenn man bei der Ansicht des klingonischen Heimatplaneten deutliche Zentren des islamischen Terrors (vor allem aus amerikanischer Sicht) wie die Küstenlinie von Marokko bis Ägypten und den Persischen Golf für meinen Geschmack etwas zu deutlich ausmachen kann.
Der einzige Schatten an dieser tollen Metapher ist die plumpe – sehr amerikanische – Lösung für das Problem (hier aus der Perspektive der Imperatorin):

"In meiner Welt ist Qo'noS kaum mehr als ein verkohlter Haufen Asche im All."

Der Ansatz, mit genügend Bomben auf ein konkretes Ziel den Konflikt auszulöschen, ist in der internationalen Politik mittlerweile als Irrweg erkannt worden und es besteht die – wohl mehr als berechtigte Hoffnung, dass Burnham und die Crew der Discovery einen anderen Weg finden wird, als dem geheimnisvollen Plan der Imperatorin zu folgen. Denn bislang scheint die Sternenflotte die Missetaten Burnhams noch einmal übertrumpfen zu wollen und hat offensichtlich nichts aus ihrem blinden Glauben an Lorca gelernt – eine weitere offensichtliche wie traurige Parallele an die Erfahrungen mit asymmetrischer Kriegsführung in unserer Zeit.



IV. Kritikwürdige Aspekte.

Die totale Verunsicherung.
Diescovery ist Fake News.
Sie füttert uns gezielt mit Falschinformationen, tritt gezielt mit punktuellen Bemerkungen in die Tränendrüse und hält somit das Gewissen eines jeden Zuschauers in Geiselhalft.
Das zeigt sich ganz besonders in dieser Episode.
Nachdem die erschreckende Karte aus der letzten Folge uns ein Ende der Föderation suggerierte, erfahren wir nun, dass nicht einmal zwanzig Prozent des Föderationsgebietes tatsächlich unter klingonischer Kontrolle stehen.
Klar wäre es nicht schön, wenn Österreich urplötzlich ganz Bayern besetzen würde (ca. 19,76% des Bundesgebietes), aber bedeutet das denn gleich automatisch, dass damit die ganze Bundesrepublik dem Untergang geweiht ist?
Immer wieder werden wir Zeuge von solchen Cliffhangern, die sich als überdramatisiert entpuppen (wie etwa Lorcas Aufenthalt in einer Agoniezelle), irreführende Erwartungen schüren und absichtliche falsche Fährten legen.
Hinzu kommen Kommentare auf arme Weisenkinder ("Kann denn nicht einmal jemandan die Kinder denken!?"), die wohl nicht nur auf Burnham, sondern auch den Zuschauern seine Wirkung haben sollen.
Am Ende glaubt man jedenfalls gar nichts mehr und zweifelt an allem.
Ist etwa Tyler wirklich nicht mehr Voq oder ziehen die Schreiber nochmal die Toten aus dem Grab?
Soll Lorcas Original wirklich im Spiegeluniversum ein Ende gefunden haben?
Bleibt Discovery wirklich ein Produkt der Original-Zeitlinie oder entpuppt es sich am Ende doch als eigenständige Realität neben den bislang bekannten?
Gerade, wenn man sich die Folgen noch einmal ansieht, erfüllt es einen mit Scham, dem ausgelegten Köder so bereitwillig geschluckt zu haben, voller Begeisterung nach Luft geschnappt zu haben und vor allem alles für bare Münze genommen zu haben.
Discovery bedient sich Propaganda-Mittel, die der Serie vor allem Glaubwürdigkeit kosten. Zwar liegt auch ein guter Teil ihrer modernen Spannung darin begründet, aber häufig geht dieser Trend zu Lasten der Figuren, deren Motivation darunter leiden.
Vor allem, weil diese Folge es schwer hat, auf eigenen Füßen zu stehen. Sie ist die erste Hälfte – nicht einmal der erste Teil! – einer längeren Episode, die die finale Lösung einläutet. Es wäre wünschenswert gewesen, dass man diese beiden Folgen (wie die ersten beiden ja auch) gleich im Doppelpack ausgestrahlt hätte.


Spiegelungen.
Manche Leute halten es ja für intelligentes Schreiben, wenn man die Erzählmuster spiegelt, um bestimmte Aspekte überdeutlich herauszukehren. Bei Discovery ist es aber längst krankhaft geworden, einzelne Aspekte ein ums andere Mal aus dem Kleiderschrank zu kramen.
So werden wir in „Flucht nach vorn“ einmal mehr Zeuge, wie Burnham jemanden fragt, wie man die Klingonen besiegt.
Wieder einmal muss ein Verräter sich an Bord der Discovery erst beweisen.
Und wieder einmal wird eine abgründige Figur mit Mut zu außergewöhnlichen Maßnahmen auf den Captains-Stuhl der Discovery gesetzt, um die Menschlichkeit aus Burnham und Co. herauszukitzeln.
Die Serie verliert sich mehr und mehr in lauter Motiven, die es in vorherigen Folgen bereits gegeben hat und nun wiederum gespiegelt, neuinterpretiert oder anderweitig ausgeschlachtet werden. Es ist wie in einem Sushi-Restaurant mit Fließband, auf dem die gleichen Speisen immer wieder an einem vorbeikreisen, ohne dass sich der Hauptgang blicken lässt. Auf der Leinwand manifestiert es sich vor allem in gähnend langweiliger Wiederholung eines immer gleichen Themas, dem man irgendwann nur noch achselzuckend Gleichmut entgegenbringen kann.


Logiklöcher und Kanonbrüche.
Ich kann mir nicht helfen, aber diese ganze Tyler-Voq-Verwandlungs-Prozedur macht umso weniger Sinn, je öfter man davon hört. Aber sie ist nur einer von vielen Aspekten, die an der Glaubwürdigkeit nagen.
Warum etwa sind im Enter-Trupp Cornwells so viele hochrangige Admirale anwesend? Ist es in dieser Situation nicht viel zu gefährlich, die wenigen verbliebenen Militärführer derart in Gefahr zu bringen?
Und was ist mit den anderen Kernwelten der Föderation? Warum versuchen die Klingonen nicht, Tellar, Vulkan oder Andoria anzugreifen, obwohl diese Planeten laut des verwendeten Kartenmaterials auf direktem Weg zu Erde liegen müssten?
Und wo sind die Klingonen, die laut Sarek den ganzen Quadranten durchkämmen?
Sie schaffen es weder, die Admirale, Sarek oder die Discovery in irgendeiner Form zu beeinträchtigen, noch eine frisch eroberte Sternenbasis zu sichern.
Vor allem aber die extensive Verwendung des omnipotenten Myzel-Netzwerks wird nahtlos fortgeführt. Nun wissen wir auch noch, dass das Wunderzeug problemlos auf jedem unbewohnten Mond neugezüchtet werden kann – dem erzählerischen Allheilmittel werden auch noch die letzten Beschränkungen vom Leib geschrieben.
Schade eigentlich.


V. Synchronisation.
Wieviel in der Übersetzung einer Star-Trek-Folge verlorengeht, merkt man spätestens, wenn aus "The War Whithout, The War Within" in der Sprache der Dichter, Denker und Diktatoren ein sprödes "Flucht nach vorn" wird.
Es gibt darüber hinaus die ein oder andere Ungereimtheit wie der Burnhams Satz "Das ist ein klingonisches Wappen. Von Haus D'Ghor!", die mir Bauchschmerzen bereiten. Andererseits stören mich die mitunter etwas flapsigen und saloppen Ausdrucksweisen ("Das können Sie Ihrer Großmutter erzählen.") weniger, denn die Charaktere wirken damit etwas lebendiger. Selbst das Duzen und Siezen findet eine sinnigere Verwendung, weswegen sich die deutsche Variante am Ende doch ruhigen Gewissens sehen lassen lann.


VI. Fazit.
"Flucht nach vorn" ist vor allem unfertig. Sie markiert den halben Weg zur endgültigen Lösung und sie als Einzelfolge betrachten zu müssen ist mehr Ärgernis als Wohltat. Sie weist die üblichen Logiklöcher auf, verliert sich völlig darin, vorherige Ereignisse in vermeintlich neuem Gewand erneut zu spiegeln und büßt ziemlich an Glaubwürdigkeit ein. Vor allem Tylers Aussprache mit Burnham bleibt ein Tiefpunkt der gesamten Serie.
Seine Rückkehr in den Schoß der Crew war aber auch einer der Höhepunkte. Daneben bot sie für Sarek, Stamets, Saru oder Tilly viel Raum zum Glänzen und verstand es erstmals, die Thematik einer asymmetrischen Kriegsführung stilvoll in ein Science-Fiction-Gewand zu füllen.

Bewertung.
Unfertiger Appetitanreger.






VII. Schluss.
Bei allem Neuanfang fehlt mir eine gewisse Kompromissfähigkeit. Nur allzu deutlich hat man sich stilistisch bei Abrams angelehnt (Lens Flares, Wackelkamera, Design) und sich bestenfalls vereinzelte Rosinen aus dem Rest herausgepickt.
Habe ich der Serie zu Anfang noch zugutegehalten, dass es dafür immerhin darauf verzichtet, eine ähnliche Schneise der Verwüstung zu hinterlassen, muss ich diesen Punkt nunmehr revidieren. Der Krieg gegen die Klingonen hat mehr als ein Drittel der Flotte vernichtet, die Sternenbasis Eins ist gekapert worden und von der Schlacht am Doppelstern will ich lieber erst gar nicht anfangen zu erzählen.
Dadurch ist vor allem ein tiefer Graben zu ausgerechnet jener Epoche entstanden, vor der man sich (unverständlicherweise) positioniert hat. Ein Kirk und seine Auseinandersetzungen mit den Klingonen wirken im Lichte der in "Flucht nach vorn" beschriebenen Ereignisse jedenfalls kaum mehr schlüssig.
Es wird sich im kommenden Staffelfinale zeigen, inwiefern die Autoren hier der inneren Chronologie Star Treks entgegenkommen und wenigstens versuchen, die bisherigen Widersprüche aufzulösen. Aber selbst wenn wir wissen, dass Qo’noS wohl nicht in Schutt und Asche gelegt wird, beruht ein großer Teil der Spannung darauf, wie man jetzt noch die erzählerische Kurve meistern wird.


Denkwürdige Zitate.

"Ich könnte Entschuldigungen vorbringen. Dass ich versucht habe, das terranische Imperium zu destabilisieren. Dass die Sternenflotte von ihrem Wissen über ein anderes Universum profitiert. In Wahrheit konnte ich sie nicht nochmal sterben sehen, Saru. Sie hatte mehr verdient. Ich entschuldige mich."
Michael Burnham über die Imperatorin

"Dass Lorca ein Betrüger aus einem anderen Universum ist, war nun wahrlich nicht der naheliegendste Schluss. Wir alle wurden getäuscht."
Sarek über Lorca oder die gesamte Serie

"Niemand hat die Absicht ihre Kultur zu zerstören."
Admiral Ulbricht oder so

"T'Kuvma… war ein engstirniger Idiot!"
Cornwell zu L’Rell

"Jeder Pfad der Logik führt zu dem selben Ergebnis: Die Taktik der Sternenflotte ist gescheitert. Wenn wir sie nicht anpassen, verlieren wir jede Hoffnung auf ein Überleben."
Sarek

"Doch es liegt auch Anmut darin, denn kann man sich eine größere Quelle für den Frieden vorstellen als seinen Feinden mit Liebe zu begegnen?"
Sarek zu Burnham

"Bereue niemals, jemanden zu lieben, Michael."
Sarek

"Als wir im Universum der Terraner waren, musste ich daran danken, wie sehr ein Mensch von seiner Umgebung geprägt wird.  Und ich glaube der einzige Weg um zu verhindern, dass wir so werden wie sie, ist zu verstehen, dass wir alle eine dunkle Seite in uns haben und sie zu bekämpfen."
Sylvia Tilly

Weiterführende Leseliste.
01. Rezension zu "Leuchtfeuer" und "Das Urteil"
03. Rezension zu "Lakaien und Könige"
04. Rezension zu "Sprung"
05. Rezension zu "Wähle Deinen Schmerz"
06. Rezension zu "Lethe"
07. Rezension zu "T=Mudd²"
08. Rezension zu "Si Vis Pacem, Para Bellum"
09. Rezension zu "Algorithmus"
10. Rezension zu "Nur wegen Dir"
11. Rezension zu "Der Wolf im Inneren"
12. Rezension zu "Blindes Verlangen"
13. Rezension zu "Auftakt zum Ende"
14. Rezension zu "Flucht nach vorn"
15. Rezension zu "Nimm meine Hand"


Montag, 5. Februar 2018

Eaglemoss Shuttle Nr.04: Typ 9 "Cochrane"

Einleitung

Die Sternenflotte entwickelt nicht nur neue Schiffsklassen, sondern parallel auch immer neue Shuttles. Der Typ 9 wurde als modernes Shuttle für die Intrepid-Klasse entwickelt, aber separat wird der Typ auch für andere Einrichtungen und Schiffe verwendet.Im Gegensatz zu älteren Shuttles besitzt der Typ 9 einen aerodynamischeren Rumpf und ist so wesentlich manövrierbarer bei Atmosphärenflügen. Das kleine Schiff bietet Platz für zwei Personen, kann aber auch von nur einem Piloten gesteuert werden. Bewaffnet sind diese Shuttles standardmäßig mit zwei Phaser-Emittern; können aber auch mit einem Mikrotorpedowerfer nachgerüstet werden.
Das wohl bekannteste Shuttle dieses Typs ist auf der U.S.S. Voyager NCC-74656 stationiert und wurde nach Zefram Cochrane benannt. Im Jahr 2372 experimentiert die Crew an diesem Shuttle mit einem Transwarpantrieb, der Geschwindigkeiten über Warp zehn ermöglichen soll. Die Versuche werden aber wegen nicht kontrollierbarer Nebenwirkungen eingestellt. Zwei Jahre später wird die Cochrane durch einen Warpkernbruch zerstört.

Die Cochrane. (Bild: Memory Alpha)

Im Inneren des Cockpits. (Bild: Memory Alpha)

Das Modell

Dieses besteht natürlich auch aus dem bestens bekannten Materialienmix. Die Unterseite und die Warpgondeln aus Kunststoff, der Rest aus Metall. Erfreulicherweise ist keine markante Trennlinie zwischen den Materialien zu erkennen, was das Modell zu einer guten Verarbeitung macht.
Sämtliche Beschriftungen wurden umgesetzt, der Name "Cochrane" ist gut und lesbar zu erkennen. Netterweise wurden den kleinen Warpgondeln auch blaue Klarteile für die Warpfeldgitter spendiert, aber im Gegensatz dazu wurden die Bussardkollektoren nur mit roter Farbe umgesetzt. Dies soll aber kein Kritikpunkt sein, da es bei der Größe nicht anders möglich gewesen wäre.


Das kleine Modell wurde mit allen Beschriftungen versehen.

Schön ist auch das Klarteil an den Warpgondeln.

Natürlich ist auch die Heckklappe zu erkennen.

Die Halterung

Zu dem Tischen braucht man wohl nicht mehr viel zu sagen.



Einmal Punktlandung bitte...
 
...ups, daneben. Kann ja mal passieren😋.

Begleitheft 

Mal ganz ehrlich, warum macht man sich überhaupt die Mühe? Das kleine Heftchen erzählt auf drei Seiten die Auftritte des Shuttles in der Serie und die restlichen beiden zeigen das Okudagram nochmal im Großformat.
Was ich bei diesen Heften immer schmerzlichst vermisse, sind ausführlichen Informationen wie das jeweilige Shuttle designt wurde.



Daten zum Modell

 

L x B: ca. 70 mm x 36 mm
Höhe mit Stand: ca 38 mm
Material: Kunststoff und Metall
Hersteller: Eaglemoss Collections 2017


Bewertung und Fazit

Das Begleichtheftchen ist natürlich eine Nullnummer, aber ernsthafte Kritikpunkte bietet das Modell dafür nicht. Das Typ 9 Shuttle wurde sehr gut umgesetzt und ist eine Bereicherung für Voyager-Fans.