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Donnerstag, 23. Februar 2012

Die Nacht der lebenden Osterhasen

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Nicht zu vergessen: DeForest Kelleys Ausflüge ins Gruselkabinett

Einleitung: Es soll ja Menschen geben, denen Mörderspinnen und Körperfresser vergleichsweise viel zu harmlos daherkommen. Recht haben diese Menschen!
Denn immerhin haben die Siebziger Jahre tatsächlich Filme hervorgebracht, die noch schlechter als die beiden zuvor angesprochenen Werke sind und heute munter in die Kategorie "Trash" (also so schlecht, dass es schon irgendwie wieder gut ist) eingeordnet werden. Aber ist das auch gerechtfertigt?
Da im Triumvirat nach Shatner und Nimoy natürlich noch DeForest Kelley alias Doktor Leonard "Pille" McCoy in unseren Star-Trek-Betrachtungen fehlt, holen wir dieses Versäumnis nun nach und präsentieren einen wahren Gruselschocker aus dem Jahre 1972:

c.) Night of the Lepus:

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Lehrreicher Blick zurück

Story: Elgin Clark (DeForest Kelley), der College-Präsident von Ajo/ Arizona, vermittelt einem in der Gegend ansässigen Rancher nachdem dieser sich bei ihm über einen massiven Populationsüberschuss von Hasen auf seinem Grund und Boden beschwert, die Hilfe eines erfahrenen Wissenschaftlers. Dieser arbeitet nämlich bereits in der Nähe daran, ähnliche Phänomene bei Insekten auf natürlichem Weg zu bekämpfen. So werden einigen Versuchshasen Hormone injiziert, die ihren Fortpflanzungstrieb unterdrücken sollen. Doch die Ergebnisse sehen ganz anders aus als erwartet: Die behandelten Mümmelmänner wachsen über die Köpfe ihrer Artgenossen hinaus und finden kaum mehr Platz in den engen Käfigen des Versuchslabors.
Als ein unvorsichtiges Kind eines der präparierten Tiere aus Versehen in die freie Wildbahn entlässt, nimmt das Unheil seinen Lauf. Massen an Riesenkarnickeln terrorisieren plötzlich nichtsahnende Anwohner und hinterlassen eine blutige Spur des Todes im roten Wüstensand von Arizona...

Lobenswerte Aspekte: Der Film fängt eigentlich recht viel versprechend an.
Mit einem pseudowissenschaftlichen, nahezu dokumentarfilmartigen Einstieg wird das Interesse des Zuschauers geweckt und bedrohliche Bond-Musik stimmt auf unheilvolle Ereignisse ein.
So weit, so klassisch.
"Night of the Lepus" geht im Grunde auf eine literarische Vorlage aus dem Jahr 1964 zurück, deren australischer Autor Russel Braddon die Einschleppung der Neozoen in die für ihn heimische Flora und Fauna Australiens sowie die katastrophalen Folgen dieser unausgegorenen Idee zugespitzt thematisieren wollte.
Um es vorwegzunehmen: So ganz funktioniert das im Film nicht. Ganz und gar nicht.
Umso positiver, dass alle Schauspieler durch die Bank weg einen bemerkenswerten Ernst an den Tag legen, der so gar nicht zu diesem Unsinn passen mag. Da spürt man professionelles Rittertum selbst im Angesicht eines absehbaren totalen Kinokassenflops.
Einer dieser Ritter ist immerhin DeForest Kelley, doch er ist nicht der einzige Akteur im Ensemble mit Star-Trek-Erfahrung. Paul Fix spielte nämlich im zweiten Star-Trek-Pilotfilm "Die Spitze des Eisbergs" McCoys Vorgänger Doktor Mark Piper. In diesem Film tritt er als Sheriff Cody Seite an Seite mit Kelley gegen die langohrigen Monsternager an.

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Und das scheint nicht die einzige Anleihe aus der Science-Fiction-Serie zu sein, denn das Spiel mit Männern in überdimensionierten Hasenkostümen und gigantischen Fußabdrücken ist bestens aus der TOS-Episode "Landeurlaub" bekannt.

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Verräterische Spuren im Sand und...

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... Statisten im Roger-Rabbit-Look

Ansonsten gibt es in meinen Augen nur eine wirklich erwähnenswerte Szene im gesamten Film.
Einer der Nebencharaktere kratzt ein eklig gesundes Salatblatt von seinem fleischhaltigen Sandwich und wirft es verächtlich zu Boden - ein schwerer Fehler, denn nur Sekunden später wird er zum Opfer eines Strafangriffes durch einen wenig verständnisvollen Riesenhasen.

Kritikwürdige Aspekte: Für einen Horrorstreifen sind Hasen als fiese Antagonisten in etwa ein so gute Wahl wie Rehkitze, Guppys oder Koalabären, wobei man sich einigermaßen sicher sein kann, dass die drei letztgenannten Tierarten dennoch glaubwürdiger gewirkt hätten als jedes einzelne Karnickel in diesem Film.
Selbst in den eigentlich als bedrohlich konzipierten Szenen wirken die Hasenmassen einfach nur putzig, niedlich und zum Knuddeln. Wenn sich die Riesenrammler dann aber urplötzlich verbünden um eine Herde Pferde oder Rinder niederzumümmeln wie ein unbewachtes Feld Mohrrüben in einer lauen Sommernacht, hat man, ohne sich dagegen wehren zu können, auf einmal ein breites Grinsen im Gesicht, das sich im Zuge weiterer, noch absdurderer Szenen auch nicht mehr abschütteln lässt.
Das liegt vor allem in den lächerlichen Special Effects begründet, denn nur mit

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Großaufnahmen von Meister Lampe,

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Aufnahmen von Häschen in Miniaturmodellumgebungen,

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mit Ketchup verschmierten Hoppelhasenschnuten

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und Menschen in übergroßen Hasenkostümen

lässt sich kein Oskar für Spezialeffekte gewinnen.
Daneben sind es die vielen kleinen Fehler, die die Handlung durchlöchern wie Wildkaninchenbehausungen die Hügel der australischen Badlands. Aus den Anfangs präsentierten staubbedeckten Feldhasen werden nämlich im Laufe der Handlung plötzlich klinisch reine Zuchtkaninchen und obwohl sich ein brauner Vetter Klopfers an den unter den 'Lobenswerten Aspekten' erwähnten Salatverweigerer heranschleicht, wird er von einem grauen Artgenossen attackiert.
Angst kann eigentlich bei dieser durchweg unfreiwilligen Komik beileibe nicht auftreten. Wer diesem Film dennoch die Bedrohung durch die putzig über die Leinwand hoppelnden Langohren auch nur eine Sekunde abnimmt, sollte dringend einen Seelenklempner konsultieren, denn er leidet an der dümmsten Angst, die sich selbst ein Psychologieerstsemestler vorstellen kann: Der Angst vor Hasen, oder neunmalklug ausgedrückt - Leporiphobie.
Da der Kreis der Betroffenen allerdings recht überschaubar ist, verwundert es nicht, dass sich der Gruselfaktor in deutlichen Grenzen hält. Das liegt auch am klobigen Sound, der die entsprechenden Szenen begleitet. Die schweren Atemgeräusche kennt so ziemlich jeder von perversen Stalkeranrufen (egal ob als Anrufer oder Angerufener), doch mit Bugs Bunnys Brüdern und Schwestern hat es so wenig gemein, wie das omnipräsente Raubkatzengefauche, mit dem hier und da unter dem Motto "Mehr ist oft weniger" die Großaufnahmen großzügig unterlegt werden.
Zudem hat DeForest Kelley nur eine Nebenrolle, wobei der Vergleich mit seinen Kollegen eine Auffälligkeit offenbart: So ziemlich jeder hat zuvor in bekannten Westernserien wie Bonanza, High Chaparall oder Rawhide (o.ä.) mitgewirkt. Dadurch wirken die Charaktere so kantig, als wären sie durch eine Überdosis Wüstenstürme innerlich und äußerlich abgehärtet worden. Das soll Gerüchten zufolge am verdienten Westernstreifenregisseur William F. Claxton liegen, dessen einziger Sci-Fi-Horror-Film "Night of the Lepus" nicht ganz zu Unrecht bleiben sollte.
Aus der allgegenwärtigen Cowboyromantik ergibt sich wohl auch die dämliche Lösung am Ende des Films. Sofern ich mich recht erinnere, war das irgendwas mit Kavallerie, Wagenburg, rauchenden Colts und Bahngleisen. Oder zumindest so ähnlich.
So oder so ist das Ende in diesem Fall gar nicht so wichtig, denn eigentlich freut man sich mit stetem Blick auf die Uhr nur noch darüber, dass der Unsinn gleich vorbei sein dürfte.
Wen es der Vollständigkeit halber dennoch interessiert:
Mit einem energiegeladenen Hasentoastfinale, das selbst "Zurück in die Zukunft" deutlich in die Schranken verweist, entledigt man sich der blutgeilen Nagerbrut, ohne dass auch nur eine der Sprechrollen mit mehr als zwei Sätzen das Zeitliche segnen muss.
Schade eigentlich.

Fazit: Diesen Film in die Horrorschublade zu packen ist tiefes Unrecht, denn man könnte diesen Streifen bedenkenlos einem Kleinkind unmittelbar vor dem Zu-Bett-Gehen vorspielen, ohne sich Sorgen machen zu müssen, dass es irgendwelche Auswirkungen auf das Schlafverhalten des kleinen Rackers hätte. Die einzige Gefahr wäre vielleicht, dass es sich danach ebenfalls ein Kaninchen zu Weihnachten wünscht oder zumindest einen Komparsen, der ein entsprechendes Kostüm trägt.
"Night of the Lepus" ist eine einzige Verschwendung von Zelluloid und selbst wenn man die Chance hat, DeForest Kelley in einer anderen Rolle als 'Pille' zu sehen, so macht das den (Hasen-) Braten noch lange nicht fett.

Bewertung: Eine Großaufnahme macht noch lange kein Monster.

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"Dort! Dort ist das Untier!" "Wo?" "Na dort!" "Wo? Hinter dem Karnickel?" "Es ist DAS Karnickel!"

Schlussworte: Eigentlich läuft dieses Werk außerhalb jeder Wertung und auch wenn es als 'unheimlich schlecht' beschrieben werden muss, so ist es auf seine eigene Art äußerst unterhaltsam. Denn die unfreiwillige Komik macht ihn zu einem Paradebeispiel dessen, was wir heute als Trash bezeichnen: Das komplette Versagen der Filmcrew, die Hasen als ernst zu nehmende böse Gegenspieler zu inszenieren, macht die vielen unheimlich putzigen Massenrammlerszenen zu einem ungewollt ironischen Kontrapunkt, der unweigerlich in Belustigung mündet.
Wenn man sich dies vor Augen hält, wird man neunzig Minuten lang ganz passabel unterhalten; wenn man den Film jedoch nicht gesehen hat, hat man aber auch nicht wirklich etwas verpasst.

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Lepores ante Portas: Alles Mögliche, aber nicht ernstzunehmen
Weiterführende Leseliste.

LeVar Burton: The Supernatural
DeForest Kelley: Night of the Lepus
Walter Koenig: Moontrap
Colm Meaney: Parked
Colm Meaney: The Damned United 
Nichelle Nichols: The Supernatural
Leonard Nimoy: Die Körperfresser kommen
Leonard Nimoy: Zombies of the Stratosphere
William Shatner: Mörderspinnen
Marina Sirtis: Blind Date
Marina Sirtis: The Wicked Lady