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Montag, 23. Mai 2016

Turons Senf zur FedCon 2016

Einleitung.
Nach unserem dreiteiligen FedCon-Logbuch und dem Erlebnisbericht Roks folgt nun (nach fast einer Woche Auszeit, um die gesammelten Eindrücke objektiver bewerten zu können), die auf diesem Blog traditionsreiche Auseinandersetzung mit dem, was auf Europas größter Science-Fiction-Convention gut oder weniger gut gelaufen ist.


Lobenswerte Aspekte.
Um es vorwegzunehmen: Die positiven Seiten überwiegen eindeutig die negativen. Diese FedCon hat definitiv Standards gesetzt.


Die FedCon – eine Star Trek-Veranstaltung!
Endlich war es mal wieder soweit: Nach Jahren der Aufweichung stand die FedCon 2016 endlich wieder ganz im Zeichen Star Treks. Nachdem nämlich die ursprünglich sogar einmal nach Star Trek benannte 'Federation Convention' sich über die Zeit mit immer mehr Gast-Darstellern aus Stargate, Battlestar Galactica oder anderen Science-Fiction-Serien aus ihrer ursprünglichen Identität hinausdiversifizierte, war die Franchise immer mehr zu einer Randerscheinung verkommen.
Im fünfzigsten Jubiläumsjahr Star Treks war dies allerdings völlig anders. Mit Vic Mignogna, Hallie Todd, Tucker Smallwood, Chase Masterson, Manu Intiraymi, Robin Curtis, Connor Trinneer, Dominic Keating, Ethan Phillips, Robert Beltran, Terry Farrell, Marina Sirtis, Karl Urban, Walter Koenig, George Takei oder William Shatner entstammten immerhin sechzehn der zwanzig Stargäste dem ein oder anderen Auswuchs der Roddenberry-Vision.
Für Trekkies war diese Ausrichtung nicht nur eines der schönsten Geschenke zum fünfzigsten Jubiläum, sondern gleichzeitig auch so etwas wie eine Art Zeitreise in eine längst verloren geglaubte Ära, in der Star Trek – auf und neben der FedCon - noch eine weitestgehend ungeteilte Aufmerksamkeit zugute gekommen ist.
Auch wenn heute jedem Fan nur allzu schmerzlich bewusst (gemacht) wird, dass diese Goldenen Zeiten endgültig vorbei sind, war es doch ein angenehmes Gefühl, für die drei, vier Tage wieder in diese Illusion eintauchen zu können. 


Chase Masterson als MC.
Mann kann über die Leeta-Darstellerin ja denken, was man will, aber sie lieferte einen überzeugenden Einstand als Zeremonienmeisterin ab und führte auf äußerst angenehme Art und Weise durch das mehrtägige Programm.
Natürlich könnte man es ihr ankreiden, dass sie bei der Eröffnungszeremonie erfolglos versuchte, Takei und Shatner näher zu bringen und damit für den Eklat des Eröffnungsabends sorgte. Doch diese Eskalation lag wohl eher in der jahrelang vor sich hinköchelnden Intimfeindschaft der beiden TOS-Darsteller begründet, als in dem an sich recht plüschig-sympathischen Vermittlungsversuch.
Natürlich können böse Zungen auch an ihrer Figur herumkritteln, aber um ehrlich zu sein hatten ihre Auftritte in den verschiedenen Outfits (mindestens zweimal am Tag gab es einen Kleiderwechsel) einen gewissen schillernden Flair, zumal ihre Figur beleibe nicht so unansehnlich war wie die so manches männlichen Kritikers.
Und natürlich warf sich Masterson jedem Fan um den Hals und grüßte noch jeden Con-Besucher, den sie auf dem Gang traf, persönlich. Doch genau durch ihre (schon immer) sehr offene Art war sie der perfekte MC, denn sie schlug eine echte Brücke zwischen dem gemeinen Fan im Saal und den  unerreichbaren Stars auf der Bühne.


Organisation.
Es ist noch gar nicht so lange her, da bot die Star Trek Destination Germany den deutschen Fans die Möglichkeit, eine reine Star-Trek-Veranstaltung in Frankfurt am Main zu besuchen (wir berichteten). Sie nahm der FedCon 2016 nicht nur Stargäste wie Marina Sirtis, Karl Urban oder William Shatner vorweg, sondern setzte auch neue neue nationale Standards in puncto Professionalität, Organisation und Freundlichkeit.
Das war im Jahr 2014 und wie Mitglieder der Tafelrunde beobachten konnten, war auch der FedCon-Chef Dirk Bartholomä damals auf  jener Veranstaltung zugegen.
Anscheinend hat er sich damals doch die ein oder andere Anregung mitgenommen, denn lediglich zwei Jahre später war auf der FedCon deutlich der Wind der Veränderung zu spüren.
Egal, ob es darum ging, ein auf dem Smartphone angezeigtes Online-Ticket statt der ausgedruckten Variante zu verwenden, eine verlorene Eintrittskarte zu ersetzen, Fotos direkt im Anschluss an den Shoot zu erhalten, Fans aus der falschen Schlange umzuleiten oder das Geld für eine ersatzlos ausgefallene Fotosession erstattet zu bekommen – der Service in Bonn war effizient, unbürokratisch und vor allem freundlich. Diese erfrischende Freundlichkeit setzte sich bis in die Fotosessions fort, die sonst häufig als Hauptquelle für etwaige Beschwerden galten. Stattdessen herrschte aller Orten eine überaus umgängliche Atmosphäre, an der die vielen freiwilligen Helfer und ihr leises Werk einen maßgeblichen Anteil hatten.
Trotz dieses deutlichen Aufwärtstrends waren aber auch noch genügend Baustellen erkennbar, an denen in Zukunft noch gearbeitet werden sollte:
Wo war beispielsweise der Touch-Monitor geblieben, an dem Programmabweichungen zeitnah angekündigt wurden?
Der spontan überklebte Zettel am Merchandise-Eingang war jedenfalls ein unzureichender Ersatz und die Wirkung der FedConApp, die ohnehin ausschließlich iPhone-Besitzern zugänglich war, verpuffte zwischen den Stahlbetonwänden des Maritim-Hotels, in dem ausreichender Empfang kaum gegeben war.
Auch die Organisation von Autogramm-Sessions war bei der Destination ungleich besser organisiert als bei der FedCon, die mit ihren nach Nummern sortieren Schlangen, ungleich verteilten Star-Nachfragen und Blockierung des Hauptsaals durchaus Optimierungsbedarf offenbarte.
Das Essensmarken-System war unsinnig, rückständig und nur wenig attraktiv für die Besucher, die nicht nur eine Extra-Schlange für den Erwerb der sinnfreien Marken ertragen mussten, sondern auch noch die ein oder andere Marke mit nach Hause nahmen (was für eine Geschäftsidee!). Ich für meinen Teil hätte jedenfalls abends eher ein Bier erworben, wenn ich dafür nicht einen solchen Umtausch-Marathon hätte aufnehmen müssen.
Schließlich waren auch die Einlassmodalitäten in den Hauptsaal und die Diskriminierung von Tageskartenbesitzern ein großes Manko, das nicht umsonst von Stargast Marina Sirtis im Zuge ihres Panels angeprangert wurde.
Trotz der Kritik überwog am Ende jedoch der der positive Eindruck einer Veranstaltung, die wie selten zuvor von der Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Professionalität ihrer Organisatoren bestimmt wurde.



Die Fans.
Der Hauptteil des außergewöhnlichen Flairs der FedCon geht im Endeffekt jedoch weder von der Bühne aus, noch von den (recht einseitigen) Einkaufsmöglichkeiten oder gar dem gastgebenden Hotel.
Hauptträger der einzigartigen Atmosphäre waren - wie immer - die Fans.
Fans, die sich Tag für Tag in ein neues Kostüm warfen und sich geduldig den vielen Fotowünschen der restlichen Besucher stellten, ohne dafür gleich zwanzig Euro oder mehr zu verlangen, obgleich vielen Kostümen eindeutig anzusehen war, dass viel Zeit, Geld und Arbeit in das Outfit investiert wurde.
Fans, die ihre selbstgefertigten Modelle, Props oder Artworks in einem der Ausstellungsräume präsentierten und völlig zurecht selbst (oder gerade) dann begeisterten Zulauf erhielten, wenn das Licht für einige Minuten ausgeschaltet wurde.
Und natürlich Fans, mit denen man in der Schlange, am Sitz im Hauptsaal oder gar in der Straßenbahn problemlos ins Gespräch kam, weil alle Anwesenden die gleiche Leidenschaft einte und man ohne Weiteres sofort ein Gesprächsthema fand.
Diese Fans, die nicht nur Eintritt bezahlten, sondern mit ihrer Präsenz auch ihr Scherfchen zum Gesamtbild beitrugen, waren das Salz in der FedCon-Suppe, ohne die das Ganze recht fad schmecken würde. Selbst nach 24 Jahren zeigen sie noch immer, welch ungebrochene Energie in der Anhängerschaft steckt und dass insbesondere Star Trek als verbindendes Element allen Unkenrufen zum Trotz keinesfalls als Attraktivität eingebüßt hat.


Kritikwürdige Aspekte.
Eigentlich gibt es nur zwei Punkte, die wirklicher Kritik bedürfen.



Die FedCon – eine Star-Trek-Veranstaltung!
Nur einige Tage nach der FedCon konnte man auf der Facebook-Präsenz der FedCon ein ehrliches, aber am Ende dann doch recht erstaunliches Fazit der Veranstalter entdecken.
Mit einem bestimmten Teil wollen wir uns nun einmal näher befassen:

"Was ganz und gar nicht stimmte waren die verkauften Autogramme und Fotoshoots. Hier haben wir bei allen teuren Stars draufgezahlt, weswegen wir in Zukunft diese wohl nicht mehr holen können. Ich meine ein Karl Urban auf den wir Jahre gewartet haben, von dem wurden knapp 450 Autogramme und keine 400 Fotos gemacht ist jetzt zwar nicht der absolute Ruin, aber gelohnt hat es sich nicht. Da war früher bei Nimoy, Shatner, RDA, Stewart, Bakula schon anders, da haben wir bei einer ausverkauften Convention insgesamt über 1500 Teile verkauft. Also das hätte ich absolut nicht gedacht. Auch die extra gekaufte Lizenz zum Thema 50 Jahre Star Trek hat kaum etwas gebracht, es hat im Schnitt jeder 6 ein Teil gekauft, bei einer 'fast' reinen Star Trek Veranstaltung ging das gründlich nach hinten los. Das heißt wir werden in Zukunft noch stärker selektieren müssen und anstatt teurer Star Trek Stars lieber bekannte Stars aus anderen Filmen und Serien holen, das hat es in 25 Jahren noch nie gegeben."

Mal abgesehen vom katastrophalen Satzbau, der höchst eigenwilligen Interpretation von Interpunktion und der gewöhnungsbedürftigen Rechtschreibung kann man aus diesem öffentlichen Statement herauslesen, dass die FedCon ihre Abkehr von Star Trek ab der nächsten FedCon wiederaufnehmen wird und sich die Franchise "Star Trek" als zu unattraktiv für nennenswerten Profit erwiesen hat.
Aber kann man das wirklich so sagen?
Immerhin waren Hallie Todd, Chase Masterson, Manu Intiraymi, Robin Curtis, Connor Trinneer, Dominic Keating, Ethan Phillips, Robert Beltran, Terry Farrell, Marina Sirtis, Walter Koenig, George Takei oder William Shatner allesamt bereits schon mindestens einmal bei vorherigen FedCons aufgetreten und der angesprochene Karl Urban war erst vor zwei Jahren auf der bereits angesprochenen Destination zusammen mit Trinneer, Keating, Sirtis oder Shatner zugegen. Das dürfte auch Dirk Bartholomä wissen; schließlich war er (wie bereits erörtert) ebenfalls dort.
Ein großer Teil der üblichen Verdächtigen war einfach schon einmal da und auch wenn alle anwesenden Stars fraglos sympathisch und interessant waren, blieb der Rückgang bei Autogrammen und Fotoshoots schon allein durch ihren wiederholten Auftritt erklärbar. Oder sollen sich sein Stamm-Publikum bei diesen Preisen ernsthaft mit dem vierten Marina-Sirtis-Foto die Wohnzimmerwand tapezieren?
Das grundsätzliche Problem liegt eher darin, dass die FedCon-Macher es selbst zum 50. Jubiläum schlichtweg versäumt haben, wirklich noch nie dagewesene Stars zu verpflichten. Und derer gibt es eigentlich genug, denn weder Patrick Stewart, Dwight Schulz, Whoopi Goldberg, Barbara March, Gwynyth Walsh, James Darren, Penny Johnson, Casey Biggs, James Cromwell, Kirstie Alley, Brian Bonsall, Wallace Shawn, Scarlett Pomers, Brad Dourif, Matt Winston, Randy Oglesby, John Rhys-Davies, Malcolm McDowell, Stephen Collins, Catherine Hicks, Laurence Luckinbill, Alan Ruck, F. Murray Abraham, Tom Hardy, Ron Perlman, Chris Pine, Zachary Quinto, Zoe Saldana, Simon Pegg, John Cho, Anton Yelchin, Bruce Greenwood, Alice Eve, Eric Bana, Peter Weller, Winona Ryder, Deep Roy, Faran Haroon Tahir, Rachel Nichols, Clifton Collins, Ben Cross, Jason Matthew Smith, Noel Clarke oder gar Benedict Cumberbatch  (um nur eine Auswahl zu nennen, die problemlos drei Conventions allein füllen könnten) waren je auf einer FedCon zugegen.
Sich im Angesicht dieser Menge an noch nie verpflichteten Star-Trek-Schauspielern hinzustellen und sich zu beschweren, dass die Stars, die mittlerweile mindestens bereits ein, zwei oder drei Mal auf einer Vorgängerveranstaltung zu sehen waren, nicht mehr genug Kundschaft ziehen, wirkt da schon fast dreist und erstaunlich blind den eigenen Versäumnissen gegenüber.
Um das an dieser Stelle einmal zu verdeutlichen: Mann stelle sich einen Mobilfunkanbieter vor, der über Jahre seine überteuerten Netzpakete zusammen mit dem iPhone und danach mit dem iPhone 3G verscherbelt hat. Nachdem das jahrelang gut ging, wurden ihm aber die kostenintensiven Apple-Verträge zu aufwändig und er beschloss, die selben Modelle zwar weiter anzubieten, aber auf neuere Geräte wie die iPhones vier, fünf oder sechs zu verzichten. Als nun die Käufe einbrechen, weil niemand ein so antiquiertes Modell haben will, sucht sich der Anbieter den nächstbesten Schuldigen:
Apple, denn seine Produkte verkaufen sich ja nicht. Dass der Mobilfunkanbieter aber versäumt hat, mit der Zeit zu gehen und auf Veränderungen flexibel zu reagieren, verheimlicht er bei der Benennung seines Sündenbocks geflissentlich.
Auch das Geld die Lizenz für die "50 Jahre Star Trek" wäre schon allein ob der Attraktivität des angebotenen Merchandise anderweitig besser angelegt gewesen. Besonders im Hinblick auf den schon bald im Kino startenden dreizehnten Kinofilm "Star Trek Beyond" (jetzt mit neuem Trailer!) scheint beispielsweise ein Stargast wie Sofia Boutella oder wenigstens ein Beyond-Marketing-Stand wie bei der Fantasy-Basel als eine lohnende Alternative.


So aber waren die altbekannten Stars zugegen, mit denen das Publikum bereits hinlänglich vertraut war. Dieser Umstand zeigte sich spätestens in den Panels, wo kaum mehr jemand frische, originelle Fragen stellen konnte, weil man bereits so ziemlich alles über die angereisten Stargäste von vorherigen Besuchen wusste (ein Umstand, den beispielsweise Marina Sirtis offen als Missstand benannte). So war das Feld offen für die dämlichsten Zuschauerfragen, diverse Grüße von der Mama oder den typischen Wunschkonzertbestellungen.
Besonders in einem bestimmten Aspekt war diese hinlängliche Vertrautheit besonders spürbar: An dem, was ich an dieser Stelle einmal zugespitzt als Bartholomäisierung der Umgangsformen bezeichnen möchte. FedCon-Macher Dirk Bartholomä wurden sogar vom Spiegel ein 'harscher Ton' zugeschrieben, den er ganz besonders im Umgang mit Fans immer wieder unter Beweis stellen würde. Nun plötzlich schien dieser Wesenszug auch auf die Stars übergegriffen zu haben. Gut, dass William Shatner, Robert Beltran oder Marina Sirtis die ein oder andere (zugegebenerweise recht unangebrachte) Bemerkung mit entsprechender Häme honorierten, ist man ja schon beinahe gewohnt. Aber wenn selbst ein so freundlicher Charakter wie Terry Farrell einen Fragesteller herunterputzt, dann kann man erahnen, dass es Zeit für frischen Wind sein könnte.


Standort Bonn.
Auch wenn sich der ein oder andere FedCon-Veteran riesig über eine Rückkehr ins gute, alte Bonn gefreut hat, bleibt festzustellen, dass diese "Back to the Roots" Idee nur mäßig funktionierte. Die engen (und dadurch ständig verstopften) Gänge, das Fehlen von alternativen Einkehrmöglichkeiten in der unmittelbaren Umgebung und die weitere Anreise sprechen eben nicht unbedingt für diesen Standort.
In etlichen Momenten haben ich jedenfalls vermisst, wie in Düsseldorf in der Kneipe mit echtem Geld bezahlen zu können, die Rewe-Mitarbeiter mit ihren Star-Trek-Shirts zu besuchen oder die Schlangen für Fotosessions und Autogramme abseits des Fan-Rummels zu finden.


Fazit.
Natürlich sind diese FedCon-Eindrücke meinerseits sehr subjektiv und müssen nicht zwangsweise die Meinung aller Tafelrunden-Mitglieder, geschweige denn aller FedCon-Besucher widerspiegeln. Außerdem bleibt festzuhalten, dass der Gesamteindruck trotz der ein oder anderen Kritik überwiegend positiv ausgefallen ist. Es war eine großartige FedCon und gerade im Hinblick auf die angekündigten Pläne, die Star-Trek-Komponente in Zukunft wieder geringer ausfallen zu lassen, wird es wohl meine letzte FedCon gewesen sein. Traurig bin ich darüber nicht, denn ich konnte noch ein (wahrscheinlich) letztes Mal eine FedCon besuchen, die das Label 'Star-Trek-Convention' wahrhaftig verdient hat.


Samstag, 21. Mai 2016

Turons Senf zum neuesten Star Trek Trailer und den Aussichten für Axanar



Da hat sich Paramount ja ganz schön ins Zeug gelegt! Nachdem ihnen nicht ganz zu Unrecht der Vorwurf entgegengehalten wurde, die Marketingmaschinerie im Vergleich zum Vorgänger "Into Darkness" recht untertourig zu fahren, legten die Macher nun an einem symbolträchtigen Ort vor.
Am Stage 31, an der die kürzlich umbenannte Leonanrd-Nimoy-Straße liegt und in den Sechzigern die Originalserie abgedreht wurde, lud Paramount zu einem "Fan-Event" in dem sie nicht nur den zweiten Trailer vorstellten, sondern sich auch Darsteller und Macher den Fragen eines handverlesenen Publikums stellten.



Der brandneue Trailer versprach schon einmal Besserung im Vergleich zum ersten – ungleich Action-betonteren – Einspieler (die Tafelrunde berichtete), wobei am Ende jedoch festzuhalten bleibt, dass Justin Lin das Rad keineswegs neu erfindet und "Beyond" auch nach dem zweiten Einblick wohl ein Film bleiben wird, der dem Abrams-Weg in puncto Bildsprache, Radikalität und Tempo treu bleiben wird. Es bleibt wohl nur die wage Hoffnung, dass immerhin die Story anhand leichter Andeutungen etwas tiefsinniger sein könnte.
Auch wenn Popcorn-Kino immer noch Popcorn-Kino bleibt.

Die beste Nachricht des Abends stahl dem Trailer dann aber doch die Show. Ausgerechnet J.J. Abrams, der lediglich als Produzent an "Beyond" beteiligt war, kündigte an, dass auf Intervention Justin Lins die Klage gegen die Fanfilm-Produktion "Axanar" (die Tafelrunde berichtete) fallengelassen wird, was vom Publikum umgehend mit Szenenapplaus honoriert wurde.
Obwohl so eine Einzelperson natürlich viel behaupten kann, zogen CBS und Paramount kurz darauf nach und bestätigten, dass Axanar seine Produktion fortführen darf; kündigten aber an, dass in Zukunft eine Art Leitfaden erarbeitet werden wird, der Fan-Filmen einen engen Rahmen stecken wird, in dem sie ihre Visionen (wahrscheinlich sehr eingeschränkt) verwirklichen können.


Auch wenn ich persönlich Justin Lin durchaus dankbar für sein Engagement bin, hat der Zeitpunkt der Ankündigung ein gewisses 'Geschmäckle'. Es wirkt beinahe so, als würde das glückliche Brautpaar auf der Hochzeit vor versammelter Familie ankündigen, dass sie zusätzlich zu ihrem zukünftigen ehelichen Glück auch noch Zwillinge erwarten würden.
War die ganze Aufregung um den vermeintlichen "Axanar" am Ende vielleicht nur eine Marketing-Strategie, um Publicity für den eigenen Film zu erzeugen? Ein PR-Gag (sogar seriöse Medien wie der Spiegel berichteten von den Vorgängen) auf Kosten Millionen von Fans und etlicher Fan-Film-Produktionen?
Oder war es tatsächlich das Engagement der beiden, dessen Ergebnis bis zu diesem "Fan-Event" verheimlicht wurde, nur um den anwesenden Fans zum Spiel noch etwas Brot servieren zu können?


Im Endeffekt sind jedenfalls wieder Friede, Freude und vor allem Eierkuchen in die Star-Trek-Landschaft eingezogen. Der Verzicht auf juristische Schritte sichert den Frieden zwischen den Geschäftsmännern bei Paramount und ihren Geldgebern, den Fans. Ein neuer Trailer weckt Freude auf den neuen Film, auch wenn der dann doch abgesehen von Lens Flares einen ordentlichen Abrams-Einschlag haben wird. Der Zeitpunkt des Verzichts auf ein rechtliches Vorgehen gegen Axanar schmeckt hingegen wie Eierkuchen vom Vortag, denn die Nachricht wirkt zumindest etwas ausgeschlachtet, um ein positives Licht auf den kommenden, dreizehnten Kinofilm zu werfen.


Mittwoch, 30. Dezember 2015

Turons Senf zum juristischen Vorgehen gegen Axanar

Eigentlich hat ja niemand mehr damit gerechnet, dass das nicht mehr all zu ferne Star-Trek-Jubiläumsjahr 2016 für den gemeinen Fan allzu viel zu bieten haben würde. Gut, Paramount wirft natürlich den dritten Reboot-Kinofilm "Star Trek Beyond" (ohne J.J. Abrams, aber von Simon Pegg geschrieben) ins Rennen, der die Scharen von Trekkies in die Kinos locken soll (die Tafelrunde berichtete). Erst im November erhielt die Anhängerschaft aber zusätzlich die längst überfällige Nachricht, dass auch der andere Rechteinhaber CBS die Franchise wieder in Serienform (unter der Oberaufsicht Alex Kurtzmans) auf die Mattscheibe zurückbringen würde (die Tafelrunde berichtete ebenfalls).

Und doch gab es nicht wenige Fans, die sich auf keines der beiden angekündigten Ereignisse sonderlich freuten. Zu tief saß die Enttäuschung, die der philosophisch und intellektuell auf Sparflamme gehaltene Reboot in der Seele vieler eingefleischter Anhänger hinterlassen hatte. Nicht wenige von ihnen suchten Trost in 'inoffiziellen' Produktionen wie "Renegades", "New Voyages" oder heimischen Produktionen wie die der USS K'Ehleyr, um ihre Vision Star Treks zu sehen. Nicht ganz von ungefähr schrieb das Internetportal io9 unlängst vom "Goldenen Zeitalter der Star-Trek-Fanfilmproduktionen", da sich – im Gegensatz etwa zu Star Wars – in den letzten zehn Jahren eine breite, vielfältige und spannende Landschaft entwickelt hat, in der jeder Fananspruch problemlos 'seine' Nische finden konnte.

Doch nun, kurz nach Weihnachten, holen die eigentlich heillos verstrittenen Copyright-Eigentümer Paramount (für Filme) und CBS (für Serien) zu einem erschreckend einträchtigen, gemeinsamen Schlag aus, um dem vielversprechendsten Projekt juristisch den Garaus zu machen:
Wie konnte das geschehen?



Das Problem an Axanar ist wohl vor allem seine Professionalität: Angefangen über die Darstellerriege aus verdienten Franchise-Veteranen wie Tony Todd, J.G. Hertzler oder Gary Graham bis hin zu einer Optik, die diesen Fan-Film kaum noch von einem High-Budget-Film unterscheiden lässt, verdiente sich 'Axanar' das Interesse redlich, das ihm über Star-Trek-Fankreise hinaus zugute kam. Wie man bereits in seinem Opener "Prelude to Axanar" erahnen konnte, bot er gepaart mit dem Versprechen einer anspruchsvollen Prequel-Erzählung vielen Fans mehr als die 'offiziellen' Produktionen einen Grund, sich auf das Jubiläumsjahr zu freuen.


Genau dort liegt aber der Haken, denn mit diesem Qualitätsanspruch gefährden die Fanfilmer die Star-Trek-Jubiläums-Projekte von Paramount und CBS, die in der massiv von Fans unterstützten und sogar finanzierten Produktion einen gemeinsamen Feind ausmachen. Wahrscheinlich wähnten sich die Verantwortlichen in der Pflicht, einen lästigen Konkurrenten auszuschalten, der durch die eigenen Pläne zu einem kostenlos abrufbaren Youtube-Video in einem Gegensatz zu den Plänen steht, Kinogänger zu Erwerb einer Eintrittskarte zu bewegen oder Serienjunkies zur Anmeldung in einem neu begründeten Online-Bezahl-Fernsehdienst zu drängen.

Bildquelle: Euderion.Deviantart.com
Auf solche Weise mögen sich die Beweggründe der Verantwortlichen zwar interpretieren lassen, doch letztendlich liest es sich völlig anders. Den beiden rechtsstreitsüchtigen Unternehmen droht ein unnötiger Streit mit den eigenen Fans, der sich auch nachteilig auf die eigenen Einspielergebnisse auswirken dürfte. Um der einseitigen Sichtweise von CBS und Paramount einmal etwas entgegenzusetzen, hat die Star-Trek-Tafelrunde "Hermann Darnell" Potsdam-Babelsberg fünf gute Gründe zusammengetragen, warum es ein Fehler ist, "Axanar" den Boden unter den Füßen fortzureißen.

#1. Paramount und CBS stoßen einer Menge Fans vor den Kopf. Die große Aufmerksamkeit, die "Axanar" zuteil wurde und schließlich auch zum Gerichtsstreit führte, zeigt vor allem, dass seitens der Fangemeinschaft ein großes Interesse an das Projekt gekoppelt ist. Schon allein all jenen Spendern in die Suppe zu spucken, die so sehr vom Konzept überzeugt waren, dass sie gemeinsam über eine Million Dollar zusammentrugen, dürfte sich nicht unbedingt positiv auf die Verkaufzahlen für Online-TV-Abos oder Kinokarten auswirken. Doch nicht nur die werden sich verraten fühlen: Auch viele Sympathisanten, Fanfilmanhänger und alteingesessenen Fans wird dieser Schritt nicht gefallen, der darüber hinaus auch unangenehme Erinnerungen ans George Lucas' Umgang mit Star-Wars-Fan-Publikationen wachruft.

#2. Absage an die eigene Qualität. Wenn man einen qualitativ vergleichsweise hochwertigen Konkurrenten ausradiert, um die eigenen Produktionen zu schützen, so erscheint dies immer auch wie eine Absage an jene Qualitätsvorstellungen, die mit dieser Konkurrenz verbunden sind. Wollen uns CBS und Paramount mit ihrem juristischen Winkelzug etwa zu verstehen geben, dass es um ihre eigenen Unternehmungen in puncto Niveau so schlecht bestellt ist, dass sie den direkten Vergleich scheuen und den einzigen Ausweg in der Eliminierung eines Fanfilms suchen müssen?

#3. Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan. Nachdem die bislang letzte Star-Trek-Serie "Enterprise" so gnadenlos nach vier Staffeln floppte und weder Paramount noch CBS den Mut aufbrachten, die am Boden liegende Franchise mit neuem Leben zu erfüllen, waren es Fanfilme, die die Anhängerschaft über die Durststrecke verhalfen und damit das Interesse am Leben hielten. Dem früheren Zugpferd nach jahrelangem Dienst nun so unbarmherzig den Kopf abzuschlagen, wirkt nicht von ungefähr recht undankbar.

#4. Wo hört das auf? Vor allem senden CBS und Paramount ein ungünstiges Signal an andere Fanfilm-Produktionen die nach diesem Schritt nicht ganz zu Unrecht um ihre eigene Existenz fürchten müssen. Es mutet nicht nur wie die Absage an eine vielfältige Fanfilm-Landschaft an, sondern auch wie eine Negation des Engagements der Fans, des toleranten Grundgedankens einer ganzen Franchise und die Eingenverantwortlichkeit der Zuschauer, die mit ihrer sechsstelligen Spende deutlich zum Ausdruck gebracht haben, was ihnen an Star Trek so unterstützenswert erscheint.

#5. Fanproteste sind eine Star-Trek-Tradition! Durch Fan-Proteste gelang es bereits der Originalserie, eine zweite und schließlich sogar dritte Staffel zu erhalten. Durch Fan-Aktionen erhielt das Space-Shuttle Enterprise seinen schillernden Namen. Und es waren die über das Internet getragenen Missmutsäußerungen der Fans, die das Ende für die bislang letzte Star-Trek-Serie "Enterprise" miteinläuteten.
Trekkies gehören zu den am besten organisierten Fans des Planeten und haben es wie keine andere Gemeinschaft verstanden, eine unbarmherzige Beschwerde-Kultur zu entwickeln. Wenn es gelingt, diesen Fokus auf die juristischen Bemühungen Paramounts und CBS' zu richten, kann auch deren unsinnigen Feldzug gegen "Axanar" ein Ende gesetzt werden; von Fans, für Fans.


Es ist daher an der Zeit, CBS und Paramount wissen zu lassen, was die Fans von ihren Markenschutzbemühungen halten. Doch es geht um noch viel mehr als das.
Es geht auch darum, ihnen zu zeigen, was Star Trek wirklich ausmacht:
Der Einbezug von Philosophie, Science und Anspruch in Film und Serie, den Erhalt der Vielfalt und das Engagement seiner Fans und die Macht jener, die das 'Produkt' dieser Firmen letztendlich erwerben. Im Endeffekt sind schließlich wir es, die ebenso kostenlose Youtube-Videos schauen wie teuer Kinokarten und Online-Abonnement kaufen und vielleicht sollte man die beiden Unternehmen dieser Tage einmal deutlich an diese Tatsache deutlich erinnern.


Freitag, 18. Dezember 2015

Turons Senf zu den positiven Aspekten des aktuellen Star-Trek-Trailers

Es ist schon ein wenig verwunderlich, wie viel Negatives die anspruchsvolle Gemeinschaft der Star-Trek-Fans nach 'nur' zwei J.J.-Abrams-Filmen in einem nur neunzig Sekunden zählenden Trailer zum dritten Reboot-Film "Star Trek: Beyond" hat entdecken können. Die Kommentare sind mitunter durchaus kreativ, malen aber in weiten Teilen ein so düsteres Bild vom kommenden Kinofilm, dass man meinen könnte, dass die gesamte Franchise am Tag der Premiere für immer zu Grabe getragen würde.

Einer der besseren Kommentare bei Trekmovie

Dabei bildet die sehr eingeschränkte Vorschau es noch nicht einmal ein wirklich aussagekräftigen Einblick in das, was die bekennenden Star-Trek-Anhänger Simon Pegg und Justin Lin gemeinsam auf die Beine gestellt haben. Um nun - im Geiste unseres früheren Blogposts "Wenn das Internet schon existiert hätte als ‘Der Zorn des Khan‘ in die Kinos kam" - der allgemeinen Schwarzmalerei etwas entgegenzusetzen, wollen wir an dieser Stelle zur Hebung der allgemeinen Moral einmal die Top Six jener Anzeichen herauspicken, die Fans durchaus positiv auf jenen Film einstimmen könnten, denn schließlich macht ein Trailer noch keinen Kinofilm…


# 6. Ein Motorad macht nicht gleich "Fast and Furious". Viele Kommentatoren hängen sich bereits an dem Motorrad auf, mit dem man Kirk durch die Kulisse brettern sehen kann. Doch abgesehen davon, dass es sich dabei nicht um das gleiche Fahrzeug wie aus dem elften Film handelt, muten Konstruktionen einer Querverbindung zu Justin Lins bislang größtem kommerziellen Erfolg, nämlich Teilen der "Fast-and-the-Furious"-Reihe, etwas übertrieben an. Auch der Trailer folgt - trotz anderslautender Bekundungen - eher einem momentan in der Marketingwelt gängigen Aufbau als einer spezifischen Traditionslinie.
Um an dieser Stelle aber mal ganz ehrlich zu sein: Ein Motorrad ist noch nicht einmal die dümmste Idee innerhalb der Star-Trek-Kinofilm-Geschichte, denn diesen Titel verdiente sich ein ganz anderes Gefährt, wie wir bereits in unserem Artikel "Car Trek - Die Top Ten der automobilen Momente"  feststellen durften: Vielleicht erinnert sich ja der ein oder andere noch den Argo-Buggy aus “Star Trek Nemesis”, dem die eigentliche 'Ehre' gebührt, die erste "Fast-and-the-Furious"-Duftnote hinterlassen zu haben.


# 5. Spock vs. McCoy. Einer der Höhepunkte des Star-Trek-Reboots ist in meinen Augen noch immer die Besetzung. Besonders Karl Urban glänzt mit seiner McCoy-Darstellung und es mutet gerade im Hinblick auf diesen Umstand besonders unsinnig an, dass das Dreiergestirn um Kirk, Spock und McCoy innerhalb des Reboots zugunsten Uhuras durchbrochen wurde. Nach den unwürdigen Kurzauftritten Urbans in "Into Darkness" tat es vergleichweise gut zu sehen, dass nicht nur McCoy etwas mehr Raum vergönnt sein dürfte, sondern darüber hinaus auch wieder einer jener legendären Dispute angedeutet wurde, die seine Beziehung zu Spock ausmachten. Wer nach Anknüpfungspunkten zu TOS und den sechs ersten Kinofilmen suchte, konnte sie in diesem Schlagabtausch bereits erahnen.


# 4. In der Chronologie schlüssig. Natürlich kann man sich darüber ärgern, dass der Hauptleidtragende aller bisherigen Reboot-Filme vor allem die USS Enterprise war. Nur all zu deutlich konnte man im Trailer sehen, dass dies nicht nur erneut der Fall sein würde, sondern darüber hinaus wohl das gesamte Schiff zerstört wird. Besonders dieser Umstand hat viele Fans aufgebracht.
Auf eine verquere Art passt dies aber tatsächlich gut ins Konzept. Zum einen ist es keineswegs das erste Mal innerhalb der inzwischen oft beschworenen Star-Trek-Kinofilmgeschichte, dass dieses geschichtsträchtige Raumschiff das Zeitliche segnet. Zum anderen passt es vor Allem deshalb so gut in die Reihenfolge, denn während sich die Handlung des zweiten Reboot-Filmes ebenso wie die des zweiten Originalfilms um Khan drehte, erscheint es nur folgerichtig, dass nun im dritten Reboot-Film genau so wie im dritten Originalfilm die Enterprise aufgegeben wird. Im Rahmen einer Neuauflage ist so etwas durchaus legitim.


# 3. Neuer Besen. Nachdem selbst Abrams mittlerweile Einsicht zeigte, dass seine Ideen zu "Into Darkness" nicht ganz zu Unrecht auf wenig Gegenliebe bei den Fans stießen, scheint es beinahe logisch, nun einen anderen Regisseur das Ruder zu überlassen, der ein wenig frischen Wind in die verfahrene Angelegenheit bringen könnte. Und tatsächlich kann man am Trailer sehen, dass sich einige bereits verfestigte schlechte Angewohnheiten scheinbar nicht noch einmal einschleichen würden: So waren weder die verhassten Lense Flares zu sehen, noch musste sich Sofia Boutella als neue weibliche Hauptdarstellerin bis auf die Unterwäsche entblößen, um sich dem wohl größtenteils als 'männlich' antizipierten Publikum zu präsentieren.


# 2. Neuland. Augenscheinlich wird, dass sich der Film eines mutigen Settings bedient. Er spielt nicht mehr auf der Erde (vgl. '#3 Neue Besen') sondern wagt sich hinaus in die Weiten des Alls auf einem fremden Planeten, wie vor ihm nur Star Trek V und Star Trek IX um seine Story zu erzählen. Es gibt wirklich neue Aliens, fremde Technologie und damit auch jene 'neuen Welten, Lebensformen und Zivilisationen,' die so programmatisch für die gesamte Franchise sind. Es ist deutlich zu sehen dass sich hier zumindest jemand bemüht hat, erstmals seit dem Reboot-Start jenes heiße Eisen anzufassen, das 'Star Trek' wirklich ausmacht.


# 1. Kein Reboot des Reboots. Vielleicht gibt es einfach zu viele Anzeichen, die an die vorangegangenen Filme zurückdenken lassen: Das fängt schon mit der musikalischen Rückbesinnung auf "Sabotage" von den Beastie Boys und damit den elften Kinofilm an. Sieht man dann auch noch Sprünge, die den Gesetzen der Gravitation spotten, die ramponierte Enterprise und unrealistischen Mission-Impossible-Beam-Szenen, fühlt man sich vollends an die unbeliebtesten Fehler der Reboot-Reihe erinnert.
Doch nachdem das Internet bereits sein Vorurteil gefällt hat, haben sich sowohl Simon Pegg als auch Justin Lin zu Wort gemeldet und um etwas mehr Geduld gebeten. Sie gaben zu Protokoll, sich bewusst gegen Langestrecken-Transporter, Augment-Superblut oder Superraumschiffe entschieden zu haben. Und als ob dies nicht genug sei, versicherten sie, auch einen philosophischen Aspekt konträr zu 'Into Darkness' miteingebracht zu haben. Dazu Lin (in meiner sehr freien Übersetzung dieses Textes):

"Was passiert wenn Du auf eine Fünfjahresmission gehst und nicht nur forschst, sondern auch versuchst, anderen Deine Denkweise näherzubringen? Was bedeutet das? Was folgt daraus? Du verbreitest eine Philosophie von deren Großartigkeit Du überzeugt bist - gibt es da vielleicht Ansätze, die Deiner Denkweise entgegenstehen? Das ist etwas, worüber ich seit Kindestagen grüble und genau das werden wir untersuchen."

Pegg führt dazu (in meiner sehr freien Übersetzung dieses Textes) weiter aus:

"Er [der Trailer] war sehr actiongeladen. Das hat mich überrascht. Ich glaube, dass die Marketing-Abteilung damit sagen wollte ‘Kommt alle und seht Euch den Film an! Er ist sehr actionreich und lustig!’, aber es gibt viel mehr im Film als nur das. Ich mochte ihn [den Trailer] deswegen nicht, weil ich eben weiß, dass der Film mehr bietet. Es gibt viel mehr Handlung, viel mehr Charaktermomente und mehr von dem, was ich als “Star-Trek-Stoff” bezeichnen würde. Aber sie mussten wohl die Werbetrommel rühren, um möglichst viel Publikum ins Kino zu locken. Darum sage ich den Star-Trek-Fans: Wartet ab! Habt Geduld."

Auch wenn das ganze Ausmaß dieser philosophischen Grundfrage wohl erst im Kinosaal zu Tage treten wird, bleibt festzuhalten, dass es bereits jetzt viele positive Indizien gibt, die dafür sprechen, dass mit "Star Trek: Beyond" zwar nicht dem Reboot abgeschworen wird, aber immerhin ein annehmbarer (wenn nicht eventuell sogar der annehmbarste) Teil der Star-Trek-Neuauflage in die Kinos kommt. Den guten Bemühungen der Verantwortungsträger nach nur einem Trailer mit nur wenig Einblick in Handlung, Charaktere und Dialoge gleich mit solch massiver Ablehnung zu begegnen, halte ich jedenfalls für unangebracht.

Doch auch für jene, die sich längst von den Reboot-Filmen abgewendet haben, heißt das noch lange nicht, dass das Star-Trek-Jubiläumsjahr 2016 zu einem Fiasko werden wird. Zum einen gibt es eine Reihe an vielversprechenden Fanfilmproduktionen, die in diesem Jahr ihre Premiere feiern werden und zum anderen ruhen die Hoffnungen dort, wo Star Trek seit jeher seine Bestleistungen ablieferte: Als TV-Serie, wie sie bereits für das Jahr 2017 angekündigt ist.

Bissig: Die Reaktion der Axanar-Facebook-Vertretung auf den ersten Trailer

Montag, 2. November 2015

Turons Senf zur neuen Star Trek Serie

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Nun ist es offizell! Star Trek kehrt dahin zurück, wo es hingehört: Ins Fernsehen.

Wie heute verlautbart wurde, wird es frühestens ab Herbst 2016 oder zu Beginn des Jahres 2017 eine neue Star-Trek-Serie geben. Federführend ist mit Alex Kurtzman ("Alias", "Fringe" oder "Hawaii Five-0") als ausführender Produzent ein alter Bekannter, der bereits als Co-Autor an den Drehbüchern für "Star Trek XI" und "Star Trek: Into Darkness" mitarbeitete. Ihm zur Seite steht mit Heather Kadin eine Produzentin, in deren Portfolio die ebenfalls unter Kurtzman produzierte Serie "Sleepy Hollow" der bislang namhafteste Eintrag ist.

Kurtzman (li.), mit Abrams & Orci, nicht im Bild: Hedin
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Ansehen kann man die neue Serie aber wohl zuerst über die Online-Bezahlsparte des amerikanischen TV-Senders und Serien-Rechte-Inhabers CBS - also verhältnismäßig unzugänglich für deutsche Zuschauer ohne Verbindungen in die USA.

An sich sind das nach mehr als zehn Star-Trek-freien Jahren gute Nachrichten, aber dennoch ist in den meisten Kommentaren sozialer Netzwerke eher eine vorsichtige Zurückhaltung bis ablehnende Haltung zu bemerken.


Das liegt allerdings nicht allein am Umstand, dass sich in den letzten Jahren viel zu viele entsprechende Ankündigungen als Enten erwiesen haben (die Tafelrunde berichtete). Nachdem selbst J.J. Abrams ("Alias", "Lost", "Fringe") mit seinen Plänen das von ihm erschaffene Universum in Serienform zu festigen an Streitigkeiten zwischen den Film-Rechtsinhabern Paramount und den Serien-Rechtsinhabern CBS scheiterte, war für viele Fans jegliche Hoffnung auf eine neue Serie bereits zerstört, zumal das Zeitfenster für den günstigsten Termin zum fünfzigjährigen Jubiläum im September 2016 mit jedem Tag mehr und mehr verschlossen wirkte.

Zum anderen haben die beiden letzten Kinofilme unter der Regie Abrams' durch ihre Abkehr von traditionellen Star-Trek-Werten wie der Behandlung von philosophischen Themen hin zu einem reinen Action- und Popcorn-Spektakel viele Fans verprellt, die nun natürlich eher mit einer hochgezogenen Augenbraue auf diese Neuentwicklung und all ihre Beteiligten blicken.
Aber schließen wir an dieser Stelle doch einmal gemeinsam aus den spärlichen Fakten, die bislang durch die Öffentlichkeit geraten sind, was das für eine neue Serie bedeuten könnte:



Zuerst einmal ist die frühere Absage des Fernsehsenders CBS an Abrams in Verbindung mit ihren ständigen Auseinandersetzungen mit Paramount tatsächlich ein positives Zeichen. Man kann daraus nämlich ableiten, dass sich der Serienrechteinhaber auf einem so klagefreudigen Markt wie der USA kaum dem Risiko aussetzen wird, allzu viele Brücken in die Urheberdomäne der argwöhnischen Konkurrenz zu schlagen. Stattdessen ist selbst auf "startrek.com" davon die Rede, dass "[...] neue Charaktere neue fantastische Welten und neue Zivilisationen suchen [...]" würden.

Wer aus den Worten allerdings die originale Zeitlinie herausliest, in der sich schon Picard, Janeway oder Sisko tummelten, sollte sich dessen nicht unbedingt sicher sein, denn die Verpflichtung des engen Abrams-Vertrauten Kurtzman ist auch eine Absage an Projekte wie Michael Dorns Pläne zu "Captain Worf" und ein offener Bruch mit Traditionslinien die mit Brannon Braga, Rick Berman oder Steven Ira-Behr manifestiert und personifiziert wurden. Die kommende Serie hat mit Absicht keinerlei personellen Anknüpfungspunkte an die Vorgängerserien.
Und was soll ich sagen?
Das ist auch gut so.

Auf dem heutigen Fernsehmarkt, der vor kreativen, außergewöhnlichen und herausfordernden Serien nur so überquillt, würde - bei aller Liebe - eine Serie wie "TNG" nicht mehr funktionieren, wäre "Voyager" viel zu unspektakulär und wäre "Enterprise" spätestens nach der zweiten Staffel abgesetzt worden. Längst  gelten andere Regeln die nach anderen Leuten verlangen, die den veränderten Zuschauerbedürfnissen, gewandelten  Ansprüchen und weiterentwickelten Sehgewohnheiten genügen müssen.


Kurtzmans größte Aufgabe ist daher ein Spagat, wie es ihn in der Seriengeschichten in dieser Form kein zweites Mal gibt. Er muss einen aufgeblähten Kanon aus sechs Serien und dreizehn Filmen berücksichtigen, den Erwartungen von verschiedenen Fangruppen aus fünfzig Jahren Serienlaufzeit genügen, dem klassischen Konzept eines Science-Fiction-Klassikers treu bleiben, dabei gleichzeitig innovative neue Ideen einzubringen und nebenher eine ganze Franchise in das Fernsehen des 21. Jahrhunderts herüberretten.

Es wird also eine schwere, undankbare und schon jetzt scheinbar unlösbare Aufgabe, der sich Alex Kurtzman da mutig gestellt hat. Aber man sollte diese Herausforderung nicht zwangsweise als Nachteil verstehen, denn Kanon, Fanszene, Tradition und die einzigartige Herausforderung sind auch gleichzeitig das, was "Star Trek" so einzigartig macht. Die Franchise hat Millionen Anhänger, Merchandisekäufer und Blogger auf ihrer Seite, die sich eine neue Serie nicht entgehen lassen werden. Dieses Potenzial (und die damit verbundenen Gewinne) haben die Verantwortlichen bei CBS längst erkannt und auch wenn es sich bei der neuen Serie um eine begrenzte Veröffentlichung unter den vermeintlich kontrollierten Bedingungen einer eigenen Online-Sparte handelt, sagt dies viel aus, denn "Star Trek" wird immerhin das CBS-Zugpferd gegen Internet-Konkurrenten wie den Branchenriesen Netflix, der lange Zeit ebenfalls mit einer eigenen Star-Trek-Serie kokettierte. Wenn selbst die Entscheidungsträger auf so deutliche Weise ihr Vertrauen zu Star Trek Ausdruck verleihen, sollten auch wir Fans unsere Skepsis nicht länger vor uns her tragen, sondern uns an der Aussicht erfreuen, die nächste Star-Trek-Serie noch miterleben zu dürfen. Das Schimpfen werde ich mir jedenfalls für den Tag aufheben, an dem ich den Pilotfilm sehen werde...

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Freitag, 15. Mai 2015

Turons Senf zur Zukunft des Merchandise

Niemand geringeres als Adam Savage, eines der Masterminds hinter der Erfolgsserie „Mythbusters“ sorgt im Moment in Star-Trek-Fankreisen für Furore. Das liegt allerdings weniger an der legendären dreiundzwanzigsten Folge der siebenten Staffel seiner „Mythbusters“, in der das Team die Bambus-Bazooka Kirks aus „Ganz neue Dimensionen“ nachbaute, sondern an einem kleinen Bastelprojekt, dem sich Savage in den letzten Monaten widmete: Dem Eigenbau einer äußerst originalgetreuen Replik von James T. Kirks Kommandosessel aus der klassischen Serie.


Doch warum nahm Savage diese Monate währende Tortur überhaupt auf sich, zumal er über Ebay bereits im Jahr zuvor eine entsprechende Sitzgelegenheit erworben hatte?
Die Antwort ist so simpel wie unter Fans allgemein geläufig: Sein vermeintliches Schnäppchen entpuppte sich rasch als Fehlkauf. Zu teuer, zu wackelig, zu unfunktional und vor allem viel zu wenig originalgetreu ärgerte es Savage bereits beim bloßen Anblick, bis er schließlich das Schicksal in die eigene Hand nahm und beschloss, es selbst besser zu machen.



Warum nun ein Artikel dazu folgt, mag man sich an dieser Stelle nicht ganz zu Unrecht fragen. Schließlich dokumentiert das Video für sich selbst den Prozess des Baus und der Fertigstellung eines Kultobjekts, das eigentlich kaum weiterer Ausführungen bedarf. Doch Savages Projekt bildet nur die Spitze eines Eisbergs, der in einem momentanen Trend unter Star Trek Fans liegt und sich in den kommenden Jahren als mehr als eine bloße Mode erweisen wird.

Denn Hand auf's Herz: Das Star-Trek-Merchandise krankt im Moment an zwei Umständen.

Einerseits ist die Fanbasis längst nicht mehr so zahlreich aufgestellt wie noch in den Goldenen Neunzigern, als man als Händler den verschiedenen Fanschichten und Gelegenheitszuschauern noch säckeweise Figuren, Modelle und Bücher verkaufen konnte.
Seit zehn Jahren aber gibt es nicht einmal mehr eine Star-Trek-Fernsehserie im Fernsehen und das Zielpublikum ist auf einen harten Kern zusammengeschmolzen, der nicht nur ganz unterschiedliche Vorstellungen davon hat, für welche Art Devotionalien man bereit ist Geld auszugeben, sondern darüber hinaus auch höhere Qualitätsansprüche stellt, als das noch vor zwanzig Jahren der Fall war. Zudem ist die schiere Masse an möglichen Sammelrichtungen (Bücher, Teller, Miniaturen, Pins, Spiele, Uniformen, Modelle, Videospiele, Comics u.v.m.) mittlerweile so sehr angewachsen, dass sich die Vertriebsmöglichkeiten unter der geschrumpften Fanbasis inzwischen recht überschaubar gestalten. Dass es selbst im bevölkerungsreichen Berliner Raum inzwischen nur noch eine Handvoll Sammlerläden gibt, ist ein deutliches Indiz für diese Entwicklung, die kaum mehr Aussicht auf nennenswerte Profite bietet.


Andererseits ist man auf Seiten der Hersteller nicht bereit, den veränderten Umständen adäquat Rechnung zu tragen.
Ziehen wir an dieser Stelle doch einmal den Figuren-Produzenten Playmates als Beispiel heran:
Nachdem die Verkaufszahlen stagnierten, beendete die Firma bereits 1999 nach einem siebenjährigen Engagement die Fertigung ihrer noch heute weit verbreiteten Action-Figuren und verließ das sinkende (Raum-) Schiff.
Als jedoch 2009 endlich ein neuer Kinofilm erschien, trat plötzlich auch Playmates wieder in Erscheinung; allerdings mit einer Produktpalette an Figuren, die qualitativ so sehr von ihren Vorgängern abwich, dass selbst hartgesottene Sammler sich vom Hersteller abwendeten.
Die meisten Konzerne sahen in den sinkenden Verkaufzahlen allerdings keine Kritik an der fehlenden Qualität ihrer Produkte (schließlich hatte man ja bereits in den Goldenen Neunzigern minderwertige Ware in satte Profite umwandeln können), sondern deutliche Anzeichen für ein allgemein schwindendes Interesse für Star Trek.


Ein Teufelskreis, denn im Endeffekt wurde eine Spirale in Gang gesetzt, die eine Mitverantwortung dafür trägt, dass in den Jäger-und-Sammler-Kreisen des Star-Trek-Fantums im Moment trostlose Ebbe herrscht. Wird diese Durststrecke dann doch einmal kurzzeitig von einer Welle ambitionierter Projekte durchbrochen, so wird sie meist geprägt von minderwertigen Verkaufsgegenständen wie bei Playmates, fragwürdigen Auswüchsen wie bei Funko oder schwankender Qualität wie bei den Raumschiffmodellen von Eaglemoss.


Natürlich kann man in diesem Moment wieder jene Leser unken hören, die an dieser Stelle so selbstzufrieden wie fachkundig „Glückwunsch, da hat jemand erkannt das dieses ganze Merchandise nur dazu gemacht wurde Geld zu verdienen!“ einwerfen können.
Oder man zieht den Zorn jener auf sich, die dem vermeintlich streng marxistischen Ansatz Roddenberrys folgen und ihrem eigenen Fantum wie auch der gesamten Franchise nur eine geldlose und damit auch antikommerzielle Sichtweise aufdrücken wollen.
Doch sie alle vergessen, dass Merchandise seit den Anfangstagen der Originalserie eine der Säulen des Star-Trek-Fantums ist und untrennbar mit der Kultur seiner Anhänger verbunden bleibt. Es gehört eben für viele Menschen dazu, das Lieblingsschiff in der Schrankwand stehen zu haben, eine Uniform zu besitzen oder seinen Schlummertrunk im Kommandosessel Captain Kirks zu sich zu nehmen.


Womit wir wieder beim „Mythbuster“ Adam Savage angelangt wären, denn dieser tüchtige Heimwerker bildet eine Art Leuchtturm für eine Bewegung, die unter Fans mehr und mehr Fahrtwasser aufnimmt. Unter dem Motto „Wenn Du willst dass etwas ordentlich gemacht wird, musst Du es eben selbst tun!“ (Dagobert Duck) basteln sie sich Props selbst nach (wie bei der Berliner Fangruppe Euderion), fertigen in mühevoller Kleinarbeit ganze Raumschiffbrücken (wie bei der Berliner Fangruppe USS K'Eylehr) oder bearbeiten Modellausgaben mit dem Pinsel (wie bei unserem Leser Damon) oder dem Schraubenzieher (wie bei unserem Leser Marcus). Dabei entstehen immer wieder großartige und sehenswerte Ergebnisse, die den Bedürfnissen der Fans nach Art des Fanartikels, Authentizität oder Funktionalität häufig näher kommen, als die meisten Merchandiseangebote.
Prop-Auswahl eines Euderion-Mitgliedes
Das mag man im ersten Moment vielleicht belächeln oder von sich weisen, doch tatsächlich verbergen sich dahinter nur erste Anzeichen für eine Entwicklung, die das gesamte Prinzip des Geschäftsprinzips mit Fan-Utensilien über kurz oder lang in Frage stellen wird. Längst lassen sich mit 3D-Druckern funktionierende Triebwerke, Schusswaffen und ganze Häuser bauen. Action-Figuren, Raumschiffmodelle oder Phaseratrappen sind im Vergleich dazu sogar noch viel einfacher herzustellen und beim rasanten Tempo, mit dem sich diese Technologie momentan entwickelt, bleibt es wohl nur eine Frage von Jahren, bis sich Fans ihre Sammlerstücke zu Hause selbst fertigen können. Merchandise, wie wir es heute kennen, wird dann ein Relikt längst vergangener Tage sein.


So werden sich Firmen wie Eaglemoss, Funko oder Playmates über kurz oder lang gegen den unvermeidlichen Untergang kämpfen. Sie werden sich auf nichts Geringeres als eine Revolution vorbereiten und ihre Verkaufspolitik noch einmal deutlich überdenken müssen.
Doch noch ist Polen nicht verloren, denn wie das Marketing der nahen Zukunft aussehen kann, beweist schon heute der Internetversandhandel ThinkGeek.
Zwar sind ihre Produkte nicht immer von herausragender Qualität und man kann sich schon zu Recht fragen, ob die Fans wirklich einen Enterprise-Pizzaschneider, ein Star-Trek-Sushi-Set oder einen TNG-Hoodie benötigen, doch mit ihren frischen Ideen stellt die Firma immerhin etwas in den Mittelpunkt, was viele ihrer Konkurrenten längst verloren haben und Selfmade-Experten wie Adam Savage mit ihrem Beispiel wieder in den Vordergrund rücken:
Originelle Produkte für detailversessene Fans.

Donnerstag, 23. April 2015

Turons Senf zum aktuellen Star-Wars-Teaser

Mittlerweile ist es so ziemlich genau eine Woche her, dass der neueste Teaser zum neuesten Star-Wars-Kinofilm „Das Erwachen der Macht“ (warum eigentlich nicht das ungleich wohlklingendere „Die Macht erwacht“?) seine viel beachtete Premiere feierte. Und, Hand aufs Herz, es gibt wohl kaum einen Star-Trek-Anhänger, der nicht selbst bereits einen scheuen Blick in diese Vorschau der Konkurrenz geworfen hätte. Davor sind selbst mehr oder weniger bekannte Star-Trek-Promis nicht gefeit.


Chris Doohan, seines Zeichens Sohn des berühmten Scotty-Darstellers, nutzte die Gelegenheit umgehend, um dem Regisseur, der ihm immerhin zu einer Statistenrolle in den beiden zurückliegenden Star-Trek-Kinofilmen verhalf, großzügig Honig um den Bart zu streichen:


Der fleißige Star-Trek-Bücher-Autor David Mack hingegen war darauf bedacht, in seinem Tweet zum Thema eher fragwürdige optische Markenzeichen des Star-Wars- und Star-Trek-Regisseurs J(ar) (Jar) Abrams herauszustellen.



Und Dauertweeter William Shatner hat sich in mäßig seriöser detektivischer Kleinarbeit bemüht, eine Brücke zu einer legendären Mel-Brooks-Filmszene zu schlagen:


Es erübrigt sich wohl an dieser Stelle zu erwähnen, dass er damit indirekt auch einen weiteren Star-Trek-Alumni würdigte, der in seinen Jugendjahren in just jener Szene aus „Spaceballs“ einen seiner ersten Auftritte überhaupt absolvierte:


Doch all diese Wortmeldungen wurden von einer Person in die zweite Reihe gestellt, der auf den ersten Blick kaum allzu viel mit Star Trek zu tun hat: Neil deGrasse Tyson.
Der ein oder andere könnte den Doktor der Astrophysik aus der Big-Bang-Theory-Folge „Besuch vom FBI“ kennen, in dem Sheldon Cooper ihn aufgrund seiner Beteiligung an der Degradierung Plutos zu einem Zwergplaneten kritisiert.


Hierzulande weniger bekannt ist, dass Tyson in den USA eine schillernde Gestalt des öffentlichen Lebens ist. Zahlreiche Publikationen, unzählige Vorträge, öffentliche Auftritte und Unmengen an unterhaltsamen Online-Videos zementierten den Kultstatus um seine Person, dessen Wort abgesehen von kosmologischen Themen auch bei religiösen, soziologischen oder gar cineastischen Fragen einiges an Gewicht zugebilligt wird.
Und so verwundert es wohl kaum, dass ihm jüngst sogar Reporter vor dem NBC-Gebäude in New York auflauerten, um ihm einige Worte zum neuesten Star-Wars-Teaser zu entlocken. Allerdings nutzte Tyson quasi im Vorbeigehen und beim Kauen seines Frühstücksbrötchens die Gelegenheit, um aus einer wissenschaftlichen Expertise heraus den Konkurrenten zu loben:



Meine (wie gewohnt) sehr freie Übersetzung der wichtigsten Passagen dieses Gesprächs (ohne Gewähr):

Reporter: Was denken Sie über den neuen Star-Wars-Trailer?

Tyson: „Ich war schon immer eher ein Star-Trek-Verfechter. Star Wars mag sein, was immer es ist, aber ab einem bestimmten Zeitpunkt beginne ich mich zu fragen, zu wie vielen solcher Filme ich überhaupt eine Bewertung abgeben könnte.

[...]

Reporter: Was finden sie wirklichkeitsnäher, Star Trek oder Star Wars?

Star Trek! Um Längen! Das steht nicht einmal zur Debatte. Star Trek verfügt zumindest über Glaubwürdigkeit und folgt den Gesetzen der Physik. Star Wars ist ein Fantasieland. Wenn ich mir also Star Wars ansehe, kann ich noch nicht einmal zusammenzählen, was sie korrekt und falsch darstellen. Natürlich machen sie auch manchmal Sachen richtig, wie im Original, als Luke Zeuge eines doppelten Sonnenaufgangs wird. Tatsächlich sind die meisten Sterne am Nachthimmel doppelte oder sogar noch mehr Sterne zählende Systeme. Daher kann ich sagen 'Hey, das habt Ihr richtig gemacht! Das war gut!'Aber der Rest? Nein. Nein!

Bildquelle: cheezburger.com
Natürlich sind solcherlei Äußerungen aus dem Mund Tysons nicht unbedingt neu und bestenfalls ein Kurzabriss vorheriger Wortmeldungen. Aber während sich die versammelte Star-Trek-Fangemeinde gerade fragt „Beyond was eigentlich?“ und vielleicht in der ein oder anderen schwachen Sekunde mit einem Anflug an Neid auf Star Wars blicken mag, sollte man in diesem Moment eher dran denken, was die beiden Franchises eigentlich trennt. Denn auch wenn Abrams sich redlich bemüht hat, die Grenzen zwischen den beiden Universen mehr und mehr verschwimmen zu lassen, führen uns Personen wie Neil deGrasse Tyson immer wieder vor Augen, dass beides vor allem aufgrund seiner Unterschiedlichkeit seine Daseinberechtigung hat.