Sonntag, 4. Februar 2018

Der Tafelrunden-Check zum Super Bowl LII


A. Einleitung.

Und schon steht sie wieder vor der Tür: Die mittlerweile 52. Auflage des Super Bowls, in der die Champions der NFC und der AFC antreten, um die Krone des American Footballs zu erringen. Und selbstverständlich geben wir auch dieses Jahr unsere Analyse zum Besten, wer dieses Mega-Sport-Ereignis gewinnen wird.
Wie jedes Jahr fragen wir uns an dieser Stelle natürlich, warum wir als Star-Trek-Fan-Gemeinschaft irgendwo im deutschen Potsdam das überhaupt tun.
Aber als Nationalsport der USA kommt dem American Football natürlich eine ganz andere Bedeutung bei Star Trek zu: Viele Schauspieler sind bekennende Fans diverser Vereine (z.B. Patrick Stewart), spielten selbst in ihrer Jugend (z.B. William Shatner) oder mimten auf der Leinwand Footballspieler (Scott Bakula). Einer der ersten Super-Bowl-Teilnehmer spielte bereits in der Originalserie mit, in "Enterprise" konnte man einen Football durch die Schwerelosigkeit des Alls schweben sehen und wer könnte die wunderbare Umschreibung des Sports durch den Vulkanier Kov in der gleichen Serie vergessen, die Tucker richtigstellen musste:

"Die Jungs wollen den Quarterback doch nicht umbringen. Sie hindern ihn nur daran, den Ball zu werfen oder damit zu laufen! Es ist nur ein Spiel, kein Kampf auf Leben und Tod."


Vor allem aber finden sich in der Tafelrunde selbst Personen wieder, die den Sport betrieben haben, gern zu Spielen lokaler Teams gehen oder einfach nur Fans des Spektakels sind.
Weil wir aber wissen, dass es für Europäer ungefähr genauso schwierig ist, seine Sympathien zu verteilen wie für einen Amerikaner, der sich entscheiden muss, ob er nun die TSG Hoffenheim oder RB Leipzig bei deren Bundesligaduell unterstützen soll, wollen wir – wie jedes Jahr – eine augenzwinkernde Entscheidungshilfe geben, die beide Teams nach drei verschiedenen Aspekten untersucht, die es jedem Leser mit ein wenig Geschmack in Film, Fernsehen und Musik möglich macht, seinen Favoriten zu ermitteln.

B. Die konkurrierenden Städte.
In dieser Kategorie kümmern wir uns darum, die beiden Gegner in recht geografischen, historischen und soziologischen Aspekten näher zu betrachten, um ein Gefühl dafür zu vermitteln, was für unterschiedliche oder doch eher ähnliche Teams aufeinandertreffen.

Die größere Stadt.
Zwar tragen die New England Patriots ihre Heimspiele im Vorort Foxborough aus, doch da dieser Umstand ungefähr dem Unterschied zwischen Spandau und Berlin gleichkommt, reduzieren wir das Duell einmal auf die Städte Boston (mit den New England Patriots) und Philadelphia (mit den Philadelphia Eagles).
Während Boston immerhin 687.600 Eingeborene zu bieten hat, kann Philadelphia dagegen stolze 1.568.000 Bewohner ins Rennen werfen. Weil aber Stadtgrenzen auch in den USA mitunter recht willkürlich gezogen werden lohnt es sich, das gesamte Einzugsgebiet zu betrachten. Während Boston dann sofort auf knapp 4,8 Millionen Personen anwächst, leben in Philadelphia mit circa sechs Millionen Bürgern noch immer mehr Bevölkerungsmenge vor der eigenen Haustür. Ja selbst wenn man die gesamten Bundesstaaten hinzuzählt, kommt man in Massachusetts (6,86 Millionen Einwohner) Hauptstadt Boston nicht umher zuzugestehen, dass in Pennsylvania (12, 8 Millionen Seelen) mehr Leute wohnen.
Vorteil: Eagles.


Die ältere Stadt.
Wie jedes Jahr ist es für europäische Verhältnisse immer ein wenig amüsant, auf die vermeintliche Besiedlungstradition amerikanischer Städte zu schauen, wo doch Trier (2034 Jahre), Potsdam (1025) oder Berlin (774 Jahre) dem Begriff im direkten Vergleich vielleicht doch etwas spotten. Doch für amerikanische Verhältnisse sind sowohl Boston (1630 gegründet) als auch Philadelphia (1681) vergleichsweise Urgesteine der urbanen Landschaft.
Vorteil: Patriots.


Die wichtigere Stadt.

Obwohl so etwas schwierig zu bestimmen ist bleibt festzuhalten, dass Boston zwar nicht die erste Geige spielt, aber als Beta+ Global City geführt wird, als Hauptstadt des eigenen Bundesstaates fungiert und mit den Hochschulen Harvard und MIT zwei der Vorzeige-Lehranstalten der USA vorweisen kann. Zudem wurden mit John Adams, Calvin Coolidge, John F. Kennedy und George Bush senior insgesamt vier US-Präsidenten hier geboren.
Philadelphia andererseits war einmal die Hauptstadt der gesamten USA und hier wurde die Unabhängigkeitserklärung unterzeichnet. In den Folgejahren durchlebte die Stadt allerdings einen rasanten Absturz. Unruhen, Korruption, Verbrechen und der Zusammenbruch traditioneller Industriezweige machten ihr zu schaffen. Zwar geht es mittlerweile längst wieder bergauf, aber die Stadt hat viel von ihrem Prestige verloren und muss sich mit dem Makel arrangieren, dass die Hauptstadt Pennsylvanias in Harriesburg liegt.
Vorteil: Patriots.




Die größere Nummer im Sport.
Dieser Punkt ist dieses Jahr ungleich ausgeglichener, denn sowohl Boston (New England Patriots, Red Sox, Celtics, Bruins, New England Revolution) als auch Philadelphia (Eagles, Phillies, Flyers, 76ers, Union) verfügen über je einen Mitglied in den fünf großen Ligaverbänden für Football, Baseball, Basketball, Eishockey und Soccer (das, was wir Europäer als 'Fußball' kennen). Es gibt jedoch einen kleinen, aber feinen Unterschied.
Während Boston zum erlauchten Kreis jener Städte gehört, die mindestens einen Titel in jeder Liga gewinnen konnten und auf insgesamt 37 Meisterschaften kommt, die der Stadt den Spitznamen "Title Town" einbrachten, scheint Philadelphia der direkte Gegenentwurf dazu zu sein.
Man schob den allgemeinen Misserfolg sogar schon auf einen Fluch ("The Curse of Billy Penn"), aber auch wenn dieser mittlerweile aufgehoben scheint, ist noch nicht allzu viel Zählbares dabei herausgesprungen.
Vorteil: Patriots.


Entfernung zum Austragungsort.
Während beide Städte für amerikanische Verhältnisse überschaubare 435 Kilometer voneinander trennen, die beinahe eine Derby-Stimmung heraufbeschwören, liegt der diesjährige Austragungsort des zweiundfünfzigsten Super Bowls tief im Mittleren Westen der USA. Der Meisterschaftskampf 2018 wird im kalten Minneapolis (Minnesota) ausgetragen, wobei man sagen kann, dass die Eagles hier im Duell mit ihren NFC-Rivalen Vikings vier Siege davontragen konnten, während es für die Patriots nur zu drei Siegen reichte. Andererseits sollte man bedenken, dass das Team aus Philadelphia hier insgesamt elf Partien austrug (also auch sieben Mal verlor), während die Pats nur fünf Versuche hatten (also nur zwei Mal verloren).
Nichtsdestotrotz haben die Eagles nicht nur mehr Erfahrung im hiesigen Rund als die Patriots, sie haben (mit 1582km) auch einen unwesentlich kürzeren Anreiseweg als ihre Rivalen (1800km).
Vorteil: Eagles.


C. Personelle Unterstützung.
In diesem Teil geht es eher um kulturelle Aspekte beider Orte, die dem hiesigen Fernsehzuschauer vielleicht besser bekannt sind als sportliche oder geografische Anhaltspunkte.

Berühmte Einwohner.
Es gibt einige großartige Persönlichkeiten, die der Stadt Philadelphia entstammen. Die monegassische Regentin Grace Kelly etwa erblickte ihrem späteren Leben im Pomp zum Trotz das Licht der Welt ausgerechnet in Philadelphia. Ihr taten es illustre Personen wie Kevin Bacon, Bradley Cooper, Jack Klugman oder David Lynch gleich.
Was sollte Boston da noch aufbieten können?
Vielleicht keine Fürstin, aber hinter Leonard Bernstein, Edgar Allan Poe, John Cena, Matt LeBlanc, Jack Lemmon oder Uma Thurman verstecken sich noch weitere namhafte Personen. Zum Beispiel Ben Affleck, Chris Evans oder Edward Norton, die Batman, Captain America und den Hulk verkörperten.
Vor so viel Superheldenkraft muss sich wohl auch ein gekröntes Staatsoberhaupt verbeugen.
Vorteil: Patriots.
Bildquelle: Pinterest

Berühmte Musiker.

Manches aus der Musikszene Philadelphias versetzt einen zurück in die Neunziger. Boys II Men, zum Beispiel. Oder in die Achtziger, wie The Hooters. Das erfolgreichste, was die Stadt heutzutage zu bieten hat, ist hingegen Taylor Swift, von der ich an dieser Stelle auch nichts vorstellen will. Dann doch lieber ein anderes Kind der Neunziger, das Erinnerungen an die guten alten Zeiten weckt.
Die Bloodhound Gang.



Boston andererseits hat mit den New Kids on the Block wohl eines der grausigsten Musikverbrechen der letzten zweitausend Jahre zu verantworten, aber man muss der Stadt zugutehalten, dass es viel bessere Acts zu bieten hat wie Aerosmith, Boston, Pixies, Dick Dale, die Dresden Dolls, Dropkick Murphys, Godsmack oder Rob Zombie.
Als Hörprobe soll diesmal ein Song der lokalen Band Staind dienen, der allerdings aufgrund der größeren Vielfalt Bostons nicht als Omen für den Super Bowl herhalten kann.
Vorteil: Patriots.



Verbindungen zu Star Trek.

Die Stadt Philadelphia ist im Star-Trek-Universum die Heimat eines großartigen Künstlers: Vic Fontaine. Im Bundesstaat Pennsylvania ereigneten sich die Streiks von O'Briens Vorfahren Aloysius, spielten die Ereignisse von "Carbon Creek"  und hier erblickte Balthazar Edison das Licht der Welt.
In Philadelphia wurden außerdem wichtige Schauspieler wie Robert Picardo, John de Lancie und Barry Jenner geboren.



Und doch bildet eher Boston einen Wallfahrtsort für Star-Trek-Anhänger.
Das liegt allerdings weniger an den dünnen Erwähnungen innerhalb Star Treks, sondern daran, dass neben Martha Hackett, Richard Herd oder John Schuck die Star-Trek-Legende Leonard Nimoy hier geboren wurde und aufgewachsen ist.
Vorteil: Patriots.



Berühmte fiktionale Fans.
Es gibt eine Menge von Filmen und Serien, die in Philadelphia spielen. Von "Twelve Monkeys", "The Sixth Sense", "Sieben", "Philadelphia", "Unbreakable" bis hin zu "It's Always Sunny in Philadelphia", "Cold Case" oder "Prince of Bel Air", das zwar in Kalifornien spielt, aber West Philadelphia immerhin musikalisch ein Denkmal setzte.
Aber eine Figur steht noch viel mehr für den Kampf der Arbeiterstadt Piladelphias gegen die Unbillen einer harten Welt:
Rocky Balboa.
Sylvester Stallone, der eigentlich in New York geboren ist, spielt gerne mit diesem Mythos und brachte bereits mehrfach seine Kunstfigur mit den Eagles in Zusammenhang.

Bildquelle: Pinterest

Auf der anderen Seite steht mit Peter Griffin Seth MacFarlanes Familienoberhaupt und "Family Guy", der in mehreren Episoden mit seinen Patriots gemeinsame Sache machte. Mal lief er für sie auf, mal versuchte er Trainer Bill Belichick zum Lachen zu bringen und mal bat er bei Gott persönlich für sein Team um Erfolg.
Doch auch wenn Peter Griffin damit offensichtlich erfolgreich gewesen sein muss, bleibt die Legende um Rocky Balboa unerreicht.
Vorteil: Eagles.



Berühmte Fans.
Die Eagles, die als eines der fänstärksten Teams im American Football überhaupt gelten, haben eine ganze Reihe von Fans. Unter ihnen sind beispielsweise Schauspieler Bradley Cooper, der ehemalige Vizepräsident Joe Biden, der Comedian Kevin Hart oder der Darsteller Danny de Vito.
Am bekanntesten – nicht zuletzt wegen seiner Rap-Einlage zu seiner Heimatstadt im Intro von "Der Prinz von Bel Air" ist aber fraglos Will Smith, den man ferner vielleicht noch aus "Independence Day", "Bright" oder "Suicide Squad" kennen könnte.

Bildquelle: Pinterest

Zu den Vorzeige-Fans der Patriots gehören hingegen die Ehefrau Tom Bradys, das Modell Gisela Bündchen, Late-Night-Host Conan O'Brien, Aerosmith-Sänger Steven Tyler oder Jon Bon Jovi.
Vorzeigefan ist sicherlich der "Marsianer" Matt Damon, der sogar einmal für eine Rolle in einem Star-Trek-Film im Gespräch war.

Bildquelle: Pinterest
Zwar gibt es kaum etwas gegen den Marsianer ins Feld zu führen, aber der Vollständigkeit halber sollte angemerkt werden, dass vor allem der Erfolg der Patriots einen ganz besonderen Fan angezogen hat, der sogar mit Quarterback Tom Brady, Trainer Bill Belichick und Club-Eigner Robert Kraft befreundet ist: Donald Trump.
Vorteil: Eagles.
Bildquelle: Pinterest

Maskottchen.
Die beiden Aushängeschilder ihrer Vereine sind die Maskottchen Pat Patriot (New England Patriots) und Swoop (Eagles). Während Pat Patriot ein wenig so aussieht, als wäre er das uneheliche Kind von Thomas der Lokomotive und Captain Hook, erfreut er sich in den USA nicht zuletzt wegen seines patriotischen Grundtones großer Beliebtheit. Doch nicht nur, dass Adler in den USA mit mindestens ebenso viel Pathos beladen werden; in diversen Internet Rankings rangiert der Adler Swoop zumeist vor seinem Kollegen aus Boston. Und er spielte immerhin in Ace Ventura mit…
Vorteil: Eagles.





D. Der sportliche Rahmen.

An dieser Stelle widmen wir uns – überblicksartig – dem sportlichen Aspekt des Spiels, vergleichen die Ausgangssituation beider Teams und widmen uns den Prognosen.

Statistik.
Die bisherige Bilanz der beiden Mannschaften spricht knapp für die Eagles, denn von den dreizehn bisherigen Begegnungen konnten sie sieben für sich entscheiden. Unter den sechs Siegen der Patriots ist aber auch der Gewinn des Super Bowls XXXIX im Jahre 2008 zu finden, in dem die Pats den Finalträumen der Eagles ein grausames Ende bereiteten. Insbesondere mit Blick auf die bisherige Titelbilanz bleibt festzustellen, dass das Team aus Philadelphia erst zum dritten Mal überhaupt das Endspiel erreicht hat, während ihrem Gegner dieses Kunststück immerhin bereits neun Mal, wobei ihnen das Kunststück gelang, seit dem Jahr 2002 insgesamt fünf Mal als Sieger vom Platz zu gehen.
Philadelphia hingegen kämpft massiv gegen den Aberglauben an.
Nachdem der "Curse of Billy Penn" überwunden zu sein scheint, geht in der NFL das Gerücht um, dass ein weiterer Fluch namens "Lombardi Curse" auf der Mannschaft lastet. So soll das Team die Trainer-Legende Vince Lombardi durch dessen einzige Play-Off-Niederlage so verärgert haben, dass die nach ihm benannte Super-Bowl-Trophäe der Mannschaft aus Philadelphia für immer verwehrt bleiben soll…
Vorteil: Patriots.


Die Quarterbackfrage.
Auf der einen Seite steht ein Fels in der Brandung. Bereits seit Jahrzehnten ist Tom Brady ein Erfolgsgarant bei den New England Patriots und seine Fähigkeiten haben bereits mehr als einmal einen Super Bowl entschieden. Mittlerweile zählt er stolze vierzig Lenzen, aber wenn uns vorangegangene Finalspiele (wie z.B. der Super Bowl 50) irgendetwas bewiesen haben, dann doch, dass gerade auf dieser Position Konstanz und Erfahrung von unschätzbarem Wert sind.
Auf der anderen Seite steht die grandiose Geschichte eines Underdogs. Als sich Carson Wentz, der etatmäßige Quarterback zu Saisonende verletzte, sprang sein neunundzwanzigjähriger Ersatz Nick Foles an und machte seine Sache in bester American-Dream-Manier so gut, dass die Eagles ihr Ligafinale gewannen und ins Endspiel einzogen. Hier kann Foles das Märchen perfekt machen, auch wenn es eher wahrscheinlicher ist, dass die Patriots diesen Personalwechsel mit ihrer Abgebrühtheit eiskalt ausnutzen werden.
Vorteil: Patriots.





Die Trainer.
Bill Belichick ist fraglos einer der erfolgreichsten und fähigsten Trainer der NFL-Geschichte, dem ohne Frage stets die Favoritenrolle zukommt. Doch Belichicks Weg ist gepflastert mit Skandalen. So ließ er Absprachen anderer Teams abfilmen, Psychospielchen mit seinen Gegnern betreibt und wurde von George R.R. Martin auf recht unschmeichelhafte Weise in einem seiner Bücher erwähnt.
Vergleichsweise unauffällig ist sein Gegenüber Doug Pederson, der über seine Tätigkeit als Assistenztrainer schließlich 2016 zum Head Coach aufstieg und seither die Eagles trainiert. Immerhin kennt er die Situation seines Schützlings Foles' bestens, denn Pederson war während seiner aktiven Laufbahn selbst zumeist als Ersatzquarterback im Einsatz. In Philadelphia bricht er jedenfalls einen Rekord nach dem anderen; ob es aber für den Gewinn des Super Bowls reichen wird, wird sich zeigen müssen…
Vorteil: Patriots.


Skandale.
Das unbeliebteste an den Eagles sind vor allem ihre Fans. Zwar zählt man sie im gleichen Moment zu den leidgeprüftesten, aber ihr schlechter Ruf manifestiert sich immer wieder an ihrem Verhalten. Sie werfen mit Schneebällen auf Weihnachtsmänner, johlen bei Schwerverletzungen anderer Spieler und tendieren zum öffentlichen Urinieren. Auch ausgestreckte Mittelfinger, Bierbecherwürfe und Spuckattacken sind keine Seltenheit.
Das alles liest sich vor allem aus europäischer Perspektive recht harmlos, stellt aber in Amerika, wo Ligasport mehr Event als Lokalkolorit ist, ein echtes Problem dar.
Die Patriots hingegen sind ein wahres Sammelbecken für Skandale und Affären wie das Deflate-Gate, Spy-Gate oder ähnliche Possen, die dem Sport vor allem Glaubwürdigkeit kosten. Da sie zudem als eines der besten NFL-Teams viele Meisterschaften für sich entscheiden konnten, haben sie es in den letzten Jahren verstärkt geschafft, den Unmut anderer Fans auf sich zu ziehen.
Ich kann an dieser Stelle den Film "Unbesiegbar" empfehlen, in dem ausgerechnet der Patriots-Fan Mark Wahlberg eine Spieler-Ikone der Philadelphia Eagles verkörpert. Der Film ist furchtbar kitschig, nach Schema F gestrickt und so sehr von der originalen Story abweichend, dass Vince Papale am Ende fast wie eine Disney-Prinzessin wirkt. Aber das Werk zeigt aus einer ungewöhnlichen Perspektive die Fans des Clubs, die der Arbeiterschaft entstammen und in einer unzertrennbaren Beziehung zu ihrem selten erfolgreichen Verein stehen. Um es zugespitzt zu sagen: Es ist ein wenig, als würde Schalke (Philadelphia) gegen Bayern München (New England Patriots) spielen.
Vorteil: Eagles.


Der Tafelrunden-Experten-Tipp.
An dieser Stelle übergebe ich das Wort an jemanden, der sich deutlich besser auskennt als ich:
Der Potsdamer Royal Dennis Rösner:

"Im diesjährigen Superbowl treffen 2 Schwergewichte aufeinander, die ein spannendes Spiel erwarten lassen. Angefangen mit dem Herausforderer aus der NFC, den Philadelphia Eagles. Vieles lässt sich über beide  Teams sagen, dennoch werde ich versuchen, die wichtigsten Fakten kurz und knapp zusammenzufassen.
Die Eagles spielen eine herausragende Saison, die beste seit Jahren (Um nicht zu sagen: Jahrzehnten!). Denn erstmals seit über fünfzig Jahren haben sie die Chance, die begehrte Lombardi-Trophäe in die Höhe zu strecken. Angeführt wird diese solide gecoachte Truppe allerdings von ihrem Backup-Quarterback Nick Foles. Der etatmäßige Quarterback, Carson Wentz,verletzte sich nämlich kurz vor Ende der regulären Saison schwer am Knie, was ein Weiterspielen unmöglich machte. Die Eagles ließen sich jedoch nicht unterkriegen und meisterten alle Herausforderungen, die die Playoffs für sie zu bieten hatte. Besonders stark spielt die Defense der Eagles auf. Die Verteidiger spielen außerordentlich physischen und knochenharten Football. Die Deckung der Gegenspieler erfolgt sehr eng, was ein Passspiel enorm erschwert und der Pass-Rush ist so enorm mächtig, sodass die Offense-Line im wahrsten Sinne des Wortes alle Hände voll zu tun haben wird.
Eine mögliche Schwäche könnte die fehlende Spielpraxis des Backup-Quarterbacks sein sowie die fehlende Erfahrung in einem Endspiel zu stehen. Dennoch haben die Männer aus Philly keine schlechten Chancen auf den Pokal, sofern sie Ihre Stärken ausnutzen und eine gute Tagesform abrufen können.
Auf der gegenüberliegenden Seite das absolute Maß aller Dinge, wenn es um Endspiele und Erfahrung geht. Die New England Patriots stehen seit Beginn des 21. Jahrhunderts nunmehr zum 8. Mal im Endspiel. Von den sieben gespielten Superbowl-Matches konnten sie fünf für sich entscheiden. Eine Leistung, die ihresgleichen sucht. Den letzten Erfolg konnten sie im vergangenen Jahr verbuchen, als sie das größte Comeback feierten, welches es je in einem Superbowl zu sehen gab. Die Truppe um Tom Brady, den 'Greatest of all Time', wie ihn unzählige Experten und Medien nennen, ist also eine echte Macht, mit der es im Endspiel zu rechnen gilt.
Dabei sah es am Anfang des Jahres noch gar nicht so sicher nach einer Superbowl-Teilnahme aus. Auf den besten Receiver in ihrer Offense, Julien Edelman, mussten sie das ganze Jahr verzichten. Ebenso in der Defense gab es enorm viele Ausfälle, die es zu kompensieren galt. Doch die Erfahrung und, wie es scheint, der pure Wille zum Siegen machten es schließlich möglich, wieder einmal die Chance auf die Lombardi-Trophäe zu bekommen. Große Stärken der Patriots sehe ich persönlich in ihrem enorm flexiblen Passspiel. Egal ob Receiver, Tight End oder sogar Runningback, Tom Brady findet fast immer eine Anspielstation um den Ball über das Feld zu bewegen. Den Rücken freigehalten bekommt er auch hier von der außerordentlich gut zusammenspielenden Defense. Besonders die Rookies (Neulinge) und die anderen jungen Spieler konnten von den Veteranen im Team profitieren und ihre Leistung schnell steigern.
Eine Chance, die Patriots zu schlagen, gibt es eigentlich nur indem man Druck auf den Quarterback, Tom Brady, aufbaut. Ihn zu Fehlern zu zwingen, ihm wenig Zeit zu geben und stetig wissen zu lassen, dass die Defense präsent ist, das sollte das Ziel der Eagles sein.
Da ich glaube, dass Erfahrung in diesem Sport ein kaum zu ersetzendes Gut ist, und die Patriots mehr als genug davon besitzen (sowohl spielerisch, als auch was die Endspiel-Atmosphäre angeht), tippe ich auf einen (wenn auch knappen) Sieg von New England.
"
Vorteil: Patriots.


Prognosen.
Diesem Tipp schließen sich die Wettbüros in Amerika und Europa durchgehend an. Experten wie Sebastian Vollmer oder Björn Werner sehen es ähnlich und selbst Tier-Orakel wie Jimmy Fallons traditionsreiche „Puppy Predictionund andere prognostizieren größtenteils einen Sieg der Patriots.
Vorteil: Patriots.




Mein Tipp.
Obwohl ich mit Begeisterung seit den Zweitausendern jedes Jahr den Super Bowl verfolge, habe ich eine unglaublich schlechte Quote von erfolgreichen Vorhersagen. Von bislang zwölf getippten Endspielen lag ich gerade einmal drei Mal richtig.
So ist es in der Tafelrunde längst zur Tradition geworden, meinen eigenen Tipp als Argument gegen das Team zu verwerten, dem ich die Daumen drücke.
Wider besseren Wissens werde ich aber auch dieses Jahr den Underdogs meine Sympathien zukommen lassen, in der wagen Hoffnung, dass die Patriots-Dominanz vielleicht gebrochen wird.
Vorteil: Patriots.


Endergebnis.
Bei einem deutlichen Stand von zwölf zu sechs sieht wohl alles danach aus, als würden auch diesmal Tom Brady und die New England Patriots die Vince-Lombardi-Trophäe in den amerikanischen Nachthimmel recken. Unter den Zuschauern wird es wohl viele geben, die sich darüber freuen, aber auch mindestens genauso viele, denen der Sieg der Patriots Ärger bereiten wird.


E. Was es sonst noch zu wissen gibt.
Natürlich gibt es neben allem, was wir bisher erörtert haben noch ein oder zwei Sachen, die man zum Super Bowl wissen sollte.

Austragungsort und Ausstrahlung.

Als Endspielort hat man sich ausgerechnet für Minneapolis entschieden, wo die Vikings ihr Zuhause haben. Diese haben sich nicht nur von den Eagles im Liga-Endspiel herauswerfen lassen, sondern spielen auch noch in einer äußerst kalten Gegend. Wie beide Teams mit den sibirischen Temperaturen klarkommen, dürfte wohl auch von maßgeblicher Bedeutung für diesen Abend werden.
In unseren (wärmeren) Breiten kann man die Übertragung ab 22.50Uhr auf Pro Sieben miterleben, wobei der Kick-Off erst um 0.30Uhr beginnen wird. Es empfiehlt sich wohl, den nächsten Tag ausschlafen zu können.

Nationalhymne.
Die singt niemand geringeres als der Eagles-Fan Pink. So laufen bereits erste Wetten, die sich statt eines Spielergebnisses mit der Haarfarbe der Sängerin beschäftigen.

Halbzeitshow.
Die wird zum bereits dritten Mal von Justin Timberlake bestritten, wobei er zu seinem ersten Auftritt noch Mitglied der Gruppe NSYNC war. Denkwürdiger war hingegen sein zweiter Auftritt mit Janet Jackson, der als "Nipplegate" in die Annalen der Übertragungsgeschichte einging und dafür sorgte, dass bis heute die Übertragungen zeitlich verzögert werden (um notfalls eingreifen zu können).
Ob es dieses Jahr zu einem ähnlichen Moment kommen wird, darf ernsthaft bezweifelt werden.

Werbung.
Einer der Höhepunkte des Super Bowls ist stets die Werbemaschinerie, die sich jedes Jahr auf's Neue Mühe gibt, rechtzeitig zum Sportereignis neue Spots ins Rennen zu werfen, die für unglaubliche Summen während des Spiels ausgestrahlt werden. Glücklicherweise bekommt man hierzulande deutlich weniger davon mit, so dass wir hier immerhin den sehenswertesten Spot unter Mitwirkung von Peter Dinklage und Morgan Freeman zeigen.



F. Schluss
So viel von uns an dieser Stelle. Vielleicht schlägt sich ja auch der ein oder andere von Euch die Nacht für dieses Ereignis um die Ohren, möchte nach diesen Beschreibungen selbst einmal auf den Sieger tippen oder seine Abscheu gegenüber dem Sport Audruck verleihen.
So oder so – Lasst es uns in den Kommentaren wissen!
Wer übrigens für keine der beiden Mannschaften die Daumen drücken möchte, hat übrigens noch eine dritte Option. Der Asteroid 2000 AJ129 passiert die Erde just zum Super Bowl und glaubt man der Yellow Press in Großbritannien, könnten weder Patriots noch Eagles gewinnen. Und auch wenn es längst Entwarnung von glaubwürdigerer Seite gegeben hat, haben sich längst genug Sportmuffel entschieden, das "Team Asteroid" zu unterstützen...

2 Kommentare:

  1. "Der Asteroid 2000 AJ129 passiert die Erde just zum Super Bowl und glaubt man der Yellow Press in Großbritannien, könnten weder Patriots noch Eagles gewinnen."

    man stelle sich vor, der kommt direkt in der endzone runter. der ultimative touchdown.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Gab es so etwas nicht schon mal bei Men in Black? Oder war das Baseball?

      Löschen