Posts mit dem Label Logbuch werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Logbuch werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Sonntag, 16. Oktober 2016

Turons Comic-Con-Logbuch, Teil Zwei

Dieses ist der zweite Teil unserer Comic-Con-Erlebnisse. Der erste lässt sich hier finden.


7Uhr30.
Barbarisch früh für einen solch herbstlich-trüben Sonntagmorgen wie diesen stehen wir (trotz der dramatischen Dunkelheit dort draußen) auf. Dieses Mal bin ich immerhin clever genug meinen Tee zuzubereiten, bevor ich in die Badewanne springe. Und doch gerate ich – wohl ob der frühen Stunde - in zeitliche Bedrängnis, denn irgendwo zwischen dem Schmieren eines Pausenbrotes, dem Packen der zuvor willkürlich über die Wohnfläche verstreuten Ausrüstungsgegenstände (Tickets, Fotoapparat, Deo, Brille, Notizbuch usw.) und dem Zusammenkramen geeigneter Bekleidung verliere ich so viel Zeit, dass meine Frau bereits fußscharrend an der Wohnungstüre steht.

8Uhr30. So verlassen wir unsere Behausung und nehmen die Straßenbahn zum Hauptbahnhof Potsdam. Nachdem wir uns in der nahen Bankfiliale mit einem (voraussichtlich notwendigen) zusätzlichen Finanzpolster für die Comic Con Berlin ausstatten, treffen wir die als Ravenclaw-Schülerin verkleidete Lwaxana bereits in jenem Bäcker wieder, in dem auch wir uns mit Frühstück und vor allem Kaffee eindecken. Der frühe Morgen in seiner unendlichen Bosheit hat Lwaxana ihren Harry-Potter-Zauberstab zu Hause liegen lassen, den sie eigentlich fest für einen Photoshoot eingeplant hatte.


9Uhr. Wir besteigen die S-Bahn in Richtung Bundeshauptstadt. Gelegentlich beschweren wir uns über die Uhrzeit, die Tücken des Berufslebens und natürlich den frühen Morgen als solchen, während sich unser Gefährt gemächlich seinem Ziel nähert. Wir entsteigen der spärlich besetzten Bahn bereits am Westkreuz, von wo aus wir den Rest der Wegesstrecke tapfer zu Fuß zurücklegen. Schon auf dem Weg zum Messegelände weist Kalami unseren motorisierten Tafelrunden-Ehrengast Hans Ötzthaler telefonisch ein, wann er wo abzufahren hat.


9Uhr46. Wir erreichen das Messegelände und teilen uns auf: Während die beiden Damen sich in der ansehnlichen, aber noch überschaubaren Schlange der Wochenendticketinhaber einreihen, begebe ich mich in die düsteren Niederungen der Tageskarteninhaber, um einen Platz für erwähnten Hans Ötzthaler zu sichern. Doch Dank Kalamis punktgenauen Anweisungen sehe ich beide zu meiner Erlösung schon kurz darauf die Treppen hinabsteigen. Wir begrüßen uns innig und ich überlasse 'dem Ötzi' diesen 'warmgehaltenen' Platz und eile zurück zur Wochenendticket-Schlange, sobald sich diese in Bewegung setzt. Noch ahnen wir nicht, dass das gegenseitige Schlange-Stehen ein Alleinstellungsmerkmal des Tages werden wird...


10Uhr15. Während ich erstaunlicherweise ohne Umschweife, ohne Kontrollen und ohne Probleme in die heiligen Hallen gerate, dauert das bei den Tagesgästen etwas länger. So werde ich während meiner Wartezeit unfreiwillig Zeuge, wie die unorganisierten Ordner von ihrem Chef zusammengeschnauzt werden, und wie immer wieder Cosplayer zurückgeschickt werden, um eine Art 'Waffenschein' für ihr Equipment zu erwerben. Als Hans Ötzthaler völlig unbehelligt zu mir gelangt, eröffnet er mir, dass er aus Versehen einen Wurfstern in seiner Tasche mitgebracht hat, an dem aber wegen fehlender Taschenkontrollen niemand Anstoß genommen hat.


10Uhr21. Wir treffen Kalami und Lwaxana im Panel-Bereich wieder, wo zu unser großen Überraschung auch Gaya zugegen ist. Eigentlich war bereits am gestrigen Tage vor Ort, aber ähnlich wie Raev Saxon gelang es ihr, weder uns noch anderen Tafelrundenmitgliedern über den Weg zu laufen. Wir belassen die drei Damen für das Harry-Potter-Doppelpanel von Natalia Tena und Devon Murray vor Ort, so dass ich ersteinmal dem Convention-Frischling Hans Ötzthaler (der dafür immerhin auf mehr Buchmessen als ich war) den soziologischen Lebensraum "Comic-Convention" vorstelle. Behutsam mache ich ihn mit dem Foto-Bereich, den Autogramm-Boxen, dem Merchandise-Areal und dem Comic-Abschnitt vertraut. Dort stolpern wir prompt über den Lustiges-Taschenbuch-Zeichner Don Rosa, bei dem sich Hans Ötzthaler einen Kunstdruck mit dem Stammbaum der Duck-Dynastie durch ein Autogramm veredelt.


Doch aufgrund fehlender Transportmöglichkeiten beschließen wir, dass ich (als Wochenendticketinhaber) die Halle leichter verlassen könnte, um seine Neuerwerbung sicher in sein Auto bringen zu können. Beim Verlassen erfahre ich auf Nachfrage, dass ich mir einen Stempel geben lassen müsse, um im Anschluss wieder hineingelassen zu werden. Zwar folge ich diesem Rat, doch er erweist sich am Ende als unnötig, denn weder beim Verlassen, noch beim Wiederbetreten der ComicCon interessiert sich irgend jemand für meine Eintrittskarte, mein Armband noch irgendeinen Stempel.


11Uhr02. Als ich wieder zurück zum Panelbereich trotte, wird gerade unter tosendem Applaus Sylvester McCoy verabschiedet. Der siebente Doctor kennt eher Potsdam als Berlin und hat (nicht nur damit) Kalami so sehr begeistert, dass sie sich von den Vorzügen eines Photoshoots mit ihm überzeugen lässt. Während sich Kalami in die absehbare Schlange reiht, renne ich ein weiteres Mal zum Eingangsbereich, um ein entsprechendes Ticket käuflich zu erwerben. Das klappt recht zügig und unkompliziert, so dass sich am Ende der lange Weg zwischen beiden Punkten das größte Problem darstellt: Tatsächlich war der Andrang beim Doctor-Who- und Hobbit-Darsteller vergleichsweise schwach ausgefallen, so dass Kalami allein im Eingangsbereich der Fotobox meiner Ankunft harrte.
In der gelösten Atmosphäre verrät McCoy ihr, dass er in Brandenburgs Landeshauptstadt Potsdam untergebracht war.



11Uhr35.Wir kehren zum Panel-Areal zurück, wo Walking-Dead-Star Chad Coleman seinen Auftritt hat. Der sympathische Schauspieler mit der angenehmen Stimme plaudert über Marvin Gaye, Synchronisation und Überlebenschancen in seiner Serie. 


12Uhr16. Nach mehreren Anläufen (bei denen mich die Mikrofondame eindeutig ignoriert) erlange ich bei meinem zweiten Panel mit Famke Janssen das Wort und kann sie fragen, wie nach der TNG-Episode "Eine hoffnungslose Romanze"  die jahrelang ruhende Zusammenarbeit mit Sir Patrick Stewart bei "X-Men" funktionierte. Sie bezeichnet diesen Umstand als 'glücklichen Zufall' und verrät, dass der Picard-Darsteller für einen Mann seines Alters lange feiern kann.


Nach einigen Panels wird mittlerweile deutlich, dass die Verantwortlichen aus den Fehlern des Vortages gelernt haben. Die einzelnen Auftritte sind ungleich besser organisiert, folgen unmittelbar aufeinander und dauern deshalb sogar etwas länger. Dennoch verlasse ich das Panel kurz darauf, um am Photoshoot für Christopher Lloyd teilzunehmen.


12Uhr32. Am Foto-Bereich angekommen wird klar, dass das mäßige Interesse für Sylvester McCoy  keineswegs ein Maßstab für die restlichen Sessions war, denn bereits eine gute Dreiviertelstunde vor dem eigentlichen Beginn hat sich hier eine beeindruckende Schlange für Lloyd angesammelt. Während ich warte und mit einigen der umstehenden Wartenden aus Sachsen, Russland und sogar Bayern ins Gespräch komme, merke ich, dass ich langsam ein alter Hase bin:
Mühelos erkläre ich anderen den Weg zum Greenscreen-Photoshoot, erläutere den Ablauf der Photosession und das Zweiklassen-System um die VIP-Tickets.
Während die Besucher an unserem Standort vorüberziehen fällt allerdings auf, dass deutlich weniger Personen den Weg zur Messe gefunden haben als noch tags zuvor. Damit einher ging auch Rückgang der Cosplayer-Menge, auch wenn die Anwesenden sich in puncto Kreativität nicht verstecken brauchten. 


Sogar K'olbasa lässt sich blicken und leistet mir Gesellschaft. Auch er erzählt, dass er ohne jegliche Kontrolle in den Messebereich gelangt ist. Allmählich treffen Kalami und Hans Ötzthaler ein, dessen Photoshoots ebenfalls näher rücken.


Als ich dann an der Reihe bin mein Bild mit Christopher Lloyd zu schießen, erweist sich auch dieser als äußerst umgänglich und freundlich. Beim Verlassen der Box zeigt sich schließlich, dass selbst ich noch in der Lage bin dazuzulernen, denn heute habe ich an eine Aufbewahrungsmöglichkeit für meine Bilder gedacht. Trotzdem fehlt mir Miri...


13Uhr22. Wieder draußen angekommen steht Hans Ötzthaler bereits in der James-Marsters-Schlange, während ihm Kalami in einem Anflug von Ressourcenmanagement bereits einen Platz an zweiter Stelle der Chad-Coleman-Reihe reserviert. Alles läuft super bis zu jenem Schreckensmoment, an dem Hans Ötzthaler ein falsches Ticket vorzeigt, und aus seiner vorteilhaften Position heraus wieder hektisch zu uns zurückkehren muss.

https://scontent-frt3-1.xx.fbcdn.net/v/t1.0-0/p480x480/14671304_1135268129856248_4496568384764076287_n.jpg?oh=426b46b963ea8f1a9579428b54e72121&oe=58A5B5B9

14Uhr03. Am Ende aber funktioniert alles aber dann doch so reibungslos wie zügig und wir treffen nach knapp einer Stunde Fotostress K'olbasa, Sean McElroy und Jens wieder, die in der Zwischenzeit Bekanntschaft mit der Walking-Dead-Greenscreen geschlossen haben. Wir erfahren, dass Jens' Ori-Stab nicht durch den Einlass gelangt ist, weil er die zulässigen Maximalhöhe von 1,60 Metern um zehn Zentimeter überschreitet. Hans Ötzthaler streichelt grinsend über den Wurfstern in seiner Tasche...
Nachdem sich der Captain verabschiedet, zieht es Kalami zum Bereich der Comic-Aussteller. Dort treffen wir neben Timothy Strifes, Leonore Oriana und Thomas Harriman auch das Tafelrundenmitglied Talá wieder.


15Uhr05. Kalami wird von Kindheitserinnerungen übermannt als sie das Buch "Onkel Dagobert – Sein Leben, seine Milliarden" in den Händen hält. Umgehend lässt sie sich ihre Ausgabe von Don Rosa signieren. Aber auch andere Künstler, z.B. die bei meinem Lieblingsverlag Amrun beheimatete Melanie Stoll, Tim Dowling oder Julia Beutling stachen aus der Menge der Künstler heraus.
Bei unseren fortgesetzten Wanderungen – zu deren Gunsten wir leider das von Gaya und Lwaxana hochgelobte Greg-Grunberg-Panel verpassen – treffen wir schließlich Adriana und Frank Conan wieder. Ein zweites Tafelrunden-Gruppenbild wäre durchaus angebracht gewesen...


Doch dann verlassen uns langsam die Kräfte. Überreizt von der Vielzahl der Eindrücke, übermüdet durch die frühe Stunde des Aufstehens und gepeinigt von Koffeinmangel begeben wir uns in die Haupthalle zurück. Meine Versuche, Lwaxana zu kontaktieren schlagen fehl und daher verbringen wir die Zeit damit, auch hier die Stände zu begutachten. Kalami faltet spontan einen 'belgischen' Origami-Hasen für Sylvester McCoy, der einsam in seiner Autogramm-Nische telefoniert. Wir erheitern uns an den Versuchen einiger Jugendlicher, an einer Tanzbox zu japanischen Manga-Melodien Stepptanz zu betreiben und fragen uns, ob die behuften Cosplayer-Damen neben uns den ganzen Tag auf ihren Zehenspitzen gelaufen sind.
Dann schließlich finde ich Gaya und Lwaxana. Sie wollen auf den sympathischen Greg Grunberg warten, dessen Panel wohl so gut war, dass Lwaxana noch ein Autogramm des sowohl in Star Trek als auch Star Wars beheimateten Darstellers erwerben möchte. Als das letzte Panel Christopher Lloyds die Pforten schließt, soll sich auch dieser Wunsch erfüllen...


16Uhr53. So werden wir Teil der allgemeinen Aufbruch-Bewegung und kehren zum Parkplatz zurück. Wir besteigen das Fahrzeug mit dem Leipziger Kennzeichen, das Hans Ötzthaler aus den Gefilden der eigentlichen Messe-Stadt hier hergetragen hat.
Auf der Fahrt ins nahe Potsdam werten wir die Veranstaltung gemeinsam aus.
Auch wenn er der deutlichen Kommerzialität des Events ablehnend gegenüberstand, lobt der Convention-Neuling Hans Ötzthaler ebenso wie Gaya die Bildgewalt des Publikums, die Panels und den persönlichen Kontakt zu Künstlern und Schauspielern. Er betont, dass es vor allem die verschiedenen interessanten Menschen seien, die einen solchen Tripp lohnenswert machen würden.
Gaya.
Zurück in Potsdam trennen sich allerdings die Wege wieder. Während wir nur die Treppe emporsteigen müssen, zieht es Gaya und Lwaxana zurück in ihre eigenen Wohnungen in Potsdam. Am weitesten allerdings hat es Hans Ötzthaler, der – noch immer mit seinem unbehelligten Wurfstern im Gepäck – die Rückreise in seine Leipziger Heimat antritt.

Denkwürdige Zitate.


"The show will be on for the next twenty years!"
Chad Coleman über 'The Walking Dead'

"I didn't play football, I was smart."
Chad Coleman über seine Jugend

"You look amazing!"
Natilia Tena zur verkleideten Lwaxana

"Boah, ich hab 'nen Kuli abgegriffen!"
VIP-Karten-Inhaber hinter mir

"Diese Manga-Dinger hängen einem wirklich irgendwann zum Hals raus."
Kalami

"Tschüss, bis Morgen!"
Turon47 zur sichtlich verdutzten Ordnerin beim Verlassen der Messehallen

"Oh, fahr' nicht Emmet Brown um!"
"Genau, sonst müssen WIR in der Zeit zurückreisen, um es wieder rückgängig zu machen."
Kalami und Turon47 zum designierten Autofahrer Hans Ötzthaler bei der Sichtung eines Cosplayers

"Ich glaube wir sind feucht."
Kalami zu den Luftverhältnissen im Auto

Samstag, 15. Oktober 2016

Turons ComicCon-Berlin-Logbuch, Teil Eins



Einer guten Convention-Tradition der Tafelrunde folgend betrachten wir unmittelbar im Anschluss an das aktuelle Geschehen chronologisch die zurückliegenden Stunden. Mein besonderer Dank gilt meinen Außenteam-Mitgliedern Kalami, K'olbasa und Lwaxana für die Bilder und ihre Gesellschaft.


8Uhr 15. Ein Viertelstunde später als geplant (meine Frau hatte in einem Anflug von Böswilligkeit beinahe verschwitzt mich zu wecken) schäle ich mich aus dem warmen Bett und springe nahtlos in die nicht minder warme Badewanne. In den restlichen zwanzig Minuten, die mir im Anschluss zum geplanten Aufbruch zur ComicCon Berlin bleiben, packe ich im Eiltempo meinen Rucksack und versuche, ein trockenes Hörnchen unter Zuhilfenahme eines viel zu heißen Schwarztees hinunterzuspülen.

9Uhr15. Als Lwaxana plötzlich an der Tür klingelt beginnt in mir die Erkenntnis zu reifen, dass die Trinktemperatur meines Getränks das Leeren des Selbigen verhindern könnte. Ich stelle die Tasse auf dem Schuhregal ab und folge meiner Frau wider besserem Wissens und schnellen Schrittes nach unten.

9Uhr22. K'olbasa fährt nach nur sieben Minuten 'akademischen Michas' (zur historischen Begriffsklärung hier entlang) vor. Auch wenn diese Verspätung kaum als solche zu bezeichnen ist, trauere ich dem Tee nach, den ich einsam auf dem Schuhregal zurücklassen musste.
Auf der Fahrt zum geografisch nahen Messegelände drehen sich unsere Gesprächsthemen trotz anfänglich großer Bandbreite am Ende doch nur um das eine:
Synchronschauspieler.
Warum, mag sich mir in der Retroperspektive nicht mehr so ganz erschließen.

9Uhr48. Wir erreichen, nachdem wir wahre Volkswanderungsströme auffällig kostümierter Nerd-Fans passiert haben, den Parkplatz des Messegeländes, für den wir stolze 7,50 Euro löhnen müssen. Den Umstand, dass nur einen Steinwurf entfernt zeitgleich die Erotikmesse 'Venus' ihre Tore öffnet, quittieren wir mit entsprechenden Zoten.
Nach einem nicht zu überhörenden Ruf der Zuneigung treffen wir auf dem Teer-bedeckten Parkplatzboden bereits die ersten Tafelrunden-Mitglieder. Adriana (als Lois Lane) und Frank Conan (in auffälligem Superman-Outfit) begleiten uns auf dem Weg hinab zum Eingangsbereich.
Dort angekommen erwartet uns ein unerwartetes Bild:


Der weitläufige Vorplatz ist von massiven Fanhorden gewaltigen Ausmaßes bevölkert, die sich in mehreren, vor sich hermäandernden Schlangen in Richtung Eingang schleppen. Wer auch immer mal behauptet hat, dass es in der Hauptstadtregion kein Publikum für eine Convention geben würde, dürfte durch die Scharen an Wartenden eines Besseren belehrt worden sein.
Wir sehen eine Vielzahl von kreativ kostümierten Cosplayern, die Kalami und Lwaxana immer wieder zu spontanem Auf-Quieken animieren: Einhörner, ein K9, Gutemine, verschiedene Superhelden, Anime-Charaktere und besonders viele Doctor-Who-Inkarnationen. Irgendwann leuchten uns von den Treppenstufen oberhalb des Platzes sogar zwei spärlich bekleidete, gänzlich grün-kolorierte Personen an, die wir unschwer als Jayna Winston und Tom Jones identifizieren.


10Uhr22. Endlich gelangen wir durch den Einlass! Unser erstes Ziel ist der Kaffeestand, an dem wir für einen Nullzweier-Becher stolze drei Euro löhnen und uns ein gewisses Schmunzeln darüber nicht unterdrücken können. Wir kommen auf die Idee, die verschiedenen Harley Quinns und Joker-Cosplay-Adaptionen zu zählen, die an uns vorbeiziehen, doch die Gefahr, trotz des frischen Koffeinschubes über dieses Vorhaben hinweg spontan einzuschlafen erscheint uns zu groß.
Während K'olbasa zähneknirschend den stolzen Preis von 140€ für Photoshoots mit den drei Star-Trek-Darstellern löhnt, treffen wir auf Jens, der seine Verkleidungswut auf das Tragen einer Uniform und seine eindrucksvollen Kontaktlinsen reduziert hat.


Nachdem wir Kalami und Lwaxana spontan im Getümmel verlieren, zieht es uns in die Comic-Sektion, wo wir beinahe Birgit von der Film-Fanforce über den Haufen laufen, weil sie in ihrem Doktor-Strange-Kostüm (inklusive eines verdächtig echt wirkenden Bartes) kaum wiederzuerkennen ist.



Beinahe zeitgleich finden wir auch Strifes, Brina und Harriman wieder, mit denen wir an gleicher Stelle einen eigenen Tafelrunden-Photoshoot an dieser Stelle verabreden.


Darüber hinaus lernen wir außerdem unsere treue Blogleserin ("Kennen wir uns nicht irgendwoher?") Aki-Chan86 kennen, der an dieser Stelle noch einmal liebe Grüße gelten!


Etwas befremdet sind wir allerdings von einem – zugegebenermaßen gut in Szene gesetzen – vulkanischen Cosplayers, der allen Ernstes Geld für Fotos verlangt.
Beim Gang über die Gänge dieses Bereiches wird schließlich klar, warum sich die Veranstaltung 'ComicCon' nennt. Neben der Präsenz von Verlagen und Händlern ist die Dichte von Zeichnern, Künstlern und Grafikern, die sich hier beim Arbeiten über die Schulter blicken lassen, besonders hoch. Diese Aura der Kreativität hat etwas unglaublich Erfrischendes und Begeisterndes, das wir mit kindlicher Begeisterung in uns aufsaugen. 


11Uhr33
. Während K'olbasa zu seinen ersten Photoshoots eilt, finde ich nach einem Suchen im Panel-Bereich Kalami und Lwaxana wieder. Sie zeigen sich enttäuscht von Filmverbot, den Sichtverhältnissen, der Enge des Sitzbereiches und der schlechten Akustik. Einem Donnergrollen gleich schwappt das geschäftige Brodeln der belebten Haupthallen stetig in den nur formell vom restlichen Geschehen abgetrennten Bühnenbereich, so dass man nur mit großer Anstrengung den Gesprächen untereinander lauschen kann.
Als kurz darauf Famke Janssen ihren Auftritt hat, geht auch ihr zartes Stimmchen größtenteils in der beständigen Kakofonie des allgemeinen Lärmpegels unter.
Wirklich viel kann man dabei wahrlich nicht verstehen. Sie scheint sich häufiger in Europa herumzutreiben, vor allem, um ihre Familie zu besuchen und um Filmdrehs beizuwohnen. Sie stellt sich den diversen Fragen zu ihren Auftritten in Nip / Tuck, James Bond oder den X-Men, wobei dem allgemeinen Verständnis zusätzlich abträglich ist, dass spontaner Szenenapplaus ausbricht, sobald der Darstellerin auch nur der Name einer beliebigen halbwegs populären TV-Show über die Lippen kommt. Nach knapp zwanzig Minuten ist dass Blitz-Panel dann auch schon wieder vorbei.


Weil sich ob des anstehenden Panels mit James Marsters bereits ebenso viele Menschen hinaus wie auch hineinbewegen, verlasse ich den Ort des Geschehens und stromere in der näheren Umgebung umher.
Es ist brechend voll und doch stoße ich inmitten des Gewühls auf den Filmwelt-Stand, der von niemand geringerem als Martin Netter selbst betreut wird.
Immer wieder treffe ich auf genial verkleidete Personen, wobei anzumerken bleibt, dass insbesondere die Dichte von Star-Trek-Uniformen und Star-Trek-bezogenen T-Shirts auffallend hoch ist.


12Uhr55. Nach einer Kräfte- und Verstand-zehrenden Suche finde ich endlich den Ort, an dem das Greenscreen-Shooting mit Christopher Lambert stattfinden soll. Ich schließe mich einer langen Schlange an, in der der Unmut über die auf der ComicCon herrschenden Zustände offen zur Schau gestellt wird. Unverhohlen beschweren sich vielerorts verbitterte Besucher über die Organisation, die nur mäßig in der Lage ist, der Fan-Fluten Herr zu werden. So stehe auch ich in der falschen Schlange aus der ich eher durch bloßen Zufall entkomme, um dann erstaunlich schnell vor den gealterten Highlander-Darsteller geschoben zu werden.
Als ich nach knapp einer halben Stunde der Foto-Mühle entrinne, bin ich zwar glücklich, aber mehr und mehr antisozial veranlagt: Ich beginne, die 'Masse Mensch' um mich herum zu verabscheuen und sehe den Vorteil in den Überlegungen unseres Tafelrundenmitgleides TAK, der dereinst zur Destination eigens einen 'Lakaien' namens Lars anstellte (genaueres dazu hier), um an seiner Statt das Martyrium des Schlangestehens auf sich zu nehmen.


13Uhr 31. K'olbasa zwingt mich zur Räson und ich besinne mich der zweiten Fotosession, für den ich Karten gekauft hatte. Doch die Schlange für Billie Pipers Shoot müsste sich längst in Bewegung gesetzt haben und es erscheint zweifelhaft, dass es mir gelingen würde, ob der bisherigen Verspätungen überhaupt noch rechtzeitig dazu einzutreffen.
Doch weit gefehlt! Der mäßigen Organisation und der großen Andrangs geschuldet treffe ich schon bald auf Kalami, die eher am Ende der Schlange mäßig gut gelaunt auf mich wartet. Doch zusammen mit K'olbasa und Lwaxana gelingt es uns, die allgemeine Laune zu heben und wir gelangen nach einer kurvenreichen Strecke letztendlich wohlbehalten in die Foto-Box. Dort stiehlt ein Baby den anderen Gästen die Schau und wird von der sichtlich begeisterten Piper mit besonderer Zuneigung bedacht. Aber auch jeder andere Fan wird von der freundlichen Britin mit freundlichen Worten bedacht und sogar in den Arm genommen. Sie findet, trotz der knapp bemessenen Interaktionszeit sogar die Muße, mein Wales-Rugby-Trikot zu kommentieren.

14Uhr11. Wir sind froh, den Fotografier-Stress für heute hinter uns gelassen zu haben. Und doch fällt uns in der nächsten Schlange vor der Toilette ("Die reicht bis Moria!", Lwaxana) schmerzlich auf, dass wir unsere Miri vermissen. Die momentan in Neuseeland verweilende Tafelrundenangehörige hatte stets Verwahrungsmöglichkeiten für jene Fotos parat, die nun etwas heimatlos in unseren Händen, in zu kleinen Broschüren oder einfach in der Tasche landen.
Wir kämpfen uns durch die Besuchermenge bis zum Merchandise-Bereich, den wir nach interessanten Angeboten abgrasen. Zwischen Kimonos, Superhelden-Zubehör und Wackelkopffiguren finden wir am Ende aber doch 'nur' Nerd-Shirts (von Firefly sowie Rick and Morty) sowie japanische Tupperware.



15Uhr. Pünktlich treffen die Tafelrundenmitglieder zu einem gemeinsamen Fotoshoot zusammen und tauschen Erfahrungsberichte aus. Allgemein wird die Organisation bemängelt und die Abwesenheit Roks verurteilt.


K'olbasa berichtet etwas enttäuscht vom Fotoshoot mit Famke Janssen, die während ihres gesamten Fotoshoots auf einem Stuhl saß und von niemanden angesprochen werden wollte.
Im Anschluss stromern wir weiter durch die heiligen Hallen des Messezentrums, wo wir auf Abgesandte des Regensburger Star-Trek-Clubs "USS Danubia" treffen und ins Gespräch kommen. Sie haben gerüchtehalber gehört, dass ein großer Teil der eingeplanten Helfer heute Morgen nicht erschienen sein soll und das Chaos auch darauf zurückzuführen sei. Doch wir sehen auch positive Seiten der Veranstaltung wie etwa ihre große Bandbreite und den allgemeinen Zuspruch. Wir bekräftigen, einmal gemeinsam etwas unternehmen zu wollen, bevor wir weiterziehen.


K'olbasa macht verschiedene lokale Händler wie CineCollectibles und ToyBoxx unter den Händlern aus, die uns bestätigen dass sich die Veranstaltung auch für sie lohnen würde. Der allgemeine Andrang scheint zwar schlecht für die Nerven der Besucher, aber gut für die Börse des Veranstalters zu sein. Möglicherweise ein gutes Omen für die Fortsetzung der Berliner ComicCon im Herbst nächsten Jahres...

15Uhr53. Wir werden von Lwaxana wiedergefunden, die ebenfalls mit der Organisation ihres Billie-Piper-Fotoshoots hadert. Jens hingegen findet seinen Kontaktlinsenhändler wieder und wir kehren zur Haupthalle zurück, wo Lwaxana noch einmal ein Autogramm der Doctor-Who-Schauspielerin erwerben will, während K'olbasa und ich im Preis reduzierte Star-Trek-Bücher erwerben. Danach vertrödeln wir die Zeit, während Lwaxana fleißig für ihren Youtube-Kanal filmt.


16Uhr28. Schluss jetzt! Wir beschließen, Teil der allgemeinen Fluchtbewegung zu werden und unsere Segel für heute zu streichen – schließlich ist morgen auch noch ein Tag! Doch bevor wir gehen, treffen wir noch Abgesandte der von uns sehr geschätzten Cottbus-Crew, die uns von ihren vergleichsweise negativen Eindrücken der Destination Europe im englischen Birmingham berichten, die sie am Wochenende zuvor besucht hatten.


Im Anschluss staubt Micha noch einige Star-Trek-Anhänger beim Mediamarkt-Stand ab. Die bedauernswerten Betreuerinnen hatten den Tag über diverse Werbeartikel kostenlos vergeben, weil ihre für den Verkauf angedachten DVD-Boxen nicht pünktlich geliefert wurden.

16Uhr48. Wir sind in unserem fahrbaren Untersatz angelangt. Alle Außenteam-Mitglieder fühlen sich 'geplättet' und immer wieder wird die Organisation gerügt. Dennoch bleibt der vorherrschende Gesamteindruck positiv. Nicht nur, weil wir laut Kolbasa noch nie eine solch' kurze Distanz für eine Convention zurücklegen mussten sondern auch, weil die ComicCon eine ideale Bühne für Cosplayer war und eine spannende Bandbreite an Nerdaktivitäten bot, die man unmöglich an nur einem Tag erfassen kann.
So freuen wir uns bereits auf morgen...
.. und auf den Tee, der auf meinem Schuhregal treu auf mich wartet.

Dieses ist der erste Teil unserer Comic-Con-Erlebnisse. Der zweite lässt sich hier finden.

Denkwürdige Zitate.

"Du hast steife Nippel."
Turon47 zu Frank Conan

"Das Einhorn! Das Einhorn! Ich liebe das Einhorn!!"
Lwaxana

"Du hast steife Nippel."
Turon47 zu Tom Jones

"Ihr seht super aus!"
"Du auch!"
K'olbasa in einem Dialog mit einer Standbetreuerin

"Jean Grey is like a cockroach. You can't kill her, she's still coming back."
Famke Jannsen

"Oh, look! She's a hugger!"
Turon47 über Billie Piper

"Mit Miri wäre das nicht passiert."
Kalami

"Sepp ist echt ein Muggel."
Lwaxana über Turon47

"Angenehm ist das alles nicht."
Kalami

"Keiner guckt meine Videos, also mach' Dir keine Sorgen."
Lwaxana zu K'olbasas Klarnamenbedenken

"Alles in allem war das die Convention, bei der wir am schnellsten waren."
K'olbasa

Montag, 16. Mai 2016

Turons FedCon-Logbuch, Teil III: Sonntag, der 15. Mai 2016

 Dieses ist des Logbuchs dritter Teil. Der erste lässt sich hier finden, der zweite hingegen an dieser Stelle.
 



08.00Uhr.
Miri steht scheinbar leichtfüßig trotz der 'durchzechten' Nacht auf, während ich mich nach nur fünfeinhalb Stunden Schlaf einfach umdrehe und versuche, auf schonende Art langsam wachzudösen.

08.24Uhr. Soweit zu meinem genialen Plan. Natürlich bin ich noch einmal so richtig eingeschlafen und quäle mich mehr schlecht als recht hoch, als es an der Tür klopft. K'olbasa und Rok haben sich aus Versehen aus ihrem Hotelzimmer ausgesperrt. Doch statt den Vormittag in ein komplettes Chaos münden zu lassen (am Wochenende arbeitet in diesem einsamen Sparkassen-Trainingslager niemand), genügt scheinbar ein simpler Anruf, um die Situation zu klären und eine neue Karte aus dem Automaten im Erdgeschoss zu ziehen. So brechen die drei bereits wenige Minuten später gemeinsam mit dem Auto zum Maritim auf, während ich noch immer herumtrödele und gelobe zügig nachzukommen. Im Gegensatz zu Miri oder K'olbasa habe ich keinerlei Ambitionen, einem Fotoshoot oder einer Autogrammstunde beizuwohnen. Stattdessen freue ich mich auf Hubert Zitt, der zu meiner großen Freude gestern ankündigte, heute erst um 11Uhr mit seinem Vortrag zu beginnen.

09.15Uhr. Nach dem Duschen, dem Vernetzen des Artikels des Vorabends und dem Packen aller Sachen breche auch ich auf, um zum Con-Gelände zu gelangen. Bei strömendem Regen halte ich vergeblich die Augen nach einem geöffneten Bäcker offen. Mit knurrendem Magen gelange ich ins Maritim und wandere zunächst einsam in den Menschenmassen herum. Ein weiterer Plan scheitert, als ich erfahren muss, dass der Start der Prometheus-Romanreihe noch nicht eingeläutet ist und ich mir daher auch kein entsprechendes Buch für eine zeitnahe Rezension kaufen brauche. Auch der mir mittlerweile in- und auswendig vertraute Merchandise-Bereich bietet keinerlei zwingenden Grund zum Erwerb weiterer Fan-Utensilien und so zeichnet sich bereits jetzt ab, dass ich weniger Geld ausgeben werde, als ursprünglich eingeplant. Daher lade ich K'olbasa, der mir gerade über den Weg läuft (aufgrund seiner hohen Nummer war es ihm nahegelegt worden, später zur Autogrammstunde wiederzukommen) auf ein koffeinhaltigen Heißgetränk ein.


10.02Uhr. Wir heimsen noch einen Tele-5-Beutel ein, bevor wir aufgrund K'olbasas Wunsch nach einem laktosefreien Cappuccino (!) im Restaurant des Hotels landen. Dort sehen wir nicht nur ein Elton-John-Double, sondern unterhalten uns fernab vom Convention-Rummel über Gott, Katzen und die Welt.

10.42Uhr. Während wir draußen herumtrödeln, hält uns Miri tapfer Plätze im Beethoven-Saal frei, in dem die Zitt-Vorlesung zum fünfzigsten Jubiläum der "Raumpatrouille Orion" stattfinden wird. Ich quäle mich in den völlig überfüllten, viel zu kleinen Raum, in dem verdammt viele Leute auf Stühlen, dem Boden oder in der Eingangstür stehen.


11Uhr. Hubert Zitt beginnt mit seinem Referat, dass er in ähnlicher Form bereits vor einigen Jahren auf der FedCon hielt. Auch Miri und mir kommt der Inhalt vertraut vor und wir fragen uns, ob wir den Vortrag bereits im Rahmen der Star-Trek-Ausstellung in Potsdam-Babelsberg gehört haben.
Ausgerechnet Miri, die sich so heldenhaft für unsere Sitzplätze eingesetzt hat, muss zur Autogrammstunde aufbrechen, als ein Mann durch die erste reihe läuft, der ein Schild trägt, auf dem vermerkt ist, dass mittlerweile auch die höheren Nummern zum Einlass in den Signier-Bereich gestattet ist.
Spätestens nach diesem Vorfall scheint Zitt etwas aus dem Konzept zu geraten: Zuerst finden Fans Fehler in seinen Folien ("Ihr seid aber auch Klugscheißer...") und dann nennt er den Captain-Blaubär-Sprecher Wolfgang Völz mehrfach 'Robert' ("Tschuldigung; als ich heute Nacht das letzte Mal auf die Uhr geschaut habe, war es halb fünf.").
Doch der erfahrene Lehrbeauftragte findet rasch wieder zu alter Stärke, überspielt geschickt die marginalen Fehler und unterhält sein Publikum auf gewohnt lockere Art und Weise. So etabliert er, dass die Startsequenz des Schiffes durchaus plausibel ist, dass die Orion nur siebzehn Monate gebraucht hätte, um vom Delta-Quadranten zurück zur Erde zu gelangen und gibt den Zuhörern anhand von Versionsunterschieden Französisch-Nachhilfeunterricht.
Unter großem Applaus beendet er seine wie gewohnt unterhaltsamen Ausführungen. Als sich dann Dirk Bartholomä anschickt, sein Panel zu halten, verlasse ich dann aber doch den Saal um wieder mit den anderen Außenteam-Mitgliedern in Kontakt zu kommen.


12.09Uhr. Nachdem ich eine Weile vom Strom der Menschenwogen durch die engen Gänge gespült werde, gelingt es mir wider erwarten just dort, wo die Wucht der Fanfluten nachlässt, K'olbasa und Andrea wiederzutreffen. Wir stürzen uns gemeinsam in den steten Fluss aus Con-Besuchern, fotografieren die vielen verkleideten Fans, die auf einen Sieg beim Costume Contest am Ende des heutigen Abends hoffen. Wir versuchen außerdem erfolglos,neue Uniforminsignien für seinen TOS-Movie-Uniform ausfindig zu machen. Immer wieder glauben wir, im Gewühl aus Menschen, Außerirdischen und Stargästen Rok mit seiner roten TNG-Uniform zu entdecken.


Als wir aber des Herumlaufens müde werden und auch das Knurren des Magens kaum mehr länger ignorieren können, suchen wir auf dem Freigelände nach Versorgungsmöglichkeiten und treffen erst dort überraschenderweise Miri und Rok wieder, zu denen zuvor jegliche Kommunikation abgebrochen war (in den Stahlbetonwänden des Hotelbaus ist der Handy-Empfang wie bei einem Subraum-Dämpfungsfeld äußerst eingeschränkt).
Während wir unsere Boulette (in diesem Teil der Republik gemeinhin als "Frikadelle" bezeichnet) verspeisen, erzählt Miri, dass ihr eine kleine Überraschung für die daheimgebliebene Lwaxana (vielen Dank für Deinen heimatlichen Gruß!) in die Hände gefallen ist. Wir einigen uns darauf, dass Marina Sirtis' Panel ein würdiger Abschluss für unser diesjähriges FedCon-Abenteuer wäre und vereinbaren, uns dazu um halb zwei vor den Toren des Hauptsaals wiederzutreffen.
Auf Anregung Roks versuche ich die 'Night Shift' in den Modell-Ausstellungsräumen abzupassen, bei denen das Licht ausgeschaltet wird, um die beleuchteten Modelle besser in Szene zu setzen. Leider ist weder meine Kamera ausreichend in der Lage, bei den herrschenden Lichtverhältnissen ansprechende Fotos zu machen, noch erlaubt der völlig überlaufene Raum es, an den einzelnen Modellen innezuhalten, um ungestört zu fotografieren. Nach einigen Ellbogenkontakten werfe ich jedenfalls die Flinte ins Korn und verlasse den Raum in Richtung Hauptsaaleingang.


13.08Uhr. So stehe ich schon bald zusammen mit den anderen in der Schlange vor dem Saal, wo wir bereits damit beginnen, etwas wehmütig unsere Erlebnisseberichte der letzten Tage auszutauschen. Unser gemeinsames Schwelgen wird plötzlich vom aggressiven Werben eines Klingonen für die Vorführung einer klingonischen Hochzeitsinszenierung unterbrochen.




13.35Uhr. Die Pforten öffnen sich und zusammen mit anderen erobern wir die oberen Ränge des Saales. So sitzen wir ein letztes Mal gemeinsam auf den harten Stühlen des Maritim-Hotels und beraten Veröffentlichungs-Pläne für ein "Such-den-Rok"-Buch, in dem der Leser/ Bildbetrachter auf einer überlaufenen Convention einen rot-uniformierten Taschenträger mit Smartphone in der Hand finden muss.


14Uhr. Chase Masterson kündigt ganz in weiß Marina Sirtis an. Der alte Con-Hase holt zu einem überaus unterhaltsamen Rundumschlag, der zwar den meisten Zuhörern hinlänglich bekannt war, aber durch aus: Sie erzählt vom Eurovision Song Contest, ihren Mann, ihr Tottenham-Hotspur-Tattoo, ihren Mann, englischen Fußball, Bayern Münchens Dominanz, ihren Mann, Tottenham, wie sie einmal einen Fan schlug, ihr Alter, Donald Trump, ihren Mann, Gargoyles, Schauspielerei, ihre Bosheit, Cockney, Maria Callas, Doctor Whos Hauptrollensexismus, David Tennants Angst vor ihr, 'Sir' Old Baldy, ihre Haare, ihre Kostüme, die Prominenz David Hasselhoffs in Deutschland, Star-Trek-Busenhalter, Technobabbel, den Wandel ihrer Rolle, Fluchen, Twittern, Foodpics, Alkohol, Crush, den Gegensatz zwischen ihrer Person und der Rolle der Deanna Troi, schlechte Erfahrungen mit Flughafen-Sicherheitspersonal und natürlich ihren Mann, als die Zeit verflogen und das Panel auch plötzlich schon zu Ende ist.
Doch dem Publikum ist sie eventuell weniger für markige Aussprüche wie "Oh, Shitfuckballs!", "When Troi got drunk she became Marina!" oder "I'm horrible." sympathisch, sondern viel eher für ihren Einsatz für die vor der Tür wartender Fans. Sie stiefelt spontan zum Eingang und veranlasst allen FedCon-Sicherheitsmaßnahmen zum Trotz, dass jeder draußen Wartende umgehend eingelassen wird. Das Publikum, selbst oft genug Leidtragender der teilweise sehr rigiden Bestimmungen, spendet jedenfalls Szenenapplaus. Am Ende bestimmt sie selbst das Ende ihres Panels und kehrte während Chase Mastersons Paneleinstieg auch noch einmal zurück, um den uninteressierten herausströmenden Massen unrespektvolles Verhalten vorzuwerfen (ohne dabei anzuecken). "Die ist eine echte Rampensau!" bemerkt K'olbasa zungeschnalzend und vor allem nicht ganz zu Unrecht.



15.11Uhr. Der traurige Moment der Wahrheit ist gekommen: Wir müssen los. Ein letztes Mal quetschen wir uns den viel zu engen Hauptgaqng hinunter, ein letztes mal besuchen wir die stark frequentieren (aber dennoch sauberen) Toiletten und ein letztes Mal warten wir noch einmal auf K'olbasa, bevor wir den Haupteingang des Maritim-Hotels zum Ausgang aus dem Convention-Wochenende umfunktionieren.

15.26Uhr. Wir brechen wieder in die alte Heimat auf. Noch 568km bis ins eigene Bett! Ein wenig Wehmut mischt sich aber dann doch, als wir ein letztes Mal auf das Maritim-Hotel blicken, bevor wir auf die Autobahn auffahren.

16.12Uhr. Kleine Tankpause. Der Himmel weint, weil wir nicht länger bleiben konnten. Erschöpfung macht sich in der Gemeinschaft breit jund sowohl Miri als auch Rok schließen immer öfter und für immer längere Zeitabstände ihre Augen.

17.27Uhr. Da die anderen schlafen entdeckt ausgerechnet unser Fahrer K'olbasa einen Kunstflieger am regnerischen Pfingsthimmel, der einen Immelmann nach dem anderen fliegt und sich durch das Panoramadach gut beobachten lässt. Wir hoffen inständig, dass er uns die kommenden Kilometer Strecke nicht auf den Kopf fällt. 

17.50Uhr. Ich für meinen Teil habe die Zeit im Auto dazu genutzt, meinen Block-Eintrag vorzuschreiben und bin soweit fertig. Unserer Gemeinschaft fällt auf, dass es allmählich an der Zeit wäre, etwas zu essen und einen Kaffee zu trinken.


18.17Uhr. Wir nehmen unseren traditionellen After-Con-Burger bei einer dieser seelenlosen Fastfood-Ketten ein. Miri fällt dabei erst beim Bestellen auf, dass sie noch immer ihre vulkanischen Spitzohren trägt, doch zu unserer allgemeinen Enttäuschung verzieht der Verkäufer keinerlei Miene.

18.45Uhr. K'olbasa läutet die erste Bilanzrunde ein. Der Tenor ist dabei recht eindeutig: Der FedCon und ihrem Personal wird eine gesteigerte Professionalität, Freundlichkeit und Effizienz zugeschrieben.
Mit drei zu eins Stimmen war die Begegnung mit George Takei noch vor der mit Vic Mignogna (Miri) der Höhepunkt für die meisten von uns.
Allerdings haben wir auch vereinzelt Kritik zu vermelden. So wurde die Informationspolitik bemängelt, denn wenn Angaben über Verschiebungen, Absagen oder Planänderungen nur über eine ausschließlich für iPhone-Besitzer zugängliche FedCon-App ausgegeben werden, kann man sich an einer Hand ausrechnen, dass dies in einem Hotel mit so massiven Stahlbetonwänden die Fans kaum erreichen wird. Wo sind die guten alten Touch-Monitore geblieben (der beklebte Zettel am Merchandise-Bereich war nämlich definitv kein angemessener Ersatz)?
Auch der rauere Umgangston mit den - zugegebenerweise manchmal etwas schwierigen - Fans seitens der Stars (von Beltran, Sirtis, Shatner bis zu Farrell) wurde zum Thema, wobei dies auch dem Umstand zuzurechnen ist, dass sich beide Parteien nunmehr ausgiebig kennen und nunmehr die selben Fragen wieder und wieder gestellt hören müssen. Ein ungesunder Trott in Kombination mit den Hürden der deutschen Sprache scheint eingekehrt zu sein, der alle Seiten ein wenig frustriert. Vielleicht wird es jetzt doch Zeit für neue Stars (z.B. einer kommenden TV-Serie), neue Gesichter und neue Anekdoten, die nie ein Mensch zuvor gehört hat..


20.05Uhr. Wir passieren bereits wieder die frühere innerdeutsche Grenze und freuen uns, in einer Zeit zu leben, in der Deutschland nicht mehr vom Eisernen Vorhang dominiert wird, Berlin die gemeinsame Bundeshauptstadt ist und die A2 so mittlerweile verhältnismäßig problemfrei zu passieren ist.
Wir unterhalten uns auch schon über die nächsten Möglichkeiten, auf eine Convention zu gehen. Weil wir gerade Hannover passiert haben, fällt uns die dortige Comic Con ein. Oder die in Berlin. Oder die in Stuttgart, wo immerhin Nathan Fillion zugegen sein wird. K'olbasa, der auf der Rückfahrt von der FedCon das Steuer seines Wagens innehat, wirft allerdings ob unserer allgemeinen Begeisterung ein, dass er nicht wegen eines Schauspielers irgendwo hinfahren wollen würde.
Öhm, ja...

21.37Uhr. Potsdam Hauptbahnhof! Wir sind wieder in den heimatlichen Gefilden angelangt und auch wenn wir die FedCon irgendwie vermissen, ist es doch schön, noch einen freien Tag vor uns zu haben, bevor uns die harte Realität des Arbeitslebens einholt. Dennoch hatten wir alle drei eindrucksvolle und ereignisreiche Tage, die wir nicht mehr missen möchten.

Sonntag, 15. Mai 2016

Turons FedCon-Logbuch, Teil II: Samstag, der 14. Mai 2016

Dies ist der Geschichte zweiter Teil. Den ersten kann man hier finden.

08:03Uhr. Nach knapp fünfeinhalb Stunden unruhigen Schlafes wache ich auf, springe unter die Dusche und vernetze den Bericht des Vorabends in den unendlichen Weiten des Internets. Kaum halb fertig, klopft auch schon der Rok an der Tür und erinnert uns daran, dass wir uns bereits zehn vor neun vor dem Hotel treffen wollten - schließlich liegt ein ereignisreicher Tag vor uns.


09.17Uhr. Wir nehmen unser Frühstück in einer Bäckerei namens Zimmermann's (nur echt mit dem Deppenapostroph) ein und erfreuen uns an den Eingeborenen, die brav in der Schlange stehen, nur um Brötchen käuflich erwerben zu können. Die vor uns liegenden Ereignisse scheinen ihren Schatten vorauszuwerfen.

09.33Uhr. Wir fahren mit der Straßenbahn in Richtung Maritim-Hotel. Vor allem unsere im TOS-Gewand bekleidete Berlinerin Miri zieht die Blicke der eingeborenen Ex-Hauptstädter auf sich. Doch auch andere FedCon-Gänger in noch ungleich kürzeren Outfits kreuzen unseren Weg. Im Eingangsbereich stolpern wir auch schon über die Schlange für die Anmeldung der nächsten FedCon, unter denen einige sogar allein mit Bademantel bekleidet anstehen. K'olbasa zeigt sich mit ihnen besonders durch das Tragen von Flipflops solidarisch.


09.59Uhr. Geteiltes Leid ist halbes Leid. Selbst der MC Chase Masterson (in einem Redshirt-Kleid) hat kaum geschlafen und räumt die Bühne für den Lokalmatadoren und Frühaufsteher Hubert Zitt, der fünfzig Jahre Star Trek Revue passieren lässt. Er klärt essentielle Fragen wie "Welchen Stiefel zieht sich Kirk nach dem Sechs zuerst an?" oder "Sind Klingonisch-Kenntnisse in Gewerkschaftskreisen ratsam?". Spätestens beim tosenden Applaus (der sich hinter dem für die Star-Gäste nicht zu verstecken braucht) bemerkt man, dass Zitt inzwischen zum unabdingbaren FedCon-Inventar gehört.
Gerüchte machen die Runde, dass der Bruce-Greenwood-Ersatz Alice Eve wegen eines Trauerfalls ihre Teilnahme abgesagt hat. Desweiteren sollen zum Auftritt George Takeis die Tore zum Hauptsaal verschlossen werden. Während sich letztere Behauptung als haltlos erweist, wird erstere nach einer Ansage Chase Mastersons zur traurigen Gewissheit.


11Uhr. Ein keineswegs schlanker Mann neben uns fragt lauter als geplant zu Chase Mastersons Outfit "Ist die schwanger oder ist das Kleid etwas ungünstig?", Äußerlichkeiten sind egal, meine ich, ihre Arbeit ist jedenfalls absolut solide.
Dann der Moment, auf den die meisten im Saal so sehnsüchtig gewartet haben: Die Internet-Ikone George Takei betritt die Bühne und beschreibt die Diversität bei TOS mit dem Slogan "The starship Enterprise is a starship Earth." Er erzählt von seinem Trinkkumpanen James Doohan, der allen irischen Wurzeln zum Trotz die Basis-Qualifikation für seine Rolle als Scotty nach eigener Aussage durch den extensiven Konsum von Scotch erworben haben soll. Nach einem ausgiebigen (aber durchaus unterhaltsamen) Monolog öffnet er sich den Fragestellern, wobei von Anfang an klar zu sein scheint, dass ein guter Teil von ihnen aufgrund der fortschreitenden Zeit heute keine Gelegenheit mehr haben wird, seinen Wissensdurst zu stillen. Und so plaudert Takei über "Heroes" (der einzigen Rolle in seiner Schauspielerkarriere, in der er extensiv japanisch reden durfte), sein Engagement in John Waynes "Green Barets" oder seinen Hang zu körperlicher Ertüchtigung. Es fallen einige wenige Spitzen gegen Shatner, die so ziemlich jeder Zuhörer im Raum mühelos als solche erkennen kann (etwa durch die Bemerkung, er habe alle Star Trek Schauspieler zu seiner Hochzeit eingeladen). Er bezeichnet Deutschland als "hotbed of [the] Star Trek fandom", spricht über sein Engagement für die LGBT-Gemeinde sieht sich und seine Arbeit durchaus in der Tradition Gene Roddenberrys, auch wenn ihm dessen Vorbild einige andere Lehren hat ziehen lassen. Durchaus respektvoll spricht er hingegen von der Person Donald Trump und distanziert sie beinahe von dessen schillernden Wahlkampf-Äußerungen. Zweifel an seiner politischen Ausrichtung lässt er dabei allerdings kaum aufkommen, wie man an seinem Abschlussstatement "I will be a proud American when she will be the president of the United States." deutlich ablesen kann.
Bei seinem Abschied kommt es erneut zu Standing Ovations für den Mann, der seinen Fans immerhin verspricht, den Altersrekord seiner Großmutter (stolze 104 Jahre) brechen zu wollen.


12.10Uhr. Das Alice-Eve-Panel entfällt ersatzlos und wir verlassen mit einer Menge neugewonnener Freizeit den Hauptsaal in Richtung Merchandise-Bereich, wo ich nur ein Shirt für mich, aber immerhin zwei für meine Frau käuflich erwerbe. Miri sucht vergeblich nach qualitativ hochwertigen bajoranischen Ohrringen oder einem Nexus-Shirt, das nicht wie ein Zirkuszelt ausfällt. Das Laufen durch die einzelnen Bereiche wird aber durch die wahren Menschenmassen erschwert, die sich durch die viel zu engen Gänge wälzen. Zum Glück hält sich die Sonne zurück, so dass wir nur vereinzelt den Körperausdünstungen anderer ausgesetzt werden.

12.36Uhr. Wir stehen für das Takei-Fotoshooting an, während K'olbasa immer wieder aus der Reihe ausbricht, um sich mit grünen Frauen oder anderen spannenden Kostümtragern fotografieren zu lassen. Wir kommen in unserer Schlange erstaunlich zügig voran, nur um an dessen Ende in eine weitere, ungleich größere Schlange geführt zu werden. Uns fällt - nachdem wir uns immer wieder nach unserem vierten Außenteammitglied umsehen - auf, dass viele Träger der roten TNG-Uniform Rok äußerlich ähneln: Oft sind sie männlich, schlank, kurzhaarig und tragen eine Brille.
Als wir dann viel später tatsächlich wieder auf Rok treffen, fällt uns auf, dass unser TNG-Uniformträger-Vergleich schon allein daran scheitert, dass unser Teammitglied heute seine Brille im Hotel gelassen hat.


13.32Uhr. Und plötzlich sind wir auch schon fertig, weil alles in den letzten fünf Minuten viel schneller ablief als wir uns hätten vorstellen können: Bezahlung (möglichst passend), Erhalt einer Karte, Abnahme von Rucksäcken oder Taschen und dann wird man auch schon vor den geduldigen George Takei geschoben, der jeden einzelnen Gast mit einem freundlichen Lächeln begrüßt. Doch ehe man angemessen zurücklächeln kann, wird man auch schon zur Fotoausgabestelle geschoben, erhält Gepäck und Foto und findet sich auf einem der vielen überfüllte Gänge wieder.


Wir fotografieren viele der toll verkleideten Fans und loben immer wieder, dass dies die erste FedCon seit langem ist, in der wieder Star Trek zum Mittelpunkt des allgemeinen Treibens geworden ist.


14.06Uhr. Nachdem Miri sich mit einer alten Freundin getroffen hat und Rok aus dem Robin-Curtis-Panel zurückgekehrt ist, bricht unsere Gemeinschaft zusammen ins benachbarte Friesdorf auf, um dort etwas abseits der Bon-Marken-verseuchten Hotel-Hallen zu essen. Doch der kleine griechische Steh-Imbiss (den wir aus Solidarität zu Marina Sirtis als Nahrungslieferanten ausgesucht haben) und die fortschreitende Zeit lässt Miri und Rok fluchtartig zum Maritim zurückkehren, während K'olbasa und ich weniger Berührungsängste mit der Kultur der Eingeborenen zeigen und in einem Anflug von spontaner Völkerverständigung danach sogar noch ein Eiscafé aufsuchen, um koffeinhaltige Getränke zu uns zu nehmen.


15.44Uhr. Wir kommen am Auto an, wo wir unsere gerade erworbenen Kölsch-Vorräte ("Wenn Du auf Fellabia bist, verhalte Dich wie ein Fellabianer", Phlox) verstauen und uns kurz darauf wieder ins Getümmel stürzen, um mit einer größtmöglichen Foto-Ausbeute nach Hause zurückkehren zu können. Wir treffen eine Menge alter Bekannter aus der echten Hauptstadt wie Marcus, Vivien, Jens, Julia, Logan, Andrea, Sirella und Q. Ich erwerbe William Shatners Buch "Leonard - My Fifty-Year Friendship with a Remarkable Man" und werde sogar auf meinen sträflich inaktiven Bücherblog angesprochen.


16.56Uhr. Zur Entspannung nach so viel Entspannung zündet sich K'olbasa seine traditionelle FedCon-Zigarre im Außenbereich an und wir stoßen gemeinsam mit Kölsch (warum gibt es eigentlich kein Bonnsch?) an. Doch dann wird der Gelegenheitsraucher plötzlich von vorbeiflanierenden Uniformträgern darauf aufmerksam gemacht, dass just in diesem Moment der Star-Trek-Kostüm-Weltrekordversuch beginnen würde.
Und so verschwindet er - die brennende Zigarre zurücklassend - hinter der großen Glasfassade, nur um um Punkt 17.01Uhr als zweiter Konstümträger aus der gleichen Tür wieder herauszukommen. Ich für meinen Teil bleibe sitzen und genieße das Spektakel, das sich vor meinen körperlichen Auge entspinnt.
Der Vorplatz füllt sich mehr und mehr und der grenzenlose Jubel suggeriert, dass der Rekordversuch geglückt sei. Anderen Informationen zufolge soll dies allerdings nicht gelungen sein und selbst der Hausrekord des Vorjahres um gut dreihundert Personen verpasst wurde.




17.45Uhr. Wir schlendern weiter auf dem Gelände herum und finden uns schließlich im Hauptsaal ein, wo die tapfere Miri Plätze für uns gesichert hat, von denen wir das Geschehen auf der Hauptbühne gut verfolgen können.
Schon bald taucht Chase Masterson wieder auf (dieses Mal in einer Art Star-Trek-Pyjama) und läutet den Panel-Abend mit dem ersten Stargast ein: Robert Beltran.


18.00Uhr. Im Vergleich zu seinem letzten FedCon-Auftritt fällt nicht nur auf, dass er sich sein Haupthaar wieder dunkel gefärbt hat, sondern auch, dass ihm ein Schalk im Nacken sitzt. Sein überaus unterhaltsames Panel schwankt zwischen bösartigem Humor, Anekdoten, Spitzen gegen unverständliche Publikumsfragen und Persiflagen auf seine Voyager-Kollegen. Zwischendurch ließ er dabei auch immer wieder konstruktive Kritik an der Serie und ihrer Produktionsbedingungen anklingen.
So antwortet schelmisch er auf die Frage einer der vielen vorrangig weiblichen Fragestellerinnen, wie er sich das Endstadium der Serie vorgestellt habe mit "I was hoping that at the beginning of the seventh season Janeway would die." um etwa auf die etwas überhasteten Entwicklungen innerhalb der letzten sieben Folgen und die mangelnden Möglichkeiten seines Charakters hinzuweisen. Ferner berichtet er darüber, wie man mit Pferden umgehen sollte, wie er von weiblichen Fans gestalkt wurde und dass es jeden Morgen etwa zwanzig Minuten dauerte, seine Maske anzulegen. Denkwürdigstes Bonmot dieses Panels war aber ohne Frage sein Satz "When it comes to Seven of Nine, you don't want a quickie."
Nun ja.
Da können wir uns wohl alle nur anschließen.
Oder?


18.53Uhr. Chase Masterson kündigt den nächsten großen Gast an: tänzelnd gelangt Walter Koenig unter tosendem Applaus und Musik aus Voyager (!) auf die Bühne. Doch dieser überraschende Akt der Agilität und Spontaneität war keinesfalls ein geeigneter Indikator für das nun folgende Panel. Etwas zäh berichtete der Altstar mit brüchiger Stimme von den Schwierigkeiten und Annehmlichkeiten seiner wohl prägendsten Rolle ("It was not very challenging to do Star Trek."), wobei er einige Male den roten Faden verlor, Tempo einbüßte oder schlichtweg vergaß, ins Mikrofon zu sprechen. Als ob es dadurch nicht schon schwierig genug gewesen wäre, dem Inhalt zu folgen, begannen auf den Rängen auch noch Ordner, die Eintrittskarten zu kontrollieren, um sich vor dem Panel William Shatners der Tageskarten-Besitzer zu entledigen. Dazu werden die Eingänge hermetisch abgeriegelt und sowohl Rok als auch Miri kommen nur ins Innere des Saals, weil K'olbasa sich live bei den Türstehern für die Rückkehr der beiden einsetzt. 
Inhaltlich kreist Koenig derweil um unterhaltsame Fanbegegnungen, seine Sympathie für Anton Yelchin und seinen russischen Akzent, dessen Klangmuster er von seinem bereits damals verstorbenen Vater übernommen hatte.
Als das Panel sich dem Ende entgegenneigt mischt sich die Erleichterung mit Wehmut, dass dies eventuell einer der letzten Auftritte des TOS-Darstellers gewesen sein könnte. Dem zum Trotz oder vielleicht auch gerade deswegen wird er mit Standing Ovations verabschiedet.


19.54Uhr. Chase Masterson kündigt (nun in blauem oder schwarzem Glitter-Kleid) den Höhepunkt des Abends an: William Shatner. Obgleich fünf Jahre älter, präsentiert sich Shatner ungleich agiler als Koenig und liefert eine Show ab, die in ihrer Anlage stark an eine Boston-Legal-Episode erinnert: Man weiß nie so recht, ob er seinem Publikum hier einen eigentlich witzig gemeinten Wortbeitrag vorspielt, oder ob man gerade einen echten Einblick in seine Persönlichkeit erhält.


Sein Panel läuft vor zitierwürdigen Bemerkungen nahezu über. So betont er den Weltstadtcharakter Berlins vor Bonn ("What is the capital? Berlin?! Finally! Something that makes sense!"), weiß was er mit Chris Pine machen würde ("I would shoot him."), stellt klar warum TOS in Frankreich weniger erfolgreich ist ("The french don't know what they're doing!") und bestimmt ohne nachdenken zu müssen zielsicher den Grund für den Erfolg des Franchises an allen anderen Orten ("I am the reason why!"). Er erzählt von seinem Motoradprojekt, rührt die Werbetrommel für "Chaos on the Bridge" und wünscht sich, dass "Rocket Man" niemals aufgezeichnet worden wäre.



21Uhr. Nachdem auch Shatner seine eigenen Standing Ovations abgeholt hat, Chase Masterson eine zehnminütige Pause angesagt und K'olbasa die Gunst der Stunde nutzt, um auf der unteren Ebene seine Fotos zu schießen tritt als krönender Abschluss die Jadzia-Dax-Darstellerin Terry Farrell auf und gibt bereitwillig Auskunft über ihren Familienstand (geschieden), ihre aktuellen Lieblingsserien ("Orange is the New Black" und "Sense8"), ihren Ex-Mann (ein Arsch), ihr Haustier (ein Hund) und wer in ihren Augen der Hauptverantwortliche für ihren Ausstieg aus DS9 war (Rick Berman).
Immer noch ist sich erstaunlich schüchtern, aber keineswegs verlegen um schlagfertige Antworten auf merkwürdige Publikumsfragen ("I'm not gonna give klingon sex to your husband!"). Als sie jedenfalls nach der Abmoderation durch Chase Masterson von der Bühne tänzelt, ist ein ganzer Saal verzückt von einer beeindruckenden Frau.


22.14Uhr. Nach einem letzten gemeinsamen Stopp am Auto bleiben K'olbasa, Miri und Rok bei der Party, während ich mich auf den Weg zurück ins Hotel mache, um meinen zweiten Logbucheintrag fertigschreiben zu können.


01.35Uhr. Ich bin fertig mit dem Schreiben. Meine Augen lassen sich kaum mehr offen halten und nachdem mir Miri heute bereits unter die Nase gerieben hat, dass sie in meinem gestrigen Bericht mindestens zwei Fehler gefunden hätte, bin ich mir sicher, dass ich diesen Schnitt noch höher setzen kann. Trotz des unabstreibbaren Spaßes den wir hier alle haben, freue ich mich doch insgeheim, dass morgen schon der letzte Teil dieses Logbuches folgt.