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Donnerstag, 29. Januar 2015

Der Supersaturn am Nachthimmel

"If you liked it than you shoulda put a ring on it", also "Wenn es Dir so gefallen hat, dann hättest Du einen Ring draufsetzen sollen" trällerte dereinst das R'n'B-Püppchen Beyoncé Knowles in die Charts. Damit hat das ehemalige Destiny-Child-Mitglied sogar irgendwie recht und es mutet in diesem Zusammenhang nur folgerichtig an, einmal ein ernstes Thema im Star-Trek-Universum anzusprechen, das viel zu oft verlegen hüstelnd unter die Teppichkante gekehrt wird:
Planeten mit Ringsystemen.


Irgendwie sind Menschen ganz generell fasziniert von diesen geostationären, scheibenartigen Gebilden, die beispielsweise den zweitgrößten Planeten unseres Sonnensystems umgeben. Nichtsdestotrotz hielt Galileo Galilei die Erscheinung für Henkel und erst Christiaan Huygens gelang es, das Gebilde als Ring zu identifizieren. Nach und nach fand die Menschheit heraus, dass es sich tatsächlich um ein ganzes Ringsystem handelt. Dabei handelt es sich keineswegs um ein Alleinstellungsmerkmal, denn der ein oder andere Nachbar im Sonnensystem, wie etwa Jupiter, Uranus oder Neptun verfügt ebenfalls über dieses ansprechende Design. Doch damit nicht genug; inzwischen gelang es Forschern sogar, Ringe um Planetoiden und Exoplaneten nachzuweisen.

Wie man also sehen kann, gibt es einen allgemeinen Trend in den unendlichen Weiten des Alls, sich mit allerlei ausgefallenen Ringsystemen zu schmücken und es ist in diesem Zusammenhang bedauernswert, dass ausgerechnet eine wegweisende Science-Fiction-Franchise wie "Star Trek" diesem Umstand erst so spät Rechnung trug. Hauptgrund war vor allem für die ständig vom Rotstift der Finanzabteilung betroffenen ersten Serie der hohe Kostenfaktor, der mit solch aufwändigen Effekten einherging.


Gut, in "Kirk unter Anklage" und "Talos IV – Tabu, Teil I" wurde immerhin ein Mattepainting benutzt, auf dessen Firmament man mit guten Augen einen beringten Himmelskörper ausmachen konnte, doch es sollte bis zur Aufarbeitung des Materials zur "Remastered"-Veröffentlichung im Jahre 2006 dauern, bis schließlich eine glaubhafte Zahl verschiedener Planetenringe Eingang in verschiedene Folgen der Originalserie fand.


Auch die TOS-Kinofilme zeichneten sich in erster Linie durch eine stiefmütterliche Behandlung von Ringsystemen aus und es dauerte bis zum Start der zweiten Star-Trek-Serie "Next Generation", bis ein vorsichtiges Denken einsetzte. Und daher begann TNG bereits programmatisch mit einem Blick auf den ringumgkränzten Saturn in seinem Vorspann.



Allerdings gab es erst zu Beginn der zweiten Staffel auch ein paar Planetenringe zu sehen, als in "Das fremde Gedächtnis" der Planet Gravesworld gezeigt wurde. Von nun an häuften sich Sichtungen dieses Phänomens, auch wenn es sich dabei häufig um Zweitverwertungen des Materials aus dieser Folge handelte (z.B. in "Die Thronfolgerin" und "Planet der Klone"). Dafür blieb aber einem TNG-Film die einsame Ehre überlassen, diesem Phänomen sogar handlungstragende Bedeutung zukommen zu lassen:
Im neunten Kinofilm "Der Aufstand" war das Feature des Ba'ku-Planeten nämlich dafür verantwortlich, dass die Eingeborenen sich keine Sorgen mehr um einen Platz im Seniorenheim machen mussten.

"Deep Space Nine" verwendete kaum größere Energie auf die Darstellung dieser aufwändigen CGI-Effekte. Dafür aber sprang "Voyager" kurz darauf in die Bresche und verkündete ebenfalls bereits mit seinem Intro eine erneute Hinwendung zu Planetenringen und nahm sich in mehreren Folgen der Thematik an.



Damit begründete Voyager einen neuen Trend, denn als schließlich die bislang letzte Fernsehserie "Enterprise" abgesetzt wurde, fanden sich in den lediglich vier Staffeln dieses Prequels die meisten Sichtungen von Ringsystemen überhaupt (darunter so bedeutsame wie die des Planeten Andor(ia) in "Die Aenar").


Doch warum widmet die Star-Trek-Tafelrunde "Hermann Darnell" ausgerechnet dieser Tage jener Erscheinung einen ganzen Artikel?
Grund dafür ist die Entdeckung eines Planeten, der nicht nur zweihundert Mal größer ist als der Saturn, sondern sogar dreißig bis hundertdreißig Mal schwerer. Darüber hinaus zieht er ein System von etwa dreißig Ringen in seinem Schlepptau umher, das einen unvorstellbar großen Raum von beinahe 120 Millionen Kilometern ausfüllt.
Und weil Menschen sich eine solche Größe so schlecht vorstellen können und schon immer fasziniert von Ringgebilden um Planeten waren, hat sich Spiegel Online in einem Anflug von Populärwissenschaft dazu animiert gefühlt, ein Foto zu schaffen, dass diese Ausmaße deutlich machen soll: Wäre dieser "Supersaturn" nämlich dort ansässig, wo sein kleiner Gevatter in unserem Solarsystem seine Runden dreht, könnte man ihn selbst am hellichten Tag als beeindruckenden Himmelkörper wahrnehmen.
Was die eifrigen Fotobastler allerdings nicht berücksichtigt haben ist die Tatsache, dass ein solch massiver Himmelskörper in unmittelbarer Nachbarschaft jenes sensible System ausgehebelt hätte, das irgendwann in der Geschichte unseres Planeten Leben ermöglichte. Wäre also tatsächlich der Supersaturn in so unmittelbarer Nähe zu uns beheimatet, wäre wohl kein Observatorium mehr auf diesem Bild zu sehen.

Spiegel Online Wissenschaftsressort: Reißerische Überschrift und reißerische Bilder


Natürlich sind solche Gedankenspiele unsinnig, könnte man jetzt (zu Recht) einwerfen, da es ja schließlich nur der Demonstration und Veranschaulichung für Laien dienen soll. Und weil auch wir ja im Prinzip nichts weiter als "Laien" sind, wollen wir heute die etwas gering ausgefallene Fotostrecke (mit nur einer einzigen entsprechenden Montage!) an dieser Stelle in einem Anflug kollegialer Sympathie für die Kollegen bei Spiegel Online auffüllen, indem wir zum versöhnlichen Abschluss dieses Beitrags noch schnell drei Abbildungen hinterherschieben, wie das selbe Objekt auf Vulkan, Qo'noS oder vom Zehn Vorne aus aussehen könnte. Aus wissenschaftlichem Interesse, versteht sich.