Dienstag, 25. August 2015

Ein offener Artikel an diesen einen 'Fan'

Hallo Du,

Wir sind uns noch nie begegnet und doch kennen wir uns dank des Zaubers der sozialen Netzwerke. Du liest regelmäßig meinen Blog und folgst mir sogar treu auf Facebook. Zuweilen kommentierst Du hüben wie drüben meine Beiträge und man könnte beinahe behaupten, dass ich mich über so engagierte Follower wie Dich freue und mir gar noch viel mehr Fans wie Dich wünschen würde.

Wenn da nicht diese eine Sache wäre.
Es hilft nicht, es zu leugnen, denn ich haben es gesehen.
Du hast einen „Gefällt mir“-Klick an einer Stelle gesetzt, die mir überhaupt nicht gefällt.

Es war nicht irgendeine Seite, unter der plötzlich zustimmend Dein (Klar-) Name stand, sondern ein Hetzartikel gegen Flüchtlinge und Asylanten in Deutschland.
Daher muss ich Dich – von einem Star-Trek-Fan zum anderen – mal einfach geradeaus fragen:
Ist das Dein Ernst?
Glaubst Du wirklich, dass beides irgendwie zueinander passt?

Denn wie sagte bereits Fry in Futurama über Star Trek:

Ich hab dadurch so viel gelernt. Zum Beispiel, dass man Leute achten soll, egal ob sie schwarz, weiß, Klingonen oder sogar Frauen sind.“


Auch wenn die Schreiber der Sci-Fi-Satire diese Äußerung humoristisch zugespitzt haben, entbehrt sie doch nicht eines gewissen wahren Kerns: Offenheit gegenüber allem Andersartigen ist eine – wenn nicht sogar die - Hauptbotschaft in Star Trek.
Aus diesem Grund sind die Anhänger der Franchise auch ein Inbegriff für Toleranz. Ein intoleranter Trekkie klingt daher schon irgendwie so widersprüchlich wie ein kommunistischer Nazi, ein homophober Schwuler oder ein Klingone ohne Ehrgefühl.

Hast Du denn gar nichts aus Folgen wie „Spock unter Verdacht“, „Ganz neue Dimensionen“, „Bele jagt Lokai“, „Auf schmalem Grat“, "Das Auge des Universums“ oder „Dämonen“ und „Terra Prime“ (u.v.m.!) gelernt, für die es noch nicht einmal sonderlich viel Intelligenz bedarf, um darin ein Gleichnis auf den Rassismus unserer Tage zu sehen?


Das Traurige ist, dass ich ganz genau weiß, dass Du im Grunde gar kein schlechter Mensch bist. Vielleicht hast Du ein paar falsche Freunde, vielleicht liegt es an dem provinziellen brandenburgischen Provinzkaff in dem Du aufgewachsen bist oder vielleicht hattest Du an dem Abend das ein oder andere romulanisches Ale zu viel getrunken (das sollte aber auch wirklich verboten werden!).

Außerdem halte ich wenig davon, Leute an den Pranger zu stellen, arbeitslos zu machen oder vom Internet-Mob niederbrüllen zu lassen.
Ich hoffe stattdessen, dass Du Dich der selben Werte erinnerst, die uns Star-Trek-Fans (übrigens per Definition eine ausländische TV-Serie!) weltweit einen: Der Glaube an eine Menschheit, die in der Lage ist, sich weiterzuentwickeln und über primitive Anschauungen wie Rassenhass, Fremdenfeindlichkeit oder Intoleranz hinauszuwachsen.

Menschen, die mit Vorbildern wie Captain Picard, Sisko oder Janeway aufgewachsen sind, lassen sich nämlich nicht unbedingt in einen Mob pressen, der in Nauen, Heidenau, Freital oder Tröglitz Einblicke in die tiefsten Abgründe unserer Spezies liefert.
Wir sind die andere Seite, denn Star Trek symbolisiert genau all das, was die „Asylkritiker“, „PEgdIdA-Sympathisanten“ (kein Schreibfehler, der Name müsste eigentlich korrekt auf diese Weise geschrieben werden) und „besorgten Bürger“ gemeinhin als 'Gutmenschen' zu diffamieren versuchen.

Nimm Dir also einfach Captain Kirk zum Vorbild, dem es in „Das unentdeckte Land“ gelang, seine Abneigung gegen Klingonen zu überwinden. Lass ein wenig von dem, was Du bereits Hunderte Male auf dem Fernsehbildschirm gesehen hast auf Dein Leben abfärben. Statt Hunderten von Star-Trek-Seiten nur virtuell zu folgen, solltest Du damit beginnen, die grundlegende Botschaft der vielen Serien und Filme ernstzunehmen.


Natürlich gibt es zu guter Letzt aber auch noch die Möglichkeit, dass ich mich schlichtweg in Dir getäuscht habe und Du tatsächlich unserer einziger Follower mit schizophrenen Anwandlungen und vor allem einem totalem Dachschaden bist.
In diesem Fall hinterlasse ruhig weiter Deine "Gefällt-Mir"-Angaben auf derlei mäßig verschleierten Neo-Nazi-Seiten – aber tu uns allen den Gefallen, das "Gefällt-Mir"-Häkchen wieder von meiner Seite zu nehmen.
Solche Fans braucht nämlich niemand; weder Star Trek im Allgemeinen, noch Hermann Darnell im Speziellen.

Vielen Dank,

Dein Hermann Darnell

6 Kommentare:

  1. Lieber Hermann, danke für diese klaren Worte! Danke, denn Du erinnerst an die Werte, die Star Trek für mich so bedeutend gemacht haben. Und danke auch dafür, dass auf unserem Blog hier solch ein klares Zeichen gegen diesen unerträglichen unmenschlichen Irrsinn und diese scheinbar um sich greifende Dummheit gesetzt wird!

    AntwortenLöschen
  2. Vielen Dank für das Statement!

    AntwortenLöschen
  3. Ein großartiges Statement!

    Denn letztlich, Nummer Eins, sind wir alle nur sterblich...

    AntwortenLöschen
  4. Und gerade ein Star Trek-Fan sollte es wirklich besser wissen.

    Danke.

    AntwortenLöschen
  5. Genau aus dem Grund bin ich seit Jahrzehnten überzeugter Star Trek-Fan.
    Danke für den schönen Artikel

    AntwortenLöschen
  6. Obwohl das ein schon sehr alter Artikel ist, möchte ich ihn dennoch abermals kommentieren. Genau wie ich (Anonym) haben auch einige andere die Kommentarfunktion genutzt, um ihre Zustimmung zu dem Artikel auszudrücken. Ich habe nicht daran gedacht, nach der Quelle zu fragen, um mir selbst ein Bild zu machen. Dadurch habe ich einen Fehler begangen und mir ein Urteil über einen Dritten erlaubt, dass mir nicht zustand. In der Tat gibt es immer gute Gründe, etwas von mehreren Seiten zu betrachten. Ob es sich um Hetze oder sachliche Argumentation gehandelt hat konnte ich jedoch nicht beurteilen.

    AntwortenLöschen